kwerfeldein
13. Dezember 2010 Lesezeit: ~9 Minuten

Kaffee kann man nicht nur trinken!

Der folgende Artikel ist aus der Feder von Martina Woll. Martina kommt aus Saarbrücken. Beruflich ist sie die meiste Zeitim Büro, was nicht gerade kreativ ist. Ihre Kreativität lebt sie dafür in ihrer Freizeit aus, mit der Fotografie. Sie ist ihre Leidenschaft, ihr Leben. Wer mag, darf auch gerne in ihrem Flickr Stream stöbern.

Ohne die Fotografie geht gar nichts. Angefangen hat alles so ca. 1999, als ich mir eine analoge Spiegelreflex kaufte. Damals hatte ich Null Ahnung von der Materie und entsprechend sahen meine Bilder aus. Das ganze schlief dann wieder etwas ein, bis sich mein Freund Ende 2003 eine digitale Spiegelreflex kaufte, mit der ich dann mehr ich fotografierte, als er.

2005 kam meine eigene digitale Spiegelreflexkamera ins Haus und schließlich intensivierte sich mein Interesse an der Fotografie. Auch wenn ich analog angefangen habe, würde ich mich als „Kind der Digitalfotografie“ sehen. Die digitale Fotografie hat mir das Lernen leichter gemacht, ich konnte mich besser weiterentwickeln.

Es ging alles viel einfacher. Ich habe ein Foto gemacht und konnte es gleich auf dem Display betrachten und überlegen, wie ich’s besser machen konnte. War ein Bild unscharf oder verwackelt, habe ich es einfach gelöscht. Ich konnte auch mehr rumprobieren und verschiedene Kameraeinstellungen testen, ohne dass es gleich ins Geld ging.

Trotzdem habe ich Anfang 2007 zur analogen Fotografie wieder zurückgefunden und meine Liebe zum Mittelformat (Format 6×6) entdeckt.


Ich bin Autodidakt. Ich habe das Fotografieren weder studiert, noch bin ich darin ausgebildet oder habe irgendwelche Foto-Lehrbücher auswendig gelernt. Ich finde, damit sollte man auch keine Zeit verschwenden. ;) Die Theorie hat mich nie interessiert und auch nicht die Technik, mit der ich arbeite. Mich braucht man nicht zu fragen, welche Kamera ich empfehlen kann oder was z.b. Spiegelvorauslösung etc bedeutet. Davon habe ich keine Ahnung.

Ich habe meine Kamera(s), die ich zu bedienen weiß, meine Augen und mein Herz.

Ich beschäftige mich lieber mit dem Fotografieren selbst und den Bildern, die dabei entstehen. Meine Bilder haben sich im Vergleich zu meinen Anfängen sehr positiv entwickelt. Habe ich früher wahllos rumgeknipst, fotografiere ich heute bewusster. Gelernt habe ich auch viel rein vom Anschauen anderer Fotos. Zu sehen, wie andere Fotografen etwas fotografieren, es vielleicht mal nachmachen oder sich inspirieren lassen. Learning by doing eben.

Meine Motive/Themen sind vielseitig; eigentlich wird fast alles festgehalten, was mir vor die Linse kommt. Menschen, Landschaften, Tiere, Architektur, Autos, Flugzeuge, Stillleben, Makro etc. Dabei möchte ich die Motive nicht einfach nur ablichten, sondern künstlerisch festhalten und vermitteln. Ich achte gleich beim Fotografieren auf den Schnitt oder die Perspektive, damit ich anschließend am PC nicht mehr zu viel nacharbeiten muss.

Ein Thema möchte ich euch nachfolgend näher vorstellen: Die Entwicklung von Schwarzweißfilmen mit Kaffee.

Ich bin kein Experte im Entwickeln von Schwarzweißfilmen, meine Anfänge mit entsprechender Chemie waren auch eher ernüchternd. Als ich vor einigen Monaten dann zum ersten Mal davon las, dass man Filme auch mit Kaffee entwickeln kann, wusste ich erst nicht so recht, ob das ernst gemeint war. Ich fand die Vorstellung aber interessant und witzig und da ich ein neugieriger und experimentierfreudiger Mensch bin und mich die Bilder, die ich zum Thema im Internet gesehen hatte, überzeugten, musste ich es natürlich ausprobieren.


