Makrofotografie: Der Einstieg
Wesen, die nicht von dieser Welt zu sein scheinen, schreckliche Monster und Wesen von filigraner Schönheit. Wir sehen sie jeden Tag und übersehen sie. Wenn wir die Perspektive auf unsere Welt nur ein wenig ändern und einen Schritt näher rangehen, eröffnet sich uns eine völlig andere Welt.
Bis heute sind beinahe eine Milliarde Insektenarten wissenschaftlich beschrieben worden, das sind mehr als 60% aller überhaupt beschriebenen Tierarten. Dazu kommen noch Abertausende andere wirbellose Tierarten. Aber da sich der Begriff „Wirbellose“ nicht wirklich schön liest, werde ich im Folgenden oft Insekten schreiben, aber wirbellose Tiere meinen.
Ihr werdet, vor allem, wenn Ihr Euch im Bereich der Makrofotografie bewegt, häufiger den Begriff des Abbildungsmaßstabs lesen. Ich erkläre ihn also lieber vorab.
Bei einem Abbildungsmaßstab von
- 1:1 ist die Abbildung auf dem Chip so groß wie das Objekt selbst.
- 1:2 ist die Abbildung halb so groß wie das Objekt.
- 2:1 ist die Abbildung doppelt so groß wie das Objekt.
Für den Einstieg in die Insektenfotografie reicht eine sehr einfache Ausrüstung: Eine Kamera, ein Objektiv und es kann losgehen. Ob Ihr eine APS-C- oder eine Kleinbildkamera verwendet, ist also relativ egal. Nur die Fläche, auf die das Objekt projiziert wird, ist ggf. kleiner.
Objektive und Brennweiten
Ein Makro-Objektiv wäre natürlich optimal, aber wenn Ihr keines besitzt, gibt es einige günstige Alternativen. Vielleicht hat eines Eurer Objektive eine Makrofunktion, diese lassen oft einen Abbildungsmaßstab von 2:1 zu.
Interessant sind auch Retroadapter (ca. 10€), mit denen man das Objektiv „falsch herum“ an die Kamera schrauben und so einen Abbildungsmaßstab von 1:1 oder mehr erreichen kann.
Als günstiger, aber guter Einstieg ist auch ein gebrauchtes manuelles Makro-Objektiv in Erwägung zu ziehen. Die gibt es in Online-Auktionshäusern manchmal für unter 50€, dazu kommt noch ein Objektivadapter, der je nach Bajonett von Objektiv und Kamera mit ca. 15€ bis 40€ zu Buche schlägt.
Selbst verwende ich eine Canon EOS 50D, ein Tamron 90mm f/2.8 und ein Canon EF 50mm f/1.4. Als Zubehör nutze ich ein Manfrotto-Stativ mit umlegbarer Mittelsäule, einen kleinen Faltreflektor, Zwischenringe und machmal auch ein Speedlite 580EX II Blitzgerät an einem eTTL-Blitzkabel.
Im Prinzip eignet sich jedes Makro-Objektiv, um eindrucksvolle Insekten-Aufnahmen zu erstellen. Aber die verschiedenen Brennweiten haben ihre Tücken. Die üblichen Brennweiten sind 50mm, 100mm und 180mm.
Das 50mm ist gut zu handhaben, aber viele Insekten werden wegfliegen, bevor man nahe genug dran ist, um ein Foto zu schießen. Dieses Fluchtverhalten erklärt sich durch die Fluchtdistanz, also dem Abstand, ab dem Tiere ein sich näherndes Objekt für einen potentiellen Angreifern halten. Sie fliehen dann natürlich!
Mit einer Brennweite von 180mm hat man mit der Fluchtdistanz nur noch selten Probleme. Freihand zu fotografieren ist damit aber kaum noch möglich, dafür sind 180mm einfach zu lang und zu schwer. Mit einem Stativ oder Einbein ist das aber eine super Kombination.
