15. Juli 2022 Lesezeit: ~5 Minuten

Details in der Landschaft

Es hat lange gedauert, bis ich mich an Detailaufnahmen in der Landschaftsfotografie – sogenannte „Intimate Landscapes“ – gewagt habe. Fasziniert haben mich solche Aufnahmen schon lange, der Fokus meiner Landschaftsfotografie lag jedoch fast ausnahmslos auf weiten Landschaften.

Eine der ersten Detailaufnahmen, mit der ich zufrieden bin, entstand eher durch Zufall. Ich war an einem frostigen Morgen in den Wäldern der Rhön unterwegs. Der erhoffte Nebel blieb aus und ich hatte mich schon damit abgefunden, ohne Foto nach Hause zu fahren. Durch die Kälte war der Blätterteppich unter meinen Füßen leicht gefroren. Auf dem Rückweg zum Auto knisterte es mit jedem Schritt und als ich nach unten sah, fand ich dieses Stillleben.

Frostige Blätter

Nach dem ersten Erfolg nahm ich mir vor, in Zukunft mehr Detailaufnahmen zu machen. Dabei merkte ich, dass sich solche Fotos nicht erzwingen lassen. Die Natur mag voller Details sein, doch nicht immer finden sich fotogene Arrangements. Zudem wusste ich oft nicht, wonach ich suchen sollte: Blumen, Blätter, Steine, Strukturen am Boden oder in Felsen, die Rinde von Bäumen, Spiegelungen – es gibt zahlreiche Dinge, nach denen ich Ausschau halten kann. Aber ohne einen klaren Fokus blieb meine Suche erfolglos. Oft sah ich den Wald vor lauter Bäumen nicht.

Wenn ich weite Landschaften fotografiere, versuche ich deren Haupteigenschaften zu finden und in meinen Fotos zu zeigen. Dazu lasse ich mir Zeit und erkunde die Orte, an denen ich fotografiere, ausgiebig. Ein Beispiel ist das Foto, das ich im Mai auf Kreta aufgenommen habe. Die Vegetation strahlte auf den von Felsen gesäumten Hügeln im Nordwesten der Insel in saftigem Grün. Nach einer Aussicht, die genau das zusammen mit der Nähe zum Meer zeigt, suchte ich an dem Abend, an dem ich diese Aufnahme machte.

Landschaft

Bessere Detailaufnahmen

Die gleiche Herangehensweise hat mir auch dabei geholfen, bessere Detailaufnahmen zu machen. Zunächst war es eher eine Notlösung: Wenn Licht und Wetter nicht mitspielten und ich eine Landschaft im Ganzen nicht adäquat in Szene setzen konnte, versuchte ich die Charakteristiken der Landschaft bildfüllend zu fotografieren.

Steinstrand

Auf Paros besuchte ich vor einigen Wochen den Leuchtturm im Nordosten. Die Landschaft dort, mit ihren steilen Klippen und schroffen Felsen, ist spektakulär. Mit etwas Wolken am Himmel hätte ich sicherlich ein vorzeigbares Foto machen können. Doch wer schon einmal die griechischen Inseln bereist hat, weiß, dass Wolken im Sommer Mangelware sind. Und so dient das Foto oben eher dokumentarischen Zwecken.

Deutlich besser gefällt mir das Ergebnis, das durch den Einsatz des Teleobjektivs entstand. Der Fokus lag auf den Felsstrukturen und wie diese im Licht der untergehenden Sonne leuchteten. Der Unterschied zu meinen früheren Versuchen ist, dass ich ganz genau wusste, wonach ich suche. Das Einzigartige an dieser Landschaft waren die zerklüfteten Felsen und somit war mein fotografisches Ziel klar definiert. Das Licht zeigte mir dann den Weg zu den besten Kompositionen.

Steinstrukturen

Steinstrukturen

Am Strand Sarakiniko auf Milos war es ähnlich. Wieder zeichnete sich die Landschaft durch faszinierende Felsformationen aus. Ich war aber nicht gezielt auf der Suche nach Detailaufnahmen. Am ersten Abend war es eine etwas weitere Ansicht, die in der Dämmerung herausstach. Was vor mir lag, sah aus wie eine Mondlandschaft.

surreale Landschaft

Als ich am Morgen wieder die Küste entlangwanderte und nach neuen Aussichten suchte, stieß ich aber wieder auf ein interessantes Detail, das die sanften Farben und feinen Strukturen der Felsen zeigt.

Steine

Wichtig für Detailaufnahmen wie auch klassische Landschaftsaufnahmen ist es für mich, zu wissen, was das Motiv ist. Am Wasserfall Catarata Del Toro in Costa Rica waren es nicht die Felsen, die die Landschaft für mich besonders machten. Neben dem Wasserfall war es die üppige Vegetation, die in der Gesamtansicht fast etwas untergeht.

Wasserfall

Details eines Blattes

Mittlerweile bin ich deutlich empfänglicher für solche Szenen geworden. Sie eröffnen ganz neue Blickwinkel und ermöglichen es mir, unabhängiger vom Wetter zu fotografieren. Vor ein paar Jahren zum Beispiel wäre meine Kamera mittags am Strand Firiplaka nicht zum Einsatz gekommen. Das Licht war grell und das Wetter lud eher zum Baden als zum Fotografieren ein. Die Sonne brachte aber auch die bunten Klippen zum Leuchten und mit dem Teleobjektiv konnte ich dieses abstrakte Foto aufnehmen.

Bunte Steinstrukturen

Technik

Ich mache meine Detailaufnahmen mit den gleichen Objektiven, mit denen ich auch weiten Landschaften einfange: dem Canon RF 15–35 f/2.8 und dem Canon EF 70–200 IS. Ein Makro-Objektiv besitze ich nicht. Mit dem Weitwinkelobjektiv kann ich nah genug an die Motive herangehen, um selbst feine Strukturen abzubilden und mit dem Teleobjektiv fange ich entfernte Details ein. Zusammen mit der Canon R5 steht mir zudem eine sehr gute Bildstabilisation zur Verfügung. So brauche ich für viele Aufnahmen kein Stativ.

Was ich aber benötige, ist Focus Stacking. Dazu nutze ich das automatische Focus Bracketing der Canon R5, um sicherzustellen, dass ich alle Details scharf einfange. In einem meiner letzten Artikel habe ich bereits gezeigt, wie ich diese Aufnahmen zusammenfügen kann.

Ähnliche Artikel