21. Mai 2011 Lesezeit: ~9 Minuten

Landschaftsfotografie: Planung und Glück.

Seit ich fotografiere, gilt mein Hauptinteresse der Landschafts-Fotografie und ich bin seitdem ständig auf der Suche nach Motiven, sei es in der näheren Umgebung oder in anderen Ländern. Im folgenden Artikel versuche ich, einen Einblick zu geben, wie ich dabei vorgehe. Es geht um zwei Voraussetzungen, um von einer Reise eine gute Ausbeute an Fotos mitzubringen: Planung und Glück.

So ernüchternd es klingt, aber ohne Glück hätte ich manche Fotos nicht machen können. Eine Alternative zum Glück ist es, hartnäckig immer wieder bestimmte Orte aufzusuchen, bis das Ergebnis stimmt. Auf Reisen ist das wegen begrenzter Zeit jedoch schwierig.

Magische Momente

Starten wir mit einem kleinen Beispiel, das mir immer wieder in Erinnerung ruft, dass Planung zwar das Fundament liefert, aber ohne Glück oft kein besonderes Foto entsteht.

Magische Momente

Entstanden ist dieses Foto vor zwei Jahren, während eines dreitägigen Grand-Canyon-Ausflugs. Geplant hatte ich einiges. Ich kannte die besten Aussichtspunkte am South Rim, wusste, wie ich zu den Aussichtspunkten komme, Sonnenauf- und Untergangszeiten waren ebenso bekannt wie der Stand der Sonne.

Am ersten Morgen um vier Uhr machte ich mich zum Yaki Point auf. Der östliche Himmel war komplett von Sturmwolken durchzogen, was durchaus spektakulär aussah, aber der Canyon und mein Vordergrund blieben dadurch farblos im Schatten. Ich hielt mich fast zwei Stunden dort auf, um dann für circa zehn Minuten mit fantastischem Licht belohnt zu werden.

Die nächsten zwei Tage kehrte ich morgens wieder an diesen Ort zurück, jedoch blieb der magische Moment vom ersten Tag aus. Ohne diese zehn Minuten, in denen die Wolken aufbrachen, hätte ich von Yaki Point kein besonders Foto mitgebracht. Auch werde ich in nächster Zeit nicht mehr die Möglichkeit haben, dorthin zurückzukehren. Ich hatte also Glück.

Spaß an der Sache

Selbst wenn der magische Moment ausbleibt, das größte Glück ist es, solche Landschaften zu erleben, auch wenn man kein besonderes Foto mit nach Hause bringt. Spaß an der Sache sollte zumindest bei uns Hobbyfotografen immer im Vordergrund stehen. Wenn man sich aber bewusst macht, dass vieles auch vom Glück abhängt, kann man eventuell etwas gelassener sein, wenn man das Foto nicht macht und dann die ganzen tollen Fotos anderer Fotografen sieht. Womöglich hatten die einfach mehr Glück oder mehr Zeit.

Suche nach Motiven

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, heißt es.

Cabo Raso

Zunächst einmal versuche ich, diese Orte zu finden. In Reiseführern lese ich selten etwas von Fotomotiven. Es geht darum, wo es schön ist. Aber viele schöne Dinge sind leider keine guten Motive.

Bei der Suche nach Motiven hilft es, sich regelmäßig in Fotocommunities wie z.B. flickr aufzuhalten. Dort bekommt man Eindrücke aus unterschiedlichen Ländern vermittelt. Es hilft, sich einen Kreis von Kontakten aufzubauen: Leute, deren Bilder man mag und möglichst aus den verschiedensten Ecken der Erde.

Weiß ich schon, in welche Region eine Reise gehen soll, suche ich nach flickr-Usern, die viele gute Bilder von dort in ihrem Portfolio haben. Gerne nutze ich dazu loc.alize, das mit Panoramio vergleichbar ist, jedoch mit flickr-Fotos arbeitet. Geordnet nach „Interestingness“ suche ich gezielt nach beliebten Fotos und finde so auch die jeweiligen flickr-User.

Was ich gemerkt habe, ist, dass man sich unter flickr-Fotografen gerne austauscht. Ich habe schon oft einen Fotografen spontan kontaktiert, um ein paar Tipps für meine geplanten Touren einzuholen. Von Gezeitentabellen über Wegbeschreibungen bis hin zur besten Zeit zum Fotografieren bekommt man viele Informationen allein durch den Kontakt dort. Auf Panoramio kann man ähnlich vorgehen.

Was zudem enorm hilft, ist die Suche nach professionellen Landschaftsfotografen aus dem jeweiligen Land. In deren Portfolio sehe ich oft erst das gesamte fotografische Potential, das eine Region zu bieten hat.

Es geht hierbei nicht darum, deren Bilder später zu kopieren, sondern darum, ein Gefühl dafür zu bekommen, was möglich ist.

Porth Nanven

Um das Ganze konkreter zu machen, lege ich eine Sammlung guter Bilder mit Ortsangaben an, am besten mehrere Bilder verschiedener Fotografen zu den jeweiligen Orten.

