Einmal Sylt und zurück
Sylt hat mich gefangen und lässt mich nicht mehr los. Das ist mein Gedanke, wenn ich auf die letzten anderthalb Jahre zurückblicke, in denen mich die Insel geprägt und verändert hat.
Als ich Sylt das erste Mal als Fotograf bereiste, stand bereits fest, dass ich eine Weile auf dem nördlichsten Eiland Deutschlands verweilen würde. Fotografisch war die Insel für mich eine wunderbare Möglichkeit mich weiter zu entwickeln, neue Techniken zu studieren und meine Art, allgegenwärtige Motive dem Betrachter zu präsentieren, neu zu formen.
Ich war froh keinen Sylter Fotografen entdecken zu können, der die Dinge so präsentierte, wie ich sie zeigen wollte.
Mir imponierte von Beginn an die Weite und die Stille, die man trotz tosender Nordseebrandung regelrecht fassen konnte. Buhnenreste im Wasser wurden sichtbar und verschwanden im nächsten Moment, um kurz darauf wieder aufzutauchen.
Die morgendliche See zeigte mir eine Friedlichkeit, wie ich sie selten so ausgeprägt erlebt habe. Es gab nichts Schöneres, als morgens vor Sonnenaufgang, den Strand zu betreten und, die spiegelglatte Nordsee zu Füßen, den weit entfernten Möwen zu lauschen, während die Sonne langsam über den Horizont kroch.
All diese Gefühle wollte ich in meinen Fotos einbinden, bzw. mit dem Medium Fotografie transportieren.
Da ich mich schon vor Sylt mit Langzeitbelichtungen beschäftigte, lag es nahe die Nordsee aufgrund der Motivvielfalt und Wassernähe, mit dieser Technik zu visualisieren.
So ist die Fotoserie Söl geboren. Das Wort Söl bedeutet aus dem Friesischen übersetzt schlicht und einfach „Sylt“, und so schlicht und minimal wie der Name der Serie sollten auch meine Fotos nur das Nötigste zeigen, um dem Betrachter das erwähnte Gefühl der Stille näher zu bringen.
Das Fertigen der Fotografien, die größtenteils durch Langzeitbelichtungen entstanden, war aufgrund des Windes und der Unberechenbarkeit des Meeres nicht immer einfach. Oft stand ich urplötzlich knietief im Wasser oder musste das Stativ regelrecht sichern und festhalten, um einem plötzlichen Verwackeln vorzubeugen.
Die nächste Tücke waren die Gezeiten, die mir nur allzu oft einen Streich spielten. Da ich ausschließlich mit dem Fahrrad die Insel erkundete, war es meine eigene Schuld, dass ich mich nicht rechtzeitig über Ebbe und Flut informiert habe, und so des Öfteren am begehrten Motiv ankam, dass entweder vollkommen von der See verschluckt wurde oder aber bei Niedrigwasser im braunen Schlick keine schöne Wirkung entfalten wollte.
Kam es aber zur Möglichkeit, das Wetter und die Gezeiten voll nutzen zu können, war es wie eine Erfüllung, den Auslöser zu betätigen und zu warten.
Wetterphänomene gab es auf Sylt genug. Vom plötzlichen Seenebel, der tagsüber vom Meer her über den Strand kroch, über dicke Schneestürme zu Sturmfluten und außergewöhnlichen Wolkenstrukturen konnte man alles erleben, wenn man sich dieser tollen Insel nur hingab.
Noch immer schaue ich mir gerade diese Serie gern an, da ich unzählige Erinnerungen und Momente mit jedem Foto verbinde und ab und an schmerzt es mich schon, diese Insel wieder verlassen zu haben. Aber… ich komme wieder.
Ganz bestimmt!