Eine Brennweite um die 100mm ist nach meiner Erfahrung ein guter Allrounder. Das ist auch die Brennweite, die ich immer als Basis für eine Makro-Ausrüstung empfehlen würde. Die 100mm kann man grade noch mit der Hand führen, sie sind aber lang genug, um die nötige Fluchtdistanz zu wahren. Darüber hinaus sind 100mm im Vollformat auch eine tolle Brennweite für Portraits.
Canon bietet zudem mit dem 65mm f/2.8 MPE ein spezielles Lupenobjektiv an. Es hat einen Abbildungsmaßstab von 1:1 bis 5:1 und hat einen sehr geringen Fokusbereich. Man kann es daher eigentlich nur mit einem Einstellschlitten verwenden. Das Objektiv ist zudem wesentlich dunkler als die f/2.8 einen glauben machen.
An einem Blitz kommt man damit also selten vorbei. Ich selbst konnte dieses Objektiv nur einmal testen, die wahnsinnige Vergrößerung ist eine echte Herausforderung. Es empfiehlt sich also, erst einmal klein anzufangen, um sich dann zu solch einer Optik vorzuarbeiten.
Wenn Ihr z.B. Schmetterlinge oder eine ausgewachsene große Königslibelle fotografieren wollt, können sogar 100mm und 180mm zu kurz sein. Große Königslibellen haben immerhin eine Flügelspannweite von bis zu 11cm und sind damit etwa so groß wie kleine Vögel. Hier bieten Telebrennweiten wie Canons 300mm L IS f/1.4 oder das 100-400mm L IS USM f/1.4-5,6 in Kombination mit einem Zwischenring ein super Team. Aber auch günstigere Modelle mit um die 300mm eignen sich.
Ein Zwischenring ist dabei nicht mehr als ein Ring, der zwischen Objektiv und Kamera geschraubt wird, um so die Naheinstellgrenze zu verändern und einen höheren Abbildungsmaßstab zu erzielen. Aus 1:1 wird damit etwa 2:1 oder auch 3:1.
Spezielle Anforderungen an Stative
Beim Stativ solltet Ihr darauf achten, dass man es auch sehr flach aufstellen kann und am besten eine verstellbare Mittelsäule hat. Letztere gibt Euch mehr Freiheit bei der Positionierung der Kamera. Ein Säckchen mit Bohnen als Unterlage ist für bodennahe Aufnahmen auch nicht verkehrt.
Der Stativkopf sollte fest sitzen und darf nicht nachsacken. Ansonsten ist es unmöglich, ein Motiv einzustellen, da es sonst einfach wieder aus dem Bild rutscht. Ob Dreiwegeneiger oder Kugelkopf ist dabei Geschmackssache.
Besonders eignen sich allerdings Getriebeneiger, die über Stellschrauben sehr genau zu kontrollieren sind, dafür aber auch wesentlich teurer als ein üblicher Kugelkopf sind.
Ein Einstellschlitten erleichtert das Fokussieren, Ihr könnt ihn oft genauer verschieben als Euren Fokusring. Zudem könnt Ihr so auch noch am maximalen Abbildungsmaßstab des Objektivs nachfokussieren.
Blitz drauf oder nicht?
Wir müssen uns in der Tierfotografie manchmal vor Augen führen, dass wir Lebewesen fotografieren und nicht alle Tiere vertragen starkes Blitzlicht. Sie mögen es nicht, es ist für sie schmerzhaft oder verletzt sie sogar. Nach einer Blitzauslösung fliehen viele Insekten. Es ist aber auch zu beobachten, dass die Tiere sich mit ihren Beinen über die Augen streichen. Ich habe in solchen Momenten immer ein schlechtes Gefühl.
Außerdem mag ich die Lichtwirkung eines Blitzes nicht. Das Motiv ist zwar gut ausgeleuchtet, die Hintergründe versinken dafür aber meistens im Dunkel. Aber bei schlechtem Licht oder wenn man viel Tiefenschärfe braucht, kommt man leider nicht ohne aus. Dann aber bitte mit Bedacht benutzen, um die Tiere zu schonen.
Ich möchte hier als Alternative zum Blitzen die Verwendung von Faltreflektoren vorschlagen. Das ist immer dann eine Alternative, wenn man mit dem Blitz Kontraste ausgleichen muss. Ein Reflektor kann zudem ein bis zwei Blenden mehr Licht auf ein Motiv werfen.
