11. August 2012 Lesezeit: ~4 Minuten

Alles bio oder was? – Fixieren mit Salz

Du möchtest gern einmal einen Film entwickeln, scheust aber die Anschaffungskosten? Dieser Bericht wird Dir zeigen, dass Du nur eine Entwicklerdose brauchst. Den Rest hast Du da!

Ich liebe die experimentelle Fotografie. Erst kürzlich habe ich einen Artikel über die Filmentwicklung mit Urin geschrieben.

Doch egal ob Peeneol, Caffenol, Wineol oder Paranol, für die Fixierung braucht man einen Fixierer. Doch gibt’s hier nicht auch ein Hausmittelchen als „Hilfe“? Ich wollte es herausfinden.

So bestückte ich meine 500N mit einem APX 100, stellte die Kamera dank des tollen Sommers auf ISO 400 und machte ein paar schicke Schnappschüsse, um meinen Testfilm zu füllen. Geplant war eine 2-Blenden-Push-Entwicklung mit Caffenol C. Meinen „Kaffee“ machte ich so wie immer:

400ml Wasser
16g Trockenkaffee
21,6g Soda
6,4g Vitamin C
Hmmmm, lecker …

Während mein Film eine 38-minütige Kaffee-Pause machte (Rotation alle 30 Sekunden) setzte ich den Fixierer an. Im Internet hieß es, dass es mit Salz gehen soll. Einige sagten ja, andere sagten nein. Nunja, ein Film ist nicht teuer und so opferte ich einen für dieses Experiment.

Ich setzte 500ml Wasser im Wasserkocher auf, gab es kochend in eine Schüssel und eine Packung Tafelsalz (500g) hinzu. Immer wieder rührte ich die Suppe, damit das Wasser so salzig wie möglich wurde. Ein Großteil des Salzes setzte sich am Boden ab, die Lauge schien gesättigt zu sein.

Der Film war fertig entwickelt, mein Fixierer inzwischen auf 40° abgekühlt. Nun, was soll’s: Ab in die Dose damit!

Ich passte auf, dass keine bis möglichst wenig Krümel mit in die Dose kamen und rotierte die Dose die ersten fünf Minuten lang.

Ich ging schlafen …

Am nächsten Morgen führte mich der erste Gang zu meiner Dose. Aber noch war die Zeit nicht gekommen. Ich rotierte sie erneut und machte mich fertig für die Arbeit. Abends juckte es richtig in den Fingern – sollte ich es schon wagen? – Ich ging früh zu Bett, damit die Zeit schneller verging.

Der zweite Tag war angebrochen. Der Film war nun 36 Stunden im Fixierbad und außer einer Rotation gab es nichts zu tun. Die Arbeit rief.

Die acht Stunden Kreativ-Pause waren vorbei und ich war wieder zu Hause. Achtundvierzig Stunden waren nun um. Ich beschloss, dass die Dose „reif“ war und begann mit der Wässerung. Gedanken schossen durch meinen Kopf: Sollte meine Ungeduld bestraft werden? Nicht doch lieber noch einen Tag warten?

Die Wässerung war fertig. Ich öffnete die Dose und war den Tränen nah. Ein kohlrabenschwarzer Filmstreifen. „Ist nix geworden“, rief ich meiner Frau zu.

Ich fing an, den Film aus der Spule zu holen und hielt ihn gegen das Licht. Moment – da ist was! Und da auch! Juhuuu! „Ist doch was geworden!“ Ich hing den Film wie gewohnt zum Trocknen auf und schaute mir den Streifen genauer an.

Der ganze Film war relativ dunkel, aber die Bilder waren kräftig und kontrastreich. Ich war gespannt.

Nach zwei Stunden war der Film soweit, dass ich mit dem Scannen anfangen konnte. Die Negative waren nicht nachgedunkelt. Die Bilder waren „stark“. Dabei muss ich erwähnen, dass ich übertrieben starke Kontraste mag. Eine Pushentwicklung mit Caffenol – genau mein Ding.

Das Ergebnis meines ersten Film kann man hier finden.