Wie alles begann

Meine Erfahrung im Entwickeln von Schwarzweißfilmen hielt sich wie gesagt bislang in Grenzen. Ich hatte mal eine Phase, da hab ich ein paar Filme mit Rodinal entwickelt; unglücklicherweise achtete ich nie auf die Wassertemperatur während des Fixierens und war dann entsprechend verwundert von den Ergebnissen.  Ich probiere zwar gern Neues, aber ich bin auch ein ungeduldiger Mensch und wenn etwas nicht gleich auf Anhieb klappt, dann wende ich mich auch schnell wieder davon ab.

So geschehen mit meinen Chemikalien. Nachdem sie über ein Jahr unberührt im Keller standen und ich nicht wusste, ob sie überhaupt noch brauchbar waren, las ich von der Kaffeeentwicklung. Das weckte meine Neugier und ich wollte einen neuen Versuch starten, meine Filme selber zu entwickeln. Ich ging also in den nächsten Supermarkt und besorgte mir Instantkaffee, Waschsoda und Vitamin C Pulver (letzteres aus der Apotheke).


Mein Entwicklercocktail setzt sich wie folgt zusammen
:

Für meinen Jobo Tank mit 480ml Fassungsvermögen nehme ich 9,5 leicht gehäufte Teelöffel Instantkaffee, 4,5 leicht gehäufte Teelöffel Waschsoda und einen halben Teelöffel Vitamin C Puver, kippe alles zusammen in meine Entwicklerflasche, schüttele es gut durch und lasse es ca. 10 Minuten ruhen, damit sich eventuell entstandener Schaum wieder legen kann und sich alle Komponenten schön miteinander verbinden können. Die Brühe erwärmt sich leicht und riecht nicht besonders angenehm.

Meine allererste Kaffeeentwicklung ging allerdings gänzlich in die Hose. Ich nahm als Testfilm einen Tri-X 400, den ich schon vor längerer Zeit mit meiner Holga belichtet hatte und ne Weile unangetastet im Schrank stehen ließ. Das Entwickeln selbst verlief ganz reibungslos, dieses Mal achtete ich auch auf die Wassertemperatur des Fixierers.

Ich war ganz aufgeregt, als der Film endlich im Bad über der Badewanne zum trocknen hing und ich auf den Negativen sogar ganz leicht was erkennen konnte. Die Ernüchterung folgte beim Scannen. Zum einen waren die Scans flau und zum anderen die Bilder total verwackelt und es war nur „schemenhaft“ was zu erkennen. Letzteres war aber wohl eher der Tatsache geschuldet, dass die B-N-Taste (zum Einstellen der Belichtung „Bulb“ oder „Normal“) meiner Holga so locker saß, dass sie ständig auf B rutschte, statt auf N zu bleiben, was ich natürlich nicht bemerkte und mich wunderte, warum der ganze Film verwackelt und teils überbelichtet war.

Es hat ne Weile gedauert, bis mir die locker sitzende B-N-Taste auffiel. Seitdem hab ich sie auf N festgeklebt und es gibt keine Probleme mehr ;) Aber ich schweife ab… zurück zum Kaffee.

Durch diesen Testfilm ging meine Motivation wieder flöten (geht immer schnell bei mir *g*) und ich gab meine Filme wieder im Fachlabor ab. Aber mit deren Ergebnissen war ich auch nicht wirklich zufrieden. Die Kontraste waren mir teilweise zu hart, die weißen und schwarzen Stellen teils ausgefressen. Aber die Bilder, die ich zur Kaffeeentwicklung im Internet fand, begeisterten mich einfach zu sehr, als dass ich es darauf sitzen lassen würde.

Also musste der nächste Testfilm her. Diesmal aber unverwackelt und richtig belichtet; also hatte ich meine Hasselblad mit zu einem Portraitshooting genommen und Testfotos mit dem APX 100 gemacht. Anschließend wieder Kaffee nach obigem Rezept angerührt, den Film auf die Entwicklerdose gefriemelt (DER Akt schlechthin), 17 Minuten lang entwickelt und nach dem Trocknen auf den Scanner geschmissen.