Der kameraeigene Blitz sowie aufgesteckte Systemblitze sind nicht anwendbar, weil das Objektiv das Motiv abschattet. Abhilfe schafft hier, einen Systemblitz entfesselt auszulösen. Ein kurzes eTTL-Kabel von einem Meter Länge gibt es günstig im Fachgeschäft (ab ca. 20€) und wenn man dann noch eine kleine Softbox (auch ca. 20€) davorspannt, ist das Licht weicher und man ist flexibler. Man kann so unter anderem auch Streiflichter und Durchschein-Effekte erzeugen, indem man den Blitz hinter dem Motiv platziert.
Ringblitze und Twinlights erzeugen ein weiches, sehr neutrales Licht, das das Motiv voll ausleuchtet. Sie kosten aber auch zwischen 340€ und 900€. Von billigen 100€-Modellen möchte ich hier abraten, denn sie sind instabil und noch unpraktischer beim Positionswechsel als es Blitze schon sind.
Perspektive, Fokus und Belichtungseinstellungen
Die Wahl der Perspektive ist ein sehr wichtiger Aspekt, um gute Insektenaufnahmen zu machen. Wenn Ihr einen Käfer nur von oben herab fotografiert, ist das meist nicht sehr spannend. Versucht, auf Augenhöhe mit dem Tier zu gehen. Das heißt, Ihr werdet oft im Liegen oder Knien fotografieren müssen. Ihr solltet also etwas robuster gekleidet sein: Ich empfehle, auch im Sommer eine lange Hose zu tragen – wenn Ihr das erste Mal in Brennnesseln gekniet habt, wisst Ihr warum.
Ein weiterer Tipp, der euch vielleicht hilft: Überbelichtet eine Aufnahme um ca. 1/3 bis 1 Blende. Warum? Sowohl meine alte Sony Alpha sowie meine aktuelle 50D machen im Makrobereich bei der Belichtungsmessung schlapp und die Bilder sacken etwas ins Dunkle ab.
Das Wichtigste aber ist, dass Ihr den Fokus auf die Augen des Tieres legt. Die Augen werden vom Betrachter immer als Erstes wahrgenommen und wenn diese unscharf sind, wird das ganze Bild als unscharf wahrgenommen. Schärfe ist sowieso sehr wichtig und es gibt ein paar Tricks, die euch helfen, sie zu erzeugen:
- keine Belichtungen unter 1/125 Sekunde, auch nicht mit Stativ. Die meisten Insekten bewegen sich und der Wind wird Euch ebenfalls Probleme bereiten.
- Benutzt ein Stativ, wann immer es Euch möglich ist.
- Die Spiegelvorauslösung verwenden, bei kleinen Motiven kann schon die Bewegung des Spiegels für Bewegungsunschärfen sorgen.
- Mit Live-View in das Motiv hineinzoomen, um exakt scharf zu stellen.
Ein weiterer Trick ist es, ein Insekt leicht seitlich zu fotografieren. Da wir immer geringe Schärfebereiche haben, können wir so gefühlt mehr Tiefenschärfe erzeugen.
Modelle für die Makrofotografie sind überall
Man muss, um ein Motiv zu finden, einfach nur die Augen offen halten. Das hört sich jetzt einfach an, aber Insekten und Käfer gibt es in der Natur genug. Solange man nicht nach bestimmten Arten sucht, sondern nur fotografieren will, findet man immer Insekten, oft sogar im Winter. Jede Art hat in jeder Umgebung irgendwo seine Nische gefunden.
Ich fotografiere selbst oft bei mir im Garten und ums Haus. Hier kann ich mich eine ganze Stunden aufhalten, ohne dass sich Motive wiederholen. Einfach deshalb, weil sich selbst auf diesen 70 Quadratmetern eine Vielzahl von Lebewesen tummelt. Auch durch den Jahreszyklus wechseln sich die Arten ständig ab.
