10. Februar 2011 Lesezeit: ~8 Minuten

Menschen in fremden Kulturen fotografieren

Junge

Ich hatte gerade die Schule verlassen, in welcher der Genozid von Rwanda keine 15 Jahre vorher unglaubliche Schrecken hinterlassen hatte. Ich war bewegt und in tiefen Gedanken als ich diesen Jungen erreichte, der am Wegesrand stand. Seine Augen hatten sofort meine Aufmerksamkeit und ich wusste sofort, dass ich ihn fotografieren wollte.

Er wirkte selbstsicher und gleichzeitig sehr ernst, sich bewusst, was dieser Ort bedeutete. Vielleicht hat er sogar Teile seiner Familie hier verloren, dachte ich. Ich konnte es nie herausfinden. Er sprach kein Englisch, aber das war nicht wichtig in diesem Moment. Unsere Augen sprachen miteinander. Wir grüßten uns. Es brauchte ein paar Minuten, aber als ich meine Kamera hob, schaute er mich mit tiefem und ehrlichen Blick an.

Ich habe nie seine Geschichte gehört durch die Sprachbarriere, aber er teilte ein Teil von ihr mit mir mit seinen Augen. Kommunikation braucht nicht immer Worte. Über die Jahre habe ich in vielen verschiedenen Kulturen Menschen fotografiert. Als ich mit diesem Artikel anfing, dachte ich nur an zwei Worte, die für mich das Fotografieren von Fremden (eigentlich egal in welchem Kulturraum) ausmachen, besonders, wenn wir nicht ihre Sprache sprechen. Diese Worte sind: Interesse und Respekt.

Aber natürlich ist da mehr als das. Und selbst wenn viele der im Folgenden beschriebenen Erfahrungen von fotografieren anderer Kulturen und teilweise sehr harten, schwierigen Zusammenhängen kommen, kann es denke ich in vielerlei Hinsicht auch auf unseren Kulturraum übertragen werden. Die folgenden elf Tips helfen mir, den Menschen nahe zu kommen. Vieles mag sich sehr grundsätzlich und trivial anhören, aber vielleicht ist es am Ende auch genau das.

Mann

Nicht schüchtern sein.

Ich weiß, dass für viele einer der Hauptgründe, mit einem Tele zu fotografieren ist , dass sie Menschen nicht direkt anzusprechen wollen. Und es ist auch nie einfach, wird auch mit der Zeit nicht einfacher, zumindest für mich nicht. Aber es gibt ein paar Tricks, die es manchmal einfacher machen, wenn man nicht in der Stimmung ist, einfach hinzugehen und zu fragen.

Es ist manchmal etwas wie ein Spiel. Ein „auf-beiden-Seiten-Aufmerksamkeit-erregen-Spiel“. Aber normalerweise empfehle ich einfach die Kamera in die Tasche zu packen oder locker umzuhängen und die Person anzusprechen. Am Ende willigen doch meiner Erfahrung nach 90% ein und viele mögen es sogar sehr am Ende.

Seid interessiert.

Ernsthaft, das ist wichtiger als alles andere, denke ich. Vergesst eure Kameras für den Moment. Ich gehe nur sehr selten auf Menschen direkt mit meiner Kamera in der Hand zu. Ich habe einen Grund, warum ich eine Person fotografieren will, da ist etwas, was mich an ihr interessiert. Also packe ich die Kamera erstmal weg, um etwas darüber heraus zu finden, was mich an ihnen interessiert. Und nach etwas Zeit denke ich wieder ans Fotografieren.

Zeigt Respekt.

Ihr betretet privaten Raum, vergesst das niemals. Das Portrait von jemandem zu machen ist etwas sehr Privates und Intimes. Sensibel mit dem Gegenüber umzugehen ist deshalb Pflicht. Besonders, wenn ihr es von Menschen in sehr schwierigen Umständen macht. Es ist ein großes Geschenk, dass sie euch erlauben, in ihr Leben zu treten und einen Teil davon mit euch teilen. Die kleinste Sache, die ihr tun könnt, ist Respekt zu zeigen für ihre Situation und Lebensumstände und alles tun, um zu verstehen – oder mindestens ernsthaft sich darüber Gedanken zu machen.