Und was soll ich sagen. Ich war mit dem Ergebnis sehr glücklich; hatte ich endlich einen Film entwickelt, wo die Bilder genauso waren, wie ich sie haben wollte. Tolle Tonwerte, feinster Kontrast (zumindest in meinen Augen und im Vergleich zu meinen vorherigen Bildern) und ich musste am PC nichts mehr nachbearbeiten.

Nun ja – und seitdem bin ich kaffeesüchtig.

Meine alten Chemikalien hab ich entsorgt (ordnungsgemäß versteht sich), jetzt wird nur noch mit Kaffee gearbeitet und es macht riesig Spaß. Kann ich nur jedem empfehlen!

Bisher habe ich zwei Filmsorten in Kaffee entwickelt; den Kodak Tri-X 400 14 Minuten lang und den APX 100 17 Minuten lang, beide anschließend jeweils 4 Minuten fixiert. Die Zeiten haben sich für mich bewährt.

Wenn ihr euch jetzt fragt, warum mit Kaffee und nicht mit Chemie entwickeln… Nun ich kann da nur für mich sprechen. Ich habe halt mit Kaffee bessere Ergebnisse erzielt, als mit Chemie. Deshalb werde ich bei Kaffee bleiben.

Mit Kaffee zu arbeiten, hat auch ein paar Vorteile. Ich muss z.B. nicht drauf achten, dass ich die Brühe nach dem Entwickeln ordnungsgemäß entsorge, ich kann sie einfach die Toilette runterspülen und der Gedanke, hier mit „böser Chemie“ rumzuspielen, fällt weg ;)


Die analoge Fotografie ist für mich ein großes Experiment. Während viele auf technisch perfekte Bilder aus sind, mag ich Bilder mit Charme; dazu gehören auch mal Fussel auf dem Bild oder Lichteinfall oder Fehlbelichtungen. Mit meinen ausnahmslos rein mechanisch arbeitenden Kameras belichte ich aus dem Bauch raus; ich habe keinen Handbelichtungsmesser, dafür bin ich viel zu ungeduldig, um vor einem Bild „minutenlang“ die richtige Belichtung zu suchen.

Viele werden jetzt den Kopf schütteln, aber für mich ist es einfach spannend zu sehen, was dabei rauskommt und ob ich mit meinem Gefühl richtig lag.

Danke fürs Lesen.

74 Kommentare

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  1. Schönder Artikel und wundervolle Fotos!
    Und du hast nach dem Einscannen tatsächlich nicht mehr großartig an Kontrast/Tonwerten etc. drehen müssen? Dass die Bilder (in meinem Auge) perfekt sind, brauche ich ja hoffentlich nicht nochmal erwähnen. Ganz großes Lob.
    Ach und: Welche Kamera wird benutzt, oder habe ich das überlesen?

  2. frauen, wie frauen gesehen werden wollen?

    auf jeden fall glaube ich, dass nicht viele fotografen von sich behaupten können, dass man auf ihren fotos wirklich den menschen sieht, der vor der kamera saß.

    ich mag deine fotos und die frauen die man darauf sieht sehr gerne.

    • ich hab vorher wie gesagt auch mit rodinal rumprobiert und oftmals den tri-x 400 verwendet, aber war nie happy mit den ergebnissen; was allerdings weniger am rodinal lag, als mehr an meiner unfähigkeit *g*

  3. Wunderbare Fotos. Vor allem der Blick auf dem zweiten Bild hat es mir angetan.

    Analoge Schwarzweißfotogafie finde ich auch sehr reizvoll. Leider waren meine Erfahrungen mit der Filmentwicklung im Großlabor sehr ernüchternd. Wir Du schon geschrieben hast: Extreme Kontraste, durch eine Tonwertkorrektur immer das volle Schwarz-bis-Weiß-Spektrum, auch bei Bildern, die ich in weichen Grautönen haben wollte etc. Und dann natürlich auch der Preis. Sogar Drogerimärkte verlangen gerne noch 20ct pro Abzug, automatische Digitalisierung wird nicht angeboten.
    All das hat dazu geführt, dass ich meine Fotos jetzt digital Schwarzweiß entwickle und immer mehr ein Gefühl dafür bekomme. Ist sicher nicht so toll wie Mittelformat/Hasselblad etc., aber für mich ein guter Kompromiss.