Springspinnen lauern zwischen Backsteinmauern, Ameisen haben zwischen den Fugen der Bodenplatten einen Bau errichtet. Bienen und andere Hautflügler tummeln sich um Blüten. Asseln, die übrigens nicht zu den Insekten, sondern zu den Krebstieren zählen, verstecken sich unter Steinen. Und so weiter und so fort!
Wenn Euch die Makrofotografie interessiert, werdet Ihr schnell ein Auge dafür entwickeln, kleinste Lebewesen zu entdecken. Auch solche, die Ihr vorher nie wahrgenommen habt und wenn, dann nur als Fliege, Käfer, Spinne oder Mücke.
Das Tolle ist, dass wir uns oft nur wenige hundert Meter bewegen müssen und einen völlig anderen Lebensraum vor uns haben. Jeder Quadratmeter kann die unterschiedlichsten Arten beherbergen. Wenn ich von meiner Wohnung als Startpunkt ausgehe, habe ich in einem Bereich von ca. einer Stunde Fußmarsch mindestens fünf völlig unterscheidende Lebensräume parat.
Einmal unseren Gemeinschaftsgarten mit Rasenflächen, diversen Buschwerken, Blumen und Obstbäumen. Hier finden sich üblicherweise verschiedene Schwebfliegen-, Spinnen-, Bienen- und Wespenarten und ab und an auch mal ein Käfer.
Offene Wiesen mit verschiedenen Gräsern und Blumen, die eine Vielzahl von Schmetterlingen, Käfern, Bienen- und Wespenarten anlocken. Dazu kommen Spinnen, Grashüpfer und vieles mehr.
Am Waldrand mit flachem Gestrüpp und vorgelagerter Wiese lassen sich andere Spinnen und viele Käfer finden. Im Wald selbst trifft man viele Käfer an, auch Spinnen sind verbreitet. Es gibt einige Ameisenhaufen und vieles anderes. Bienen sehen wir seltener, weil es wweniger Blüten gibt, zudem ist es dunkler und kühler, was es zum Rückzugsgebiet vieler Tiere im Hochsommer macht.
An Fluss und Seeufer treffen wir wieder auf eine andere Vegetation. Hier gibt es neben Gräsern und Bäumen noch dichte Schilfflächen und durch die Nähe zum Wasser ist es kühler als auf einer offenen Wiese. Hier sind die Chancen, Libellen zu fotografieren gut. Nicht zu vergessen, dass auch eine Reihe von Insekten, ihre Eier im Wasser ablegt und sich so dafür in Wassernähe versammelt.
Tages- und Jahreszeiten
Die Tageszeit zum Fotografieren ist, wenn man nicht gezielt bestimmte Tiere fotografieren will, nicht so wichtig, es ist eigentlich immer möglich, Motive zu finden. Zu beachten ist, dass morgens durch das noch schwache Sonnenlicht kurze Belichtungszeiten kaum möglich sind.
Ihr solltet also auf ein Stativ zurückgreifen. Da Insekten wechselwarme Tiere und daher bei Kälte weniger aktiv sind, kann man sich gut an sie heranpirschen. Ein Blitz kann hier außerdem hilfreich sein.
Am späteren Morgen bis zum Mittag, werden die Tiere mit zunehmender Temperatur aktiver. Einige Insektenarten wie etwa Raubfliegen, beginnen sogar erst ab Temperaturen um die 20°C mit der Jagd. Es ist jetzt nicht mehr zwingend notwendig, ein Stativ zu verwenden, wenn möglich aber sinnvoll.
Es ist von Vorteil, wenn es leicht bewölkt ist, da sonst sehr starke Kontraste auftreten können. Um diesen entgegenzuwirken, hilft ein kleiner Faltreflektor oder ein Blitz.
Wenn man spezielle Arten fotografieren will, muss man neben der Uhrzeit auch die Jahreszeiten beachten. Einige Arten findet man etwa vornehmlich im Frühjahr und Frühsommer; im Spätsommer und Herbst ist es beinahe aussichtslos, sie fotografieren zu wollen. Hier hilft es nur, die Tiere zu erkennen und nachzuschlagen, wie ihr Lebenszyklus aussieht. Dazu aber später mehr.