Ich habe den Film als Farbfilm eingescannt, da die Bilder (woher auch immer) einen richtig tollen Farbstich bekommen haben. Tja, warum habe ich bloß so viele Chemikalen gekauft? Eigentlich hatte ich doch schon alles da.

Zwei Wochen später: Ich habe die Negative verteilt an verschiedenen Orten aufbewahrt. Auf der Fensterbank, auf meinem Schreibtisch und an einem dunklen Ort. Alle Negative haben ihren Zustand beibehalten und scheinen stabil zu sein. Doch mit Salz zu fixieren ist wirklich nur für Notfälle eine Alternative, denn es dauert einfach nur ewig lang.

20 Kommentare

Die Kommentare dieses Artikels sind geschlossen. ~ Die Redaktion

  1. Super Bilder – genau nach meinem Geschmack, auch wenn ich es nicht so salzig mag ;)

    Na due Zeit läßt sich doch super überbrücken, indem man einfach neue Filme mit Bildern füllt :D

  2. Ob Dir die Negative kaputt gehen, merkst Du erst nach Jahren oder Jahrzehnten.
    Ich habe schon in einer Ausstellung ausgesilberte Stellen, von Prints gesehen.
    Natriumthiosulfat ist meiner Meinung nach nicht schädlich für die Umwelt, oder den Anwender und rel. günstig zu bekommen.
    Warum Du nun unbedingt mit NACL fixieren willst, erschließt sich mir nicht.
    Aber gut machen und probieren kann man vieles.

    Vielen Dank für Deinen Bericht!

    • Nachsatz: Schön wäre natürlich, wenn Du Deine Beiträge mit etwas chemischen Hintergrundwissen ergänzt, dann staunen die unbedarften Laien nicht so sehr und lernen noch etwas!

      Z.B das jede Substanz, die das Silber reduzieren kann, als Entwickler in Frage kommt…

      Im „Kollodiumprozess“ ist kann das Eisensulfat sein in Kombination mit Essigsäure und ursprünglich wurde früher ( und auch heute noch) mit KCN fixiert. Das geht in Sekunden. Nachteil: das ist extrem giftig, wenn Bläusäuredämpfe entstehen und ist auch als Zyankali bekannt.
      Eisensulfat ist in „Mosswegrasendüngern“ enthalten, das streuen die Leute auf Ihren „Biorasen“.

  3. Klingt nicht übel. Die Ergebnisse sehen auch überzeugend aus.
    Leider bin ich nicht im Besitz eines Negativ Scanners – sonst würde ich das wohl schnell selbst ausprobieren. Was nicht ist, kann ja noch werden. ;-)

  4. experimentierfreudig, … aber ich verstehe nicht ganz den Sinn, da es heute hervorragende Entwickler und Fixiermittel gibt und zudem noch preisgünstig sind.

  5. Blogartikel dazu: Alles bio oder was? – Fixieren mit Salz – kwerfeldein – Fotografie Magazin | shared – Der Abfall, der bleibt

  6. A propos „Alles bio“: Das im verbrauchten Fixierer gelöste Silber ist bekanntlich ein ganz hervorragendes Biozid, und gehört also trotz aller Öko-Anmutung fachgerecht entsorgt und nicht in die Kläranlage.

    Ich gehe davon aus daß Du das eh weißt, aber für Nachahmungstäter meiner Meinung zumindest eine Erwähnung wert…

    • Jaein:
      Du kannst Farbnegativfilme mit den Chemikalien für SW-Filme „Cross Entwickeln“.
      Wenn du die regulären Chemikalien (für SW) nimmst, ist dein Ergebnis ein monochromes Negativ mit sehr schwachem Kontrast.
      Wie das bei alternativer Chemie aussieht kann dir wahrscheinlich niemand direkt sagen-ausprobieren!
      Generell kannst du die 3 heute üblichsten Prozesse zum Entwickeln von Filmen (E6)Diafilme, (C41)Farbfilme/“falsch Schwarz Weiß Filme“ und SW-Normalfilmentwicklung untereinander tauschen. Die Ergebnisse liegen zwischen ziemlich beliebt in der fotografischen Praxis (Diafilm in C41) oder eher niedrigqualitativ (Farbnegativ in SW-Chemie).
      Es kommt immer auf den „Look“ an, der am Ende erzeugt werden soll.
      Im (englischen) Wikipedia gibt es unter „Cross processing“ eine nette Erklärung mit einigen Beispielbildern für unterschiedliche Kreuzungsansätze.