Frauen

Seid ehrlich.

Seid klar über eure Gründe. Es gibt nichts, was falscher ist, als eine erfundene Geschichte zu erzählen, warum man ein Foto machen will. Erzählt eure Gründe und warum es wichtig für euch ist. Ich verspreche, dass hilft sehr. Nichts zerstört die Atmosphäre mehr, als nicht zu wissen, was die wahren Gründe des anderen sind. Ihr wollt, dass sie ehrlich sind, wenn ihr das Bild von ihnen macht. Dann seid es auch.

Seid offen.

Umso offener ihr seid in eurer Art, wie ihr auf sie zugeht, umso mehr gebt ihr Menschen die Möglichkeit, zu verstehen wer ihr seid. Umso mehr wird es euch helfen, Vertrauen aufzubauen – manchmal schon nach Sekunden. Und nur wenn sie euch vertrauen werden sie euch wirklich nah heranlassen. Menschen spüren das.

Kommuniziert.

Selbst wenn ihr nicht die gleiche Sprache sprecht: Es gibt tausend andere Wege zu kommunizieren, als Worte. Augenkontakt ist wichtig, Körpersprache und ein Lächeln geht einen weiten Weg.

Teilt.

Der vielleicht einfachste Weg, das Eis zu brechen, ist die Bilder, die man macht, zu teilen. Zeigt die Bilder auf eurem Display. Besonders, wenn ihr nicht die Sprache sprecht. In dem Moment, in dem ihr Fotos mit ihnen teilt, nehmt ihr ihnen nichts mehr weg, aber habt etwas mit ihnen gemeinsam. Und etwas zu teilen ist immer ein guter Anfang für jede Form von Beziehung. Lasst sie auch ein paar Bilder machen.

Meine Kamera ist vor allem ein Mittel mit den Menschen zu kommunizieren, nicht um etwas von ihnen zu nehmen.

Nehmt euch Zeit.

Ich habe oft die Kamera in der Tasche oder locker umhängen, wenn ich auf Menschen zugehe, die ich fotografieren will. Ich versuche mein eigenes und ihr Interesse zu wecken. Und auch, wenn ihr Bilder macht, nehmt euch Zeit, wenn ihr sie habt. Versucht alles, dass sie sich gut fühlen und die Kamera vergessen. Aber es ist gleichzeitig gut zu wissen, wann es genug ist und dafür ein Gefühl zu entwickeln.

Junge

Vergesst Stereotype.

Wenn eure einzige Motivation ist, etwas exotisches zu fotografieren, geht weiter, ernsthaft.

Es ist ok, wenn eine der Motivationen für das Bild die Exotik ist, aber wenn es der einzige Grund ist, warum du das Foto von einer Person machen willst, wirst du nie nah ran kommen. Erstens, weil die Person nur ein Bild in deinem Kopf repräsentiert, was du bereits im Kopf hast, aber auch, weil Menschen das spüren. Es hat viel mit dem ersten Punkt zu tun: Sei interessiert. Ich kann mich an keinen Moment erinnern, wo Menschen sich gut fühlten, wie Kunstobjekte behandelt zu werden (mal von Karneval mit wahnsinnigen Kostümen abgesehen).

Gebt eure Bilder.

Ich habe eigentlich immer einen Polaroid Pogo, einen kleinen Taschenprinter mit Batterie dabei. Es ist meine Möglichkeit, wirklich etwas zurückzugeben. Ich kann direkt vor Ort Bilder ausdrucken. Viele der Menschen, die ich fotografiere, haben weder eine Email-Adresse oder andere Wege, einfach ihnen später Bilder zukommen zu lassen.