    Wenn ich nochmal etwas Zeit habe, muss ich das mit dem Kaffee vielleicht aber doch mal ausprobieren. Danke für den Artikel!

  4. „Die Theorie hat mich nie interessiert und auch nicht die Technik, mit der ich arbeite. Mich braucht man nicht zu fragen, welche Kamera ich empfehlen kann oder was z.b. Spiegelvorauslösung etc bedeutet. Davon habe ich keine Ahnung.“

    Hach, wie symphatisch! :-D Schöner Artikel!

  5. Toller Artikel, sehr interessant, dass man mit Kaffee entwickeln kann, da bekommt man richtig Lust analog zu fotografieren, habe auch noch eine daheim rumliegen. Wo nimmst du deine Informationen über analog Fotografie her? Bin noch auf der Suche nach einem kompetenten Blog/Forum/Website…
    übrigens wunderschöne Fotos!
    Viele Grüße,
    Sebastian

    • danke :) also auf die kaffee-entwicklung bin ich über die fotocommunity aufmerksam geworden; es gibt aber auch z.b. noch aphog.de oder das forum von hassi-foto.de. auch bei flickr gibt es viele gruppen, die sich rein mit der analogen fotografie beschäftigen. sehr sehenswert und inspirierend.

  6. Hi, die Entwicklung mit Kaffee liest sich super interessant!
    Werde ich beim nächsten Schwarz-Weiß Film auch mal ausprobieren :)
    Danke für den inspirierenden Artikel und super Bilder, Klasse!

    Ein Frage zum Schluss stellt sich mir noch:
    Hast du auch einen Öko-Mischung für den Fixierer?

    Grüße, Lars

  7. Vielen Dank für diesen Impuls! Es ist das erste Mal, dass ich davon höre. Das muss ich gleich selbst ausprobieren!! (Hab vor kurzem eine alte Mamiya C33 erstanden…)

    Welche Temperatur sollte das Wasser des Fixierers haben?
    LG Helmut

  8. Ehrlich, ich finde mich da in einigen Sätzen wieder. Auch ich mache sehr vieles aus dem Bauch heraus. Von der Technik habe ich nur wenig Ahnung und so richtig Lust auf die Nachbearbeitung am PC mit Ebenen und Co. habe ich auch nicht. Nur man traut es sich ja kaum offen zuzugeben, sonst wird man ausgelacht. Ich fotografiere auch in jpeg, weil ich schlichtweg zu faul bin mich mit der Raw-Entwicklung zu beschäftigen. Dafür ist mir meine Zeit zu schade. Und ich finde es toll, dass es noch Fotografen gibt, denen es ähnlich geht. Ich bin ein Stativverweigerer, genauso wie ich mich dabei erwische die zwei Filter, die ich besitze, dann doch wieder zu Hause liegen gelassen zu haben. Ich kann meine Kamere bedienen und arbeite bei den Einstellungen auch meistens manuell.
    Deine Fotos gefallen mir sehr gut. Sie haben einen eigenen Stil und transportieren sehr viel Gefühl rüber. Ein toller und sympathischer Artikel! LG Frau Zausel

    • *hehe* freut mich :) ich bin da ganz offen, halte es jedem unter die nase, der mir mit technikkram daher kommt. :D die blicke manchmal müsste man echt festhalten ;)

      digital fotografiere ich mittlerweile im raw format, auch wenn sich die nachbearbeitung in grenzen hält, weil meine bilder so natürlich wie möglich bleiben sollen.

  9. sehr schön, hast du dir die zeiten für die entwicklung irgendwoher besorgt oder selber ausgedacht`?! und wie sieht es mit der zusammensetzung der „chemie“ aus, is die so allgemeingültig für jegliche andere filme??

    danke für den artikel!