Wir wissen jetzt, wo wir unsere Motive finden, welche Ausrüstung wir einpacken müssen und wie wir unsere Kamera ungefähr einstellen sollten. Jetzt kommen wir zu dem Teil des Artikels, der die verschiedenen Techniken erläutert, wie man Insekten vor die Linse bekommt. Es gibt grob drei Herangehensweisen, unsere kleinen Modelle vor die Linse zu bekommen: Pirschen, Lauern und Locken.
Pirschen
Meine Lieblingsmethode ist das Pirschen, nicht weil sie den anderen überlegen ist – eher das Gegenteil ist der Fall – sondern weil sie die einfachste und kurzweiligste ist.
Als Webdesigner sitze ich am Tag zwischen sechs und zehn Stunden in einem Büro vor einem Computer oder schlage mich in Besprechungszimmern herum. Da gehe ich abends gerne ein wenig spazieren. Über Feldwege und durch den Wald, so ein bis zwei Stunden. Meine Kamera ist dann immer dabei.
Man braucht außer Kamera und Objektiv eigentlich kein Equipment. Blitz, Stativ und Reflektoren sind zwar sinnvoll, aber eben nicht zwingend nötig. Man sollte aber vorher möglichst dunkle oder grüne Kleidung anziehen. Kontraste werden von vielen Insekten gut wahrgenommen, helles Weiß vor dunklem Grün erhöht die Fluchtdistanz.
Wenn ich ein schönes Motiv finde, habe ich folgende Vorgehensweise:
- Testbild zur Kontrolle, ob Blende, ISO und Zeit zu einem guten Ergebnis führen.
- Wenn man den Autofokus benutzt, auf Nachführen umstellen.
- Ruhig auf das Insekt zubewegen.
- Möglichst die Augen des Tieres fokussieren.
- Dauerfeuer, Pixel sind billig. Ich habe bei Insekten sicher so an die 80% Ausschuss.
Versucht hier durchaus verschiedene Winkel und Positionen. Mit der Zeit lernt man, den Hintergrund mit einzubeziehen, um noch eindrucksvollere Fotos zu machen.
Wenn Ihr mit einem Motiv fertig seid, bleibt einen Augenblick stehen oder sitzen und schaut, ob Ihr in der Nähe weitere Motive findet. Es ergibt sich fast immer mindestens ein weiteres interessantes Motiv in der Umgebung. Ihr könnt auch versuchen, ein Stativ aufzustellen, aber viele Tiere werden durch das Aufstellen des Stativs aufgeschreckt.
Nähert Euch also möglichst schon mit aufgebautem Stativ. Diese Technik beschränkt sich natürlich nicht nur auf kurze Ausflüge. Man kann auch gezielt ganze Wandertouren unternehmen, um das Gebiet kennenzulernen.
Lauern
Eine weite Möglichkeit ist das Lauern, auch Ansitzfotografie genannt. Im Prinzip heißt das: Ihr stellt ein Stativ auf, fokussiert z.B. auf die Blüte vor Euch und wartet, dass ein Schmetterling dort landet. Es macht hierbei Sinn, sich die Zeit zu nehmen und zu beobachten, welche Blüten regelmäßig angeflogen werden.
Die Ansitzzeit kann wenige Minuten, aber auch mehreren Stunden betragen. Viele Tiere gewöhnen sich schnell an einen Menschen, solange er sich ruhig verhält. Die Tiere nehmen einen einfach nicht mehr als Bedrohung wahr und man kann näher an sie herantreten, ohne sie zu erschrecken. Das gilt gerade für größere Tiere wie Schmetterlinge oder Libellen.
Ein weiterer Vorteil bei dieser Methode ist natürlich, dass Ihr vorher Zeit habt, um das Bild zu komponieren. Ihr könnt außerdem Reflektoren und Blitze verwenden, um eine bessere Lichtsituation herzustellen. Dank Stativ wird das Bild zudem schärfer sein als aus der Hand.