Und es gibt nichts besseres als die leuchtenden Augen eines Kindes, was soeben das erste Bild seines Lebens von sich selbst bekommen hat.

Und wenn ich den Drucker nicht dabei habe, versuche ich später wieder zu kommen. Als ich einmal an einer Reportage über Straßenkinder in einem Ort in Rwanda gearbeitet habe, war ich für längere Zeit in der Region. So bin ich nach einigen Tagen mit meinem Laptop zurück und hab ihnen die Ergebnisse gezeigt und ihnen dann die Bilder ausgedruckt, was vermutlich für manche etwas magisches hatte. Und wir hatten eine großartige Zeit zusammen.

Ein Nein ist ein Nein.

Es ist gut, sich das immer wieder in Erinnerung zu rufen, auch wenn es selbstverständlich sein sollte. Ich habe leider oft genug gesehen, wie Leute Bilder heimlich gemacht haben, nachdem sie vorher es verweigert bekommen haben. Das ist wahrscheinlich das Respektloseste, was man machen kann in so einer Situation. Und ich denke, niemand von uns würde gerne so behandelt werden.

Simon beim zeigen der Fotos

Wie ich vorher schon gesagt habe, all das ist ziemlich grundsätzlich und sollte normal sein, aber manches ist leicht zu vergessen. Diese Gedanken, die ich erwähnt habe, helfen mir, wenn ich Menschen fotografiere und ich hoffe, sie sind auch für euch zumindest eine Anregung. Wenn ihr etwas hinzuzufügen habt oder mit Dingen nicht einverstanden seid:

Ich freue mich, wenn ihr es in den Kommentaren schreibt, auch weil ich glaube, dass es wichtig ist, eine offene Diskussion darüber zu führen. Danke fürs Lesen.

36 Kommentare

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  1. Hi Simon, ich finde es toll, wieviel Respekt und Achtung du diesen Menschen entgegenbringst. Das unterscheidet dich von vielen anderen Fotografierenden, die gerade in solchen Regionen nur „Motive abschießen“.

  2. Hallo,

    vielen Dank für diesen Artikel!
    Ich habe bisher Hemmungen, fremde Menschen auf der Straße oder gar in anderen Kulturkreisen zu fotografieren. Einfach jemanden unbemerkt aus der Ferne mit dem Tele ablichten ist nicht mein Ding, aber die Hemmschwelle jemanden anzusprechen ist bei mir noch recht hoch. Deine Zeilen haben mir mich motiviert, das bei der nächsten Gelegenheit einfach mal zu machen und freundlich auf die Menschen zuzugehen.

    Viele Grüße
    Susi

  3. Hallo Simon :)

    danke für deine Tips bzw den Leitfaden, ich hoffe das ich sie nicht bis zum Sommer vergessen habe xD
    Deine Bilder haben was fazinierendes, vielleicht gerade deswegen weil die Portaitierten wussten womit sie es zu tun haben.

    Viele Grüße,
    Christian

  4. Den Text habe ich so ähnlich glaube ich schon mal in Deinem Blog gelesen :)

    Du hast Deine Erfahrungen in Entwicklungsländern wie Ruanda gemacht. Länder die authentisch sind und touristisch weitestgehend unversaut. Wo die Menschen sich „normal“ verhalten und Menschen aus westlichen Ländern meistens viel Interesse und Neugier entgegen bringen. Vielleicht hat hier schon mal jemand die Berggorillas in Ruanda angesehen, aber 99 Prozent der Leser hier waren vermutlich noch nicht in abgelegenen Gebieten in solchen Dritte-Welt-Ländern unterwegs.