Ein Reiseführer und Kartenmaterial kommen nun auch zum Einsatz. Da ich mich im Urlaub nicht darauf verlassen möchte, Internetzugang zu haben, ist es wichtig, möglichst viele Informationen zu den jeweiligen Orten auszudrucken und auf Karten zu vermerken.

Das Ganze gleiche ich dann mit Empfehlungen aus Reiseführern ab. Wo sind günstige und gute Unterkünfte? Für solche Informationen sind z.B. die Lonely Planet Reiseführer gut geeignet. Das Internet befrage ich auch weiterhin.

Festlegen des Zeitraums

Um herauszufinden, wann sich ein Motiv am besten fotografieren lässt, reicht es mir oft schon, in die EXIF-Daten der Fotos zu sehen, die ich bereits herausgesucht habe. In flickr werden diese oft angegeben. So erfahre ich, ob morgens oder abends fotografiert wurde und zu welcher Jahreszeit. Die Krimmler Wasserfälle z.B. lassen sich hervorragend vor Sonnenaufgang fotografieren.

Krimml Twilight

Bei einer Reiseplanung ist der zu betrachtende Datensatz nicht gerade klein. Ich bekomme aber meist schnell ein Gefühl dafür, welche Jahreszeit für eine Region am interessantesten ist. Wie gut die Gegend in dieser Zeit zu bereisen ist, sagen die Reiseführer oder Reisecommunities wie z.B. Geo Reisecommunity. Dort bekomme ich zudem Auskunft über Durchschnittstemperaturen, Regentage, Sonnenstunden und vieles mehr.

Weitere Schritte in der Planung

Nachdem ich bereits weiß, zu welcher Jahreszeit und zu welcher Tageszeit man verschiedene Motive am besten fotografiert, heißt es nun Details sammeln. Ohne Sonnenauf- und Untergangszeiten ausgedruckt zu haben, verreise ich nie. Für eine gute Übersicht empfehle ich den Twilight Calculator.

Wenn man detailliert einzelne Tage planen möchte, dann ist Photoephemersis kaum zu schlagen. Beide Tools zeigen auch an, wo die Sonne auf- bzw. untergeht, was sehr hilfreich zum Previsualisieren eines Fotos ist.

Godrevy Lighthouse

Möchte ich am Meer fotografieren, sind Gezeitentabellen sehr wichtig, vor allem für die eigene Sicherheit! Manche Buchten lassen sich bei Ebbe leicht erreichen, doch wenn die Flut einsetzt, sollte man besser woanders sein. Außerdem wirken viele Motive bei Ebbe und Flut sehr unterschiedlich. Für UK ist das NOC sehr gut, da man eine 30-Tage-Übersicht bekommt. Ansonsten hilft googeln nach „tide tables“ oder „tide predictions“ für das jeweilige Land.

Ich höre mit der Planung hier nicht auf. Bis kurz vor einer Reise lese ich noch Blogs verschiedener Fotografen, die Erfahrungen zu meinem Reiseziel teilen. Eine tolle Quelle ist auch die Seite freephotoguides. Zwar noch recht spärlich gefüllt, findet man hier dennoch einige sehr gute Ratgeber.

Der Faktor Glück

Kommen wir noch einmal zum Glück zurück. Ich möchte möglichst wenig davon abhängig sein. Auch wenn ich diese Abhängigkeit nicht ganz ausschalten kann, versuche ich dennoch, sie bei der Planung zu minimieren. Kann ich z.B. mein absolutes Wunschfoto nicht machen, dann habe ich eventuell die Möglichkeit, ein anderes Foto zu machen.

Adraga

Bei meiner Reise nach Portugal im Januar hatte ich ein Motiv ganz oben auf der Liste. Ich wollte Praia da Ursa im Sonnenuntergang fotografieren. Googelt einfach mal, ihr werdet mich sofort verstehen. Das Foto oben ist nicht von diesem Strand. Es ist aus der Situation heraus entstanden, dass ich es wegen Wind und Wetter nicht zum Ursa Strand geschafft habe.

Es waren aber noch viele andere Motive auf meiner Liste und Praia da Adraga mit seinen schroffen Felsen würde mit einem stürmischen Himmel sehr gut harmonieren. Außerdem war der Strand leicht zugänglich, was mir bei diesem Wetter sehr entgegen kam. Das alles sind Dinge, die ich während der Planungsphase herausfinden kann.

Das Beste daraus machen

Selbst, wenn ich keine Alternativen habe und Licht und Wetter bescheiden sind, versuche ich, noch ein gutes Foto zu machen. Experimentieren ist dann angesagt, z.B. mit Langzeitbelichtungen unter Verwendung von ND-Filtern (z.B. Lee Big Stopper, Hoya NDx400).

Mevagissey

Oder ich konzentriere mich ganz auf Formen und Strukturen und sehe die Welt mal in schwarzweiß. Dazu brauche ich keinen bunten Sonnenuntergang.

Guincho

Ich hoffe, ich konnte ein paar Einblicke in meine Herangehensweise bei der Motivplanung für Reisen geben. Es wird nicht jedermanns Sache sein, aber vielleicht möchtet ihr ja ein paar Ideen aufgreifen. Ich wünsche euch tolle Motive, gutes Licht und ein Quäntchen Glück auf eurer nächsten Reise!

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