    • also ich weiß nimmer genau, wie ich auf die zeiten gekommen bin. hab mich glaub ich so in etwa an die vorgaben von rodinal gehalten. bezüglich der zusammensetzung des cocktails weiß ich jetzt nicht, obs von film zu film unterschiede gibt; ich habe bisher halt nur den tri-x 400 und den apx 100 in kaffee gebadet, beide aber mit der gleichen menge kaffee, waschsoda und vitamin c, wie im text beschrieben.

  10. sehr schönen Artikel!
    Finde das Thema Kaffee-Entwicklung wirklich spannend. Ich überlege bereits seid einiger Zeit selbst S/W zu entwickeln, war bisher aber unschlüssig. Vielleicht war der Artikel genau der fehlende Motivationsschub.

    Würde mich meinem Vorredner gerne anschließen in der Frage was für Kameras zu benutzt.
    Ich hab gelesen du verwendest eine Hasselblad, welche den genau? Ich spiele schon sehr lange mit dem Gedanken mir auch eine zuzulegen. Was für Kosten sollte man da so in Betracht ziehen?

    • also ich hab ne 500 c/m mit dem 80er planar. kostenmäßig musste für ne brauchbare hasselblad 800 – 1000 euro rechnen. aber so wirklich ahnung hab ich wie gesagt nicht ;)

      ansonsten habe ich noch viele weitere analoge kameras, kleinbild und mittelformat, wie holga, adox golf, exa 1b, minolta sr-t 101, polaroid, horizon 202, yashica electro 35 etc… wobei ich meine portraits eigentlich nur mit der hasselblad mache.

  11. Der Artikel ist ganz wunderbar !
    Die Fotos gefallen mir ausnahmslos super, auch der Flickr-Stream ist total sehenswert.
    Für mich als (chemieunbegabte) Schülerin scheint diese Variante des Entwickelns sehr interessant zu sein.. mit Chemiekalien würd ich nur ungern arbeiten, da scheint der Kaffee eine gute Alternative zu sein, wahrscheinlich auch kostengünstiger …
    Vielen Dank !

    • freut mich, dass der artikel so gut ankommt :D

      so völlig chemie-los wär mir natürlich am liebsten, aber wie weiter oben schon geschrieben bleibt einem beim fixieren wohl nix anderes übrig, als chemie zu benutzen.

      aber zumindest fürs entwickeln ist der kaffee wirklich mehr als ne alternative. :)

      • Walter meinte nicht, dass es beim Fixierer ganz ohne „Chemie“ im herkömmlichen Sinne geht, sondern dass durch das Fixieren Schadstoffe aus dem Film in der Fixiererflüssigkeit gelöst werden. Also auch wenn man einen Fixierer findet, der aus Haushaltsmittelchen besteht, kann man den gebrauchten dann nicht einfach wegschütten, sondern muss ihn an einer Schadstoffsammelstelle abgeben.

        Wird also Zeit, dass mal jemand einen Analogfilm erfindet, der aus Hausmittelchen besteht. ;)

  12. Danke für die tollen Bilder und die interessanten Infos!

    Was ich noch nicht ganz verstehe ist warum die Cafe-Entwicklung weniger harte Kontraste auf den Film zaubert als die Dienstleister das tun. Ergibt sich eine geringere Dichte des Silbers? Nehmen die zu harte Entwicklerrezepturen?

      • Ich kann es ja mal versuchen. Ich habe mir die Kaffee-Rezeptur jetzt nicht angeschaut, aber hier gesehen, dass von Waschsoda die Rede ist. Borax, das ja auch zum Reinigen verwendet wird, ist auch in vielen Entwicklern enthalten. Entwickler ist eine alkalische Lösung, die Entwicklung des Silbers benötigt ein basisches Milieu. Stoppbad ist sauer und stoppt den Entwicklungsvorgang. Beim Fixieren wird das nicht belichtete Silber aus der Schicht heraus gewaschen und das entwickelte Bild gegen weitere Lichteinflüsse geschützt. Klassische Entwickler enthalten meist noch eine Verstärkersubstanz wie z. B. Hydrochinon oder Metol. Diese waren für den Kontrast verantwortlich. Wenn dem Kaffee-Entwickler diese Verstärkersubstanz fehlt, kommt der schwächere Kontrast wohl daher. Im Prädigitalium der 80er habe ich mir meine Entwickler und Tonerlösungen als Grundchemikalien selber gemischt und vieles ausprobiert. Habe allerdings auch schon eine Weile meine Nase nicht mehr in einschlägige Rezept- und Lehrbücher gesteckt, daher bitte ich mitlesende Chemiker, eventuelle Unkorrektheiten meiner Beschreibung zu verzeihen. ;-)
        Bin eigentlich froh, dass die Panscherei mit Chemikalien nicht mehr unbedingt nötig ist, denn bis zum fertigen Abzug ging schon einiges an Zeit drauf und floss einiges an Waschwasser durch die Leitung.
        Wenn jemand hier aber Tipps zum Auffinden von Rezepten haben möchte…
        Grüße,
        Walter