    Anderswo – insbesondere an den gängigen Tourismuszielen weltweit – sieht die Situation meines Erachtens dann teilweise anders aus. Die Locals haben häufig schon viele negative Erfahrungen mit ignoranten Touristen gemacht und verhalten sich entsprechend. Freundlichkeit, Ehrlichkeit, Interesse usw. sind immer angebracht, aber fotografiert werden darf trotzdem – wenn überhaupt – nur gegen Bares. Mensch mit professionellem Fotoapparat = Cash Cow. Das gilt nicht nur für halbwegs gängige Touristenziele wie Teile Marokkos , Ägyptens oder Indiens, sondern auch für eher ausgefallene Ziele wie das Omo-Valley in Äthiopien oder das Kaokoveld in Namibia, wo viele Fotos der exotisch wirkenden Einheimischen wie Trophäen einsammeln.

    Ein wichtiger Unterpunkt in Sachen Respekt ist es meines Erachtens, sich vor der Reise über lokale Sitten und religiöse Ansichten zu informieren. In vielen Ländern ist das Fotografieren von Menschen aus religiösen Gründ u.ä. hoch problematisch.

    • Auch wenn die Bilder hier mal wieder aus Ruanda sind (wo ich nicht verbergen will, dass ich zu diesem Land eine besondere Verbindung habe), so spiegelt das gesagte nicht nur die Erfahrungen von da oder anderen afrikanischen Ländern wieder, sondern vor allem auch aus verschiedenen Ländern in Asien, wie Indien, Thailand, Laos, you name it. Also auch Länder, wo deutlich mehr Touristen unterwegs sind, man also schnell als „Cash Cow“, wie du es ausdrückst gesehen werden kann. Und man muss auch nicht leugnen, dass dies vorkommt und man nach Geld gefragt wird. Gleichzeitig habe ich genau in diesen Touristengegenden die Erfahrung gemacht, das so ein Verhalten vor allem durch das Verhalten der Touristen geschuldet ist, die genau so, in meinen Augen herablassend, urteilen ohne sich eine Minute mit dem Menschen den sie fotografieren wollen zu beschäftigen. Wie oft habe ich schon gehört: „Die wollen mir sowieso nur das Geld aus der Tasche ziehen.“ Würdet ihr es anders machen, wenn andauernd jemand kommt, ungefragt Bilder macht oder einen als weiteres exotisches Mitbringsel für das Familienalbum betrachtet? Zudem, wenn man sieht wie viel Kohle die Touristen mit sich rumschleppen und ich selbst dabei kaum über den Tag komme. Auch hier hat es vor allem viel mit Einfühlungsvermögen, wahrem Interesse an der Person und vielem mehr zu tun. In dem Moment, wo ich ein Vertrauen aufbaue und das Fotografieren zu etwas gemeinsamen mache, wie auch immer ich das anstelle, öffnen sich die meisten und genießen vor allem die Zeit mit dir anstelle an die Kohle zu denken, was man in meinen Augen noch nicht mal verurteilen sollte. Dieses Vertrauen zu dir als jedoch Person vorauszusetzen, halte ich für falsch. Du willst, dass sie deine wahre Intention erkennen, dann gib dir Mühe und zeig es. Und ich bin mir sicher, soweit meine Erfahrung, die wenigsten werden danach noch nach Kohle fragen oder dich als „Cash Cow“ sehen, sondern einen Typen, der sich interessiert und vielleicht einen schönen Moment des Tages beschert hat.

      Noch ein kurzer Satz zu Ruanda, wo du ja vermutet hast, dass es einfach, weil die Menschen sich unverkrampft gegenüber der Kamera verhalten: Ich war selten in einem Land, wo es so schwierig war Menschen „einfach“ zu fotografieren. Durch den Völkermord war Ruanda unglaublich viel in den Medien und viel zu viele sind gekommen und haben Bilder gemacht. Anscheinend meist nicht wirklich sensibel, was dazu führt, dass eine Kamera nur sehr selten gern gesehen wird und es oft auch etwas Zeit braucht, bis man die Kamera überhaupt auspacken sollte.

      My 2 cents.

