Von Silhouetten und anderen Entdeckungen
Wenn ich an bestimmten Plätzen und Orten mit der Kamera bin und andere Fotografen bei der Aufnahme eines Motivs wieder fluchen höre, dass ihnen jemand durchs Bild gelaufen ist, beneide ich sie eigentlich in diesem Moment.
Als Vielfahrer mit dem Fahrrad ist die Kamera oft dabei und das macht mir den Reiz beim Fotografieren aus. Fahre ich an einem Ort vorbei, an dem eine Person im Halbschatten steht und den Zigarettenqualm in das Licht bläst, ist der Griff zum Rucksack ein Muss.
Landschaften und Bäume bei Wanderungen haben es mir genauso angetan, aber Personen in bestimmten Situationen und in Kombination mit Ausschnitten aus Wald, Stadt, öffentlichen Plätzen, Gebäuden usw. sind für mich mit der Zeit immer attraktiver geworden.
Der Wechsel der Jahreszeiten, Wetterumstände, Stand der Sonne und gewisse Geschehnisse, die in der Stadt und dem Umland passieren, machen eine vermeintlich normale Situation oft in Ausschnitten interessant.
Auch mit dem Hintergrund, einen passenden Titel für das Bild zu wählen, um dem Betrachter damit vielleicht eine Kleinigkeit mitzuteilen oder einfach nur zu sagen, „so hätte ich diese Situation vielleicht interpretiert“.
Wenn ich einen Platz oder Ort sehe, der interessant im Ausschnitt ist, braucht man oft nicht lange zu warten, bis jemand dort vorbeiläuft und diese Art der Bewegung wiedergibt, die für den Betrachter vielleicht interessant wirken kann. Ich mag es sehr, gegen das Licht zu fotografieren, da oft sehr stimmungsvolle Momente entstehen.
Das folgende Bild mit dem Kind im Licht ist aus einer Situation entstanden, bei der die Sonne diese extreme Intensität am Abend hatte. Ich konnte nur hoffen, dass das Kind zwischen den Bäumen durchlaufen wird und ich im richtigen Moment auslöse.
Es hat ja dann auch geklappt und mit Hilfe von etwas Nachbearbeitung ist es so entstanden wie ich es geplant hatte, dabei hatte ich die Einstellung der Blende und Verschlusszeit bei der Kamera schon vorgewählt, um die Silhouette in diesem Stil zu fangen.
Die genaue Beobachtung von Personen im Licht und ihrer Umgebung ist wie schon gesagt eine meiner Interessen beim Fotografieren. Ich denke oft: Warum soll man zum Beispiel in einem Automuseum nur Autos aufnehmen oder dessen Architektur?
Was passiert sonst noch drumherum und wo und in welcher Situation könnte ein Motiv eventuell wirken?
Sehe ich Silhouetten von Menschen im Licht, versuche ich herauszufinden, ob dieser Moment länger bestehen bleibt, sich eine rasche Änderung ergibt oder die eigentliche Idee mit dem Motiv komplett verschwindet.
Geben einem die Personen die Möglichkeit, sich lange genug auf eine Situation vorzubereiten, ergeben sich oft kleine Geschichten zu dem Bild. Kleine Geschichten, die zum Beispiel Nachdenklichkeit, Freude oder Hektik zeigen.
Schnee und Nebel sind eine fantastische Kulisse für minimale Fotografie und ich nutze diese Konditionen, wenn es geht, gerne, da besonders im Schnee simple und effektvolle Bilder entstehen können.
Der Bahnarbeiter, der an den Schienen entlang läuft, hat einige „Optionen“ und so würde ich auch das Bild im Titel nennen. Die Entdeckung solcher Kombinationen ist meine Hauptmotivation beim Fotografieren.
Orte, die ich zwangsläufig immer wieder besuche, motivieren mich dazu, den Stand der Sonne und die Tageszeiten genauer zu beobachten. Ich versuche herauszufinden, wann es sich lohnt, die Kamera dort dabei zu haben und wann es sich nach meinem Geschmack nicht lohnt. Die Chancen für ein vielleicht lohnendes Bild steigen dabei natürlich deutlich. So kann der tägliche Weg zur Arbeit jeden Tag interessant sein.
Technik und Equipment sind bekanntlich ein großes Thema in der Fotografie. Ich mag es einfach und unkompliziert. Fast alle der hier vorgestellten Bilder habe ich mit einer Canon EOS 1000D aufgenommen und benutze mit ihr zusammen die Einsteigerobjektive wie das EF-S 55-250mm und das EF-S 18-55mm.
Auch wenn viele sagen, dass diese Objektive nichts taugen, bin ich anderer Meinung: Diese Objektive taugen gut dazu, zusammen mit dem Body in den Rucksack geschmissen zu werden, um bei Bedarf schnell in der Hand zu sein. Schweres Material ist natürlich besser, aber es ist eben schwer und groß; ich bin mit der Leistung dieser billigen Objektive eigentlich sehr zufrieden.
Mir ist bewusst, dass ein Bild im Raw-Format einem in der Nachbearbeitung deutlich mehr Freiraum lässt, aber ich bin faul, was die Nachbearbeitung betrifft und nehme die Bilder im JPG-Format und selten in Raw auf. Trotzdem hat auch ein JPG-Bild eine kleine Nachbearbeitung am PC verdient und ich spiele mit der Gradation und Farbeinstellung ein bisschen herum, bis ich denke, dass es nach meinem Geschmack passt.
Da ich ausschließlich mit Linux arbeite, benutze ich Gimp und digiKam zur Nachbearbeitung. Das Zuschneiden auf ein 1:1-Format hat es mir irgendwie angetan und ich achte mittlerweile beim Auslösen oft darauf, auch diesen Schnitt final verwenden zu können.
Für eine minimale Komposition mit wenigen Elementen im Bild ist eine eher größere Brennweite oft vorteilhaft und ich bewege mich im Bereich zwischen 50mm bis 200mm bei den gezeigten Beispielen.
Ich fühle keinen Zwang beim Fotografieren und genieße es, die Augen für ein Motiv offen zu halten und die Umwelt dabei genauer zu beobachten. Die Freiheit alles machen und lassen zu können, macht die Fotografie für mich zu einem entspannenden Ausgleich zur täglichen Arbeit und ich bin der Meinung, dass beim Knipsen alles erlaubt ist, was Spaß macht und einem selbst gefällt – der Betrachter wird schon Kritik üben.