Buchvorstellung: Seeing the Unseen
Ich lese kaum noch technische Bücher über Fotografie. Irgendwie scheint es mir so, als ob man alles schon irgendwo gelesen hat. Es gibt wenig Neues und Interessantes. Heute stelle ich Euch ein E-Book vor, das für mich eine Ausnahme darstellt.
Schon lange wollte ich die Sterne fotografieren. Ich habe einige Versuche unternommen, bin jedoch selten zu guten Ergebnissen gekommen. Anders als meine Sonnenauf- und -untergangsfotos waren meine Nachtfotos meist nicht sehr gut geplant. Sie entstanden spontan aus einer Laune heraus.
Alister Benn beschreibt das in seinem Buch Seeing the Unseen als reaktive Fotografie im Gegensatz zur proaktiven Fotografie. Und Letzteres ist es, was ich mir vorgenommen habe: Auch bei meinen nächtlichen Fototrips mehr zu previsualisieren, sie besser vorzubereiten und zu planen.
Seeing the Unseen ist dabei eine große Hilfe. Ich bemerkte schon auf den ersten Seiten, dass hier jemand über seine Leidenschaft schreibt, über etwas, was er seit Jahren praktiziert. Das vermitteln auch die fantastischen Fotos im Buch, die mir sehr gut zeigen, was bei welcher Lichtsituation möglich ist. Drei Beispielbilder seht Ihr hier im Artikel.
Das Buch inspiriert und motiviert ebenso wie es informiert. Und diese Informationen machen es so wertvoll. Ich habe viele Tutorials und Berichte zur Nachtfotografie im Internet gelesen. Sie kratzten jedoch nur an der Oberfläche und ließen viele Fragen offen.
Fragen, die man teilweise erst duch langjährige Erfahrung beantworten kann. Wann ist zum Beispiel die beste Zeit, um bei Vollmond zu fotografieren? Was ist bei den unterschiedlichen Lichtverhältnisen möglich? Wann sollte man Startrails stacken und wann wird man damit kein gutes Ergebnis erhalten? Wie bekommt man scharfe Sterne im Foto? Wann sollte man GND-Filter benutzen und wann besser darauf verzichten und was sind die Alternativen?
Dies sind nur ein paar Fragen, die Alister auf 95 Seiten beantwortet. Er beschreibt auch die Grundlagen. Wie man die nächtlichen Exkursionen plant, wie man im Dunkeln richtig fokussiert, die Belichtung berechnet, mit dem Rauschen umgeht oder wie man Nachtfotos bearbeiten kann. Die Bewegung der Sterne an unterschiedlichen Breitengraden ist ebenso ein Thema wie die Position des Nordsterns. Außerdem beschäftigt sich das Buch mit den kreativen Aspekten der Nachtfotografie. Was sollte man beim Erstellen der Komposition berücksichtigen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen?
Besonders gut sind die Beispiele am Ende des Buchs, die alle Konzepte noch einmal zusammenfassen und die wichtigsten Punkte hervorheben.
Seeing the Unseen ist als E-Book in englischer Sparche für 15$ erhältlich und seit Kurzem auch als Kindle-Version verfügbar. Es ist sowohl für Fotografen geeignet, die sich schon mit Nachtfotografie beschäftigt haben als auch für Neulinge auf diesem Gebiet. Die Präsentation des Buches ist gut gelungen und es lässt sich angenehm am Bildschirm lesen. Von meiner Seite erhält es eine klare Empfehlung. Ihr findet weitere Informationen auf Harvesting Light.