      • Mein Kommentar sollte keine Vorwurf an Locals in den jeweiligen Ländern sein. Deren Verhalten ist eben die logische Reaktion auf zahlreiche Fotografen vorher, die null Interesse und null Respekt gezeigt haben und nur exotische, aufmerksamkeitsheischende Fotos schießen wollten.

  5. Allerdings muss ich hier auch dazusagen, dass, gerade bei Ländern, wo eine gemeinsame Sprachbasis vorhanden ist, Geschlechterunterschiede eine Rolle spielen.
    So tut man sich als Mann stets leichter, Männer und Kinder zu fotografieren. Bei Frauen wirkt das öfters schnell als Anmache. Aber das ist beim Ansprechen fremder Personen generell ein Problem.

    Und Guido muss ich an dieser Stelle auch beipflichten, vielerorts ist man als Fotograf schon eine Cash Cow und trägt das aufdringliche ignorante Stereotyp vor sich her, noch bevor man überhaupt in Sichtweite ist.

    Lustig finde ich, dass gerade in Mitteleuropa die Menschen auf der Straße am erstauntesten sind, wenn man sie fotografieren will.

  6. für mich persönlich, die schönste und interessanteste art zu fotografieren. leider erhält man nicht oft die möglichkeit dazu. tolle fotos. toller und hilfreicher bericht. mehr davon!

  7. Ganz großartig! :) Finde toll wie du dich fürs Bilder machen bedankst bei den Leuten. Ein ‚Danke‘ würde sicher meist reichen, aber das mit dem Teilen ist großes Kino – wofür knipst man sonst, wenn man es nicht auch zeigt?

  8. muss mich noch einmal zu wort melden. ich habe mir deine website intensiv angeschaut, simon, und ich finden deine arbeiten sehr sehr gut. die atmosphäre, besonders im themenbereich „ruanda“ ist einmalig eingefangen. sehr gefallen hat mir deine aussage, dass es in erster linie um respekt gegenüber anderen geht. sich zu öffnen, um eine wie auch immer geartete kommunikation aufzubauen sowie das interesse an der betreffenden person sind nicht nur ein schlüssel zum fotografischen erfolg – nein, es ist viel mehr: nämlich ein tief humanistisches verhalten, dass zur selbstverständlichkeit für einen besseren umgang miteinander gehören sollte.

    meinen grössten respekt.

    • Hey Martin, die Bilder sind recht klein (etwa Passfotogröße) und auch nicht die Oberhammerqualität, aber es erfüllt den Zweck sehr gut. Der Akku hält für etwa 15 Bilder, aber damit komme ich eigentlich normalerweise immer ganz gut über den Tag. Polaroid Pogo heißt er und kostet glaub ich um die 40,- Euro.

    • Ich habe den Pogo aus den gleichen Gründen auch. Die Bilder sind winzig (5×7,5cm). Die Farben sind matschig und haben einen Farbstich. Und für so ein Winzigbild sind 30 Cent pro Bild auch noch relativ teuer. Das ist aber alles wurscht. Alles Wesentliche ist zu erkennen und Du kannst den Leuten, 1-2 Minuten nachdem Du ein Foto geschossen hast, einen Abzug schenken. Für viele das erste Foto ihres Lebens! Und der Pogo ist im Gegensatz zu vielen anderen mobilen Fotodruckern so klein, das man ihn wirklich mitnimmt. Etwa die Größe eines Blackberry, aber doppelt so dick.

  9. Ich hab mal eine Frage /Überlegung.
    Ich habe die Erfahrungen gemacht, wenn man Personen fragt ob man sie fotografieren darf, dass diese dann so auf die Kamera Fixiert sind, sodass sie nicht mehr normal handeln.

    Ein Beispiel ich möchte einen Straßenkünstler fotografieren wie er malt, wenn ich ihn jetzt ansprechen würde und ihn fragen würde ob ich ihn Fotografieren darf, würde er danach wieder ganz normal seiner Arbeit nachgehen oder würde er wie bestellt und nicht abgeholt in die Kamera gucken, denn ich möchte ihn ja während des Zeichnens fotografieren.