Locken
Der Ansitzfotografie nicht unähnlich sind Techniken, bei denen Insekten angelockt werden, um sie auf Film bzw. auf dem Chip einzufangen. Die einfachste Methode ist es, in ein flaches Gefäß ein wenig Zuckerwasser zu geben. Ein dünner Flüssigkeitsfilm ist hier mehr als genug, wir wollen die angelockten Insekten ja nicht ertränken. So lassen sich Wespen, Bienen und Schmetterlinge gut anlocken.
Mit Hilfe von Blitzen und Reflektoren kann man auch hier die Lichtsituation sehr gut steuern und ein Stativ macht einem die Arbeit natürlich leichter. Man kann auch Lockstoff-Gemische kaufen oder selbst anmischen. Gerade beim gezielten Fotografieren bestimmter Arten kann dies sinnvoll sein. Achtet aber darauf, dass die Lockstoffe ungiftig und naturverträglich sind!
Insekten im Flug
Ganz andere Schwierigkeiten ergeben sich, wenn Ihr Insekten im Flug fotografieren wollt. Die meisten Insekten fliegen sehr unberechenbar und sind zudem sehr schnell.
Eckdaten für die Einstellungen der Kamera: Möglichst geschlossene Blende und Belichtungszeiten von unter 1/500 Sekunde, je nach Insekt besser noch 1/1000. Ein Blitz hilft, die Bewegung einzufrieren und mehr Licht auf das Bild zu bekommen.
Ich kenne zwei Techniken, um Flugbilder zu schießen. Die zuvor beschriebene Möglichkeit des Ansitzens ist auch hier anwendbar: Man wartet darauf, dass ein Insekt anfliegt, um dann mit Dauerfeuer und Blitz draufzuhalten und zu beten, dass man das Tier im Flug erwischt.
Eine weitere Möglichkeit ist eigentlich nur bei Libellen einsetzbar, da sie in sehr geraden Bahnen fliegen. Man beobachtet die Bahnen, die sie entlang fliegen, setzt sich in die Flugrichtung und stellt das Objektiv auf eine gewisse Distanz ein. Wenn eine Libelle anfliegt, löst man aus und hofft, dass der Autofokus das Tier erfasst und das Bild scharf wird.
Tiere bestimmen
Das Bestimmen von Insekten ist sehr schwierig. Zwischen verschiedenen Arten oder einer Gattung gibt es oft nur minimale äußere Unterschiede, die teilweise nur mit einem Mikroskop zu erkennen sind. Es lohnt sich aber trotzdem. Ich habe Ende letzten Jahres angefangen, die Tiere zu bestimmen, die ich fotografiere.
Das hat zwei Gründe: Der erste ist, dass ich oft gefragt wurde, was ich denn da fotografiert habe. Meine Antwort war dann „einen Käfer“ und das fand ich selbst nicht so gut.
Der zweite Grund ist etwas plausibler: Ich habe im bisherigen Text ja schon erwähnt, dass sich das Verhalten und die Lebensräume von Insekten stark unterscheiden. Darauf muss man sich einstellen. Das funktioniert natürlich nur, wenn man sich mit den Tieren beschäftigt und ihr Verhalten kennt.
Ich empfehle an dieser Stelle, jedes Foto, das man veröffentlicht, auch mit dem richtigen Namen des Tieres zu versehen. Das bedingt, sich kurz mit dem Tier zu beschäftigen. Wo kommt es üblicherweise vor, wovon ernährt es sich und so weiter. Für die Identifizierung empfehle ich Euch die Insekten- und Spinnenführer von Kosmos.
Hilfreich ist es auch, Google mit Phrasen wie „Schmetterlinge im Frühling“ etc. zu bemühen. Sie bringen einen überraschend weit. Auch wenn man sich beim Bestimmen nicht sicher ist, hilft eventuell das Vergleichen von Bildern in Google und Wikipedia weiter.
Abschließend danke ich Euch, dass Ihr bis zum Ende gelesen habt, denn es ist doch länger geworden als ich geplant hatte. Ich hoffe, dass Ihr aus meinen Erfahrungen und Tipps für Euch etwas mitnehmen konntet. Falls Ihr noch Fragen oder Ergänzungen habt – ich werde die Kommentare im Auge behalten.