  13. Sehr schöne Fotos und auch ein sehr interessanter Lösungsansatz für die Entwicklung. Ich habe gerade vor kurzem begonnen, wieder in die analoge Welt zurückzukehren, vorerst mit einer alten Canonet QL17. Vermutlich bleibt es nicht dabei, da ich das Mittelformat noch von früher kenne und schätze. Und wenn ich jetzt quasi mit einer Tasse Kaffee um’s Fachlabor drumrum komme, ist das wieder ein Anreiz mehr (c:

    Im ‚chemischen‘ Beitrag von Walter tauchte noch das Schlüsselwort „Stopbad“ auf. Was verwendest Du dafür?

    Vielen Dank für den tollen Artikel!

    Gruß,
    Andreas

    • danke :)

      also ein richtiges stoppbad führe ich gar nicht durch. ich entwickele den film mit kaffee, zwischenwässere mit destilliertem wasser, fixiere und wässere anschließend nochmal nach, fertig. geht wohl auch ohne stoppbad?! :D

      • Ich habe als Stopbad (das war noch vor der Rechtschreibreform) immer 2-prozentige Essigsäure verwendet (Salatessig, in jedem Haushalt vorhanden, muss nicht gleich der gute Balsamico sein ;-) ). Bei „aggressiveren“ Filmentwicklern ist die Entwicklungszeit auch viel kürzer als die beschriebenen 15 oder 17 Minuten. Da will man dann die Entwicklung zum richtigen Zeitpunkt anhalten, damit der Film nicht zu dunkel wird. Bei langen Zeiten und schwächeren Entwicklern ist das nicht so wichtig, da reicht das Wässern auch.
        Grüße,
        Walter

  14. Hallo Martina,
    Wie/Womit scannst du die Bilder ein? Direkt die Negative ? Und wenn ja, machst du das mit einem normalen Scanner oder hast du einen von diesen sauteuren Negativscannern?
    viele grüße, Nils

    • also ich habe einen flachbettscanner mit durchlichteinheit – den canoscan 8600f. der hat vor 3 jahren 180 euro gekostet. der reicht mir eigentlich. und wie da jetzt die unterschiede zu nem richtigen negativscanner sind -> keine ahnung *g*

      bei dem scanner sind so negativ-halter dabei; das sind so plastikschienen, wo man die negativstreifen reinschieben kann, von kleinbild bis mittelformat und dias mit rahmen. wobei ich die eigentlich immer nur für die kleinbild-negative verwende; die mittelformatstreifen leg ich so aufs glas, damit ich den rahmen ums bild mitscannen kann; der geht nämlich verloren, wenn man die streifen in diese plastikschiene schiebt.

  15. Hallo Frau Martina Woll,
    ich habe mich sehr gefreut, hier von Ihnen einen Beitrag zu lesen. Ich weis Ihre Kaffeeentwicklung war ja schon lange angesagt. Es freut mich, dass Sie so schöner Ergebnisse erzielt haben. Sie wissen ja, dass ich Ihre Arbeit sehr bewundere, das habe ich Ihnen ja schon mündlich mitgeteilt. Ich habe noch einen Pack angebrochen Kaffee, den ich Ihnen zuschicken kann ;-))). Freue mich weiter von Ihrer Arbeit zu sehen.
    Grüße
    Sebastian

  16. Mir hat es dein Abschlusskommentar total angetan. Ich bin auch dafür den ganzen Technikkram (zumindest hin und wieder) einfach mal zu vergessen und unsere Fotos wieder menschlicher werden zu lassen.
    Und deine Fotos sind das perfekte Plädoyer dafür :)