    Mir fallen noch viele Beispiele ein wo man die Personen in einer Handlung Fotografieren möchte wo ich denke, dass dies nicht mehr möglich ist nachdem man die Person angesprochen hat.

    Wie denkt ihr darüber, wie sollte man sich in so einer Situation handeln?

    Kann man ein authentisches Bild machen nachdem die Person weiß, dass sie fotografiert wird und zwar ohne dieser Vorzuschreiben was sie machen soll?

    Ich bin mir grade nicht mal so sicher ob es zu diesem Artikel passt aber diese Frage beschäftigt mich schon seid längerem.

    Zu dem Artikel kann ich sagen das ich die Idee mit dem Fotos zeigen und sogar die Fotos sofort ausdrucken absolut toll finde. Und ich bin mir sicher das die Leute darüber sehr freuen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Anton

    • nun, anton, grundsätzlich bin ich der auffassung, dass die zu fotografierende person mit der bildaufnahme einverstanden ist. wie schon erwähnt, spielen dabei ernstes interesse und respekt eine wichtige rolle. bei einem strassenkünstler, wie du es schreibst, kann man unter umständen aber auch einen anderen weg gehen, da ein strassenkünstler sich ja „absichtlich“ der öffentlichkeit präsentiert und nach aufmerksamkeit strebt. meiner erfahrung nach, haben solche personen in der öffentlichkeit in der regel kein problem damit, fotografiert zu werden.

      man sollte dies allerdings immer von fall zu fall selber abwägen und im zweifelsfall ein einverständnis einholen. ein netter, fragender blick kann da schon völlig ausreichend sein.

    • Hier gibt es eigentlich zwei Möglichkeiten in meinen Augen: 1. Du machst das Bild und sprichst die Person danach an und fragst, ob du es behalten darfst. 2. Du hast Zeit, sprichst die Person an, verbringst Zeit mit ihr, so dass sie die Kamera irgendwann vergisst und du dein gewünschtes Bild machen kannst. Bei Version zwei fühle ich mich meist besser, aber die Zeit hat man eben nicht unbedingt immer…

  10. Fremde Kulturen gibt es ja nicht nur in Schwarzafrika oder Ostasien, manchmal kann einem die Kultur in dem Land zwischen Kanada und Mexiko schon fremd vorkommen.
    Bisher hatte ich mich an Leute noch nicht rangetraut (bzw. sehr sehr selten) und Landschaften widersprechen selten Aufnahmen und wollen auch kein Geld für.
    Worauf ich raus will: Internetveröffentlichungen im eigenen Blog, Flickr oder so wie hier, da kann man ja mit der zu fotografierenden Person reden. Wird wahrscheinlich auch kein Problem sein. Aber was, wenn dann doch mal jemand kommt und das Bild gerne wo veröffentlichen würde? Ist mir schon mit Landschaftsbildern passiert und die entsprechenden „Art Reproduction Permission“-Teile enthalten natürlich auch einen Satz, in dem eine „Model Release“ verlangt wird, falls Personen auf dem Bild sind. Tja, dann dankend die Veröffentlichung ablehnen? Bei (unerreichbaren) Modellen aus der dritten Welt einfach davon ausgehen, daß sich niemand dran stört? Bei Modellen aus Industrieländern (mit denen man die Mailadresse ausgetauscht hat, um die fertigen Bilder zu mailen) ist es ja leicht, dem Abgebildeten die Entscheidung zu überlassen…
    Fiel mir nur gerade zu dem Thema ein, da eine USA-Reise ansteht und ich endlich mal nicht nur Land, sondern auch Leute abbilden möchte. Und gerade dieses Volk ist ja ein juristisches Minenfeld.