  7. Ich habe noch ein Hinweis zu NACL als Fixiermittel gefunden. In Max Schell „Chemie für Fotografen“ S.147…Die lösende Wirkung auf Silberchlorid entdeckte J.F.W. Herschel im Jahre 1819 ( der Sohn von dem berühmten Astronomen..) Bereits Daguerre und Talbot verwendeten es und ersetzten damit das vorher benutzte, aber ungenügend fixierende Kochsalz….

    Das bezieht sich auf Natriumthiosulfat..

    Viele Grüße und einen schönen Sonntag!

  8. Mit großer Freude habe ich den Artikel gelesen, da ich selbst ein leidenschaftlicher Panscher bin.
    Das Problem des Haushaltsfixierers beschäftigt mich auch schon länger. Noch vor kurzem habe ich mit imagefrugales (Reinhold caffenol blogspot) und anderen über das fixieren mit geättigter Salzlösung diskutiert. Das es prinziell funktioniert, ist sicher grossartig allerdings habe größere Zweifel daran, dass das Negativ archivfest ist. Ich werde mal versuchen meine Kontakte zu alten Profs wiederzubeleben. Dort sollte eine Analyse eines derart fixierten Negativs leicht möglich sein. Mal sehen was dabei rauskommt. Allerdings würde ich bei 48h Fixierung auch wahnsinnig werden. Wenn der Film entwickelt ist, will ich Ihn auch auf dem Leuchttisch haben. Also nix für die Standartfixierung.

    Ich sehe schon, ich muss mal endlich meinen Artikel über parRodinal für kwerfeldein fertig machen :-)

  9. geniales Sache – ich wollte ewig schonmal selbst Entwickeln und brauche manchmal eine einfache Möglichkeit mit etwas anzufangen, dann hab ich auch Lust auf mehr. Wahrscheinlich wird genau dieser Artikel mir weiterhelfen – wirklich cool, und auch schön geschrieben ;)
    Danke und LG

  10. Blogartikel dazu: #287 – Pökelfoto | Happy Shooting – Der Foto-Podcast

  11. Hey :D Wie bist du auf die 48 Stunden Fixierzeit gekommen? Geht da auch weniger?
    Hab auch schon von Leuten gehört dass sie Essig beigemischt haben und dass es dann schneller ging. Weißt du da was?

  12. danke für die Idee mit dem Kochsalzfixierer. Ich habe das jetzt für Fotogramme erprobt. Diese setze ich ohne Entwickeln an.

    Ein Blatt Photopapier.
    Darauf legt man Gegenstände oder Blätter und lässt in praller Sonne zwischen einer halben und einer Stunde belichten.

    Das fertige Bild ist noch lichtempfindlich, kann aber gescannt werden.

    Dann in Kochsalzlösung zwischen zwei und vier Stunden fixieren.
    Man kann den Fortschritt in gedämpftem Licht beobachten.

    Auch bei mir entsteht ein Farbstich.

    Ich habe einige der Rezepte auf dieser Seite erprobt, Caffenol, Teenol, Wineol, Bierol und einiges mehr. Danke dafür.

    Viele Grüße von Bernd

  13. Schön und gut, das mag ja alles funktionieren-schön! Aber vergesst bitte nicht die Firmen die uns Entwickler und Fixierer zur Verfügung stellen, die ANALOGER sind eine kleine Gruppe und bald gibt es gar nix mehr, weil sich die Herstellung von Chemikalien für Exoten nicht mehr lohnt, Kauft und schießt Film und kauft euch Chemie, analog muss leben!!

    Gruß,det