  17. Hi,

    also ich bin dem Kaffee-Entwickeln total verfallen seit ich diesen Artikel gelesen habe. Mir wurde schonmal davon berichtet, aber ich hab mich nicht so recht an die Sache rangetraut, aber jetzt habe ich es getan :)
    Seit dem stehe ich nur noch im Bad und entwickel meine Filme voller Freude.
    Ich habe es mit dem Kodak T-Max 400 versucht, weil ich diesen Film schon eine Weile nutze aber hier haben mich die Ergebnisse nicht wirklich begeistert, es hat ohne Frage gut funktioniert, aber mir war die Gradation zu hart. Nun nutze ich den Tri-X Pan 400 und ich bin mehr als begeistert!
    Bei 15min auf 20° habe ich die Ergebnisse, die ich haben möchte: Details, ausgeglichene Gradation und tolle Grauwerte!

    Was ich noch für mich rausgefunden habe ist, dass man das Kaffeepulver fein zerstäuben/ zerdrücken sollte, bevor man es anwendet und ich setze das ganze bei 40° an, damit sich das Pulver gut auflöst und kühle es in einem Wasserbad auf 20° runter.

    VIELEN DANK FÜR DEN ANSTOß UND DIESEN SUPER ARTIKEL!

    • hallo tino, freut mich, dass ich auch andere dazu animieren konnte, mit kaffee zu entwickeln. und danke auch für deinen beitrag; das mit dem zerdrücken des kaffee-granulats ist eine gute idee, dass ich da noch nicht selber drauf gekommen bin… ;) ich muss nämlich immer ne weile warten, bis sich alles aufgelöst hat…

  18. sehr schöne bilder und ein artikel, der mich sehr anspricht, weil er ganz lebensnah geschrieben ist und die menschlichen macken, die wir ja fast alle haben, mit einkalkuliert :-) denn auch ich verliere gern schnell das interesse, wenn etwas nicht beim ersten bzw. spätestens beim zweiten mal so funktioniert, wie ich mir das wünsche … daher danke für das oben geschriebene bzw. gezeigte.

    aber auch danke für die kommentare. daraus kann man auch viel wissenwertes ziehen. mich würde eigentlich noch interessieren, ich hoffe ich habe es nicht überlesen, wie du entwickelst. also mit maschine oder kippen/rollen? und wenn du sagst, du fixierst und wässerst nach – was benutzt du dann zum fixieren? auch nur wasser?

  19. Hi Martina,

    ich weiß der Artikel hier ist schon ewig alt ;) aber ich finde deine Bilder echt sehr sehr geil. Man bleibt definitiv länger mit den Augen an Ihnen Hängen.

    Ich fand die Idee so interessant das ich sie gleich mal in den nähsten Supermarkt gerannt bin und alles gekauft habe. Auf dem weg dahin hab ich einfach mal einen Kodak TriX 400 auf iso 400 gleich mal durchgeschossen :D Hab ihn gerade entwickelt es ist sogar was zu erkennen ;) aber es sind nur Silhouetten zu erkennen, vielleicht muss ich einfach länger entwickeln. Ich bleib auf jeden Fall dran da ich sehr experimentierfreudig bin. Kurzum … Danke an Dich und an Kwerfeldein für den tollen Artikel !!!

    LG Kai

  20. Hallo,

    ich habe erst heute deinen Text gefunden und bin begeistert!
    Vor allem da ich vor einigen Wochen eine alte Minolta SRT 101 geerbt habe und sich seit wenigen Tagen ein APX 100 darin befindet.
    Dein Text eröffnet gerade ganz neue Ideen :)
    Deine Fotos sind wahnsinnig schön … wenn irgendwann mit meiner Kamera ähnliche Ergebnisse entstehen würden, wäre das ein Traum.
    Deine Sichtweise zur Fotografie insgesamt ist wohl der Schlüssel.

    Trotzdem noch eine Frage … Mit was oder wie, fixierst du deine entwickelten Filme??

    Liebe Grüße und Danke für diesen Text … in der Hoffnung, dass das noch gelesen wird :)

    Uwe