    • Ja, da hast du recht mit den fremden Kulturen… Besonders in dem Beispiel…
      Falls du ein iPhone hast, da gibt es ,Easy Release‘, die dir einfache Modelreleases mit Bild für verschiedene Verwendungszwecke erstellt und die Portraitierten können sie dann unterschreiben auf dem iPhone. Das ganze wird dann an die angegebenen Email-Adressen verschickt als PDF. Nutze ich manchmal, aber gerade in Entwicklungsländern ist es immer eine Frage des Abwägens, allein schon, weil viele, die ich fotografiere kein Englisch verstehen, oft noch nicht mal lesen können. Das macht das ganze natürlich komplexer und ich muss mich oft mit ihrem mündlichen Einverständnis zufrieden geben, was bisher aber auch noch nie ein Problem dargestellt hat…

      • Ok, ich sehe schon, es wird in den entwickelten Ländern wohl auf einen Tausch von Mailadressen rauslaufen. Ich habe halt lediglich die Furcht, daß das Anschneiden von solch rechtlichen Fragen das Motiv schnell überfordert und abschreckt. Ich denke, am besten nur mal so drüber reden, locker und wenn es später kein Release geben sollte, dann ist es auch nicht weiter schlimm. Wird schon nicht das beste Foto des Lebens sein. ;-)

        Übrigens, ich krieche nicht oft hinterm Ofen vor, um zu kommentieren. Passiert nur bei interessanten Artikeln zu interessanten Themen. Nur so als Rückmeldung…

    • „Fremde Kulturen gibt es ja nicht nur in Schwarzafrika oder Ostasien, manchmal kann einem die Kultur in dem Land zwischen Kanada und Mexiko schon fremd vorkommen.“

      ……oder wer schon mal in bayern war…… :-)

  11. Sehr schöner Artikel! Deine Erfahrungen kann ich nur bestätigen. Oft bin ich auch etwas zu schüchtern, aber wenn ich Erfolg habe, freue ich mich umso mehr. Eine Tele ist für mich oft eh keine Lösung. Da ist der Hintergrund und Bildausschnitt oft nicht so wie ich es mir wünsche. Es gibt viele Bilder, die gefallen mir, gerade weil man von der Umgebung auch noch etwas sieht.

  12. hallo zusammen,

    „fremde“ Kulturen fängt ja eigentlich bereits vor der Haustür an, sprich man muß nicht in die Ferne reisen um zu fotografieren.

    Alles im Artikel gesagte gilt auch bei uns, lediglich die Wahrscheinlichkeit, daß dich ein ungefragt Portraitierter aus Ruanda auf seine Persönlichkeitsrechte verklagt ist etwas kleiner.

    Aber auch ich hab den fotografischen Umgang mit Menschen erst mal im Ausland „gelernt“.

    Liebe Grüße

    Thomas Wilden

    PS Guter Artikel, und wichtig in Zeiten von Kamerahandys und Social Media dafür zu „werben“, wie man es „besser“ macht.

  13. Hallo Simon,

    Leider sieht die Realität etwas anders aus und es gibt viel zu wenige, die so wie du, mit Respekt zu den Menschen und deren Kultur umgehen. Für Foto und Filmaufnahmen werden ganze Dörfer „gekauft“ und für ein Foto wird manchmal mehr als ein Monatsgehalt bezahlt. Ich habe persönlich sehr häufig miterlebt wie unsensibel hier agiert wird.
    Vor allem wer in Länder und in Gebiete vordringt, welche vom Massentourismus verschont geblieben sind sollte hier sehr sensibel und respektvoll umgehen. Nicht immer ist ein Foto das wichtigste! Ich habe mal geschrieben: Die schönsten Momente meiner Reise halte ich in meinem Herzen fest, den Rest auf Kodak..
    Dein Artikel hat mir sehr gut gefallen..alles Gute weiterhin!!

  14. Blogartikel dazu: Menschen in fremden Ländern fotografieren: Tipps von Reisefotograf Robin Simon im Interview (Teil 2) | Tripsta Blog (GER)