21. März 2022 Lesezeit: ~4 Minuten

Diese Fotos schoss ich 1954 in Berlin

Dies ist die erste Ausgabe des neuen Newsletters von Martin Gommel. Wenn Ihr mehr Beiträge dieser Art lesen wollt, dann folgt ihm. Einmal pro Woche erreicht Euch dann eine Geschichte über Fotografie in Eurem Posteingang.

Diese Fotos schoss ich 1954 in Berlin. Das stimmt natürlich nicht. Aber: Als vor einer Woche in Berlin wolkenfrei die Sonne schien, schnappte ich mir mein Telefon und machte mich an jedem Spätnachmittag um halb vier auf die Suche. Sobald die Sonne horizontal über die Häuser strahlte, sah ich feine Linien, tiefschwarze Schatten und harte Kontraste überall.

Wieder ließ ich „die Große“, meine Canon, zuhause, denn ich hatte Blut geleckt am beinahe mühelosen Fotografieren mit dem Telefonapparat. Und nachdem mir ein Mensch in einer E-Mail geschrieben hatte, Smartphones würden heute ohnehin gute Fotos von selbst machen, und ob das kleine Smartphone-Projekt mein voller Ernst sei, dachte ich: Jetzt erst recht.

Haus mit LaterneKreuz an einer Hauswand

Unterwegs überprüfte ich meine Aufnahmen nur flüchtig und gab mich ganz den Momenten hin. Die Wärme im Gesicht und ein kühlender Wind ließen mich beinahe vergessen, dass das, was ich hier tat, im Grunde Arbeit war. Ich machte mir keine Gedanken darüber, ob ich nun gerade ein gutes oder nur mittelmäßiges Foto gemacht hatte, sondern hielt an, wenn mir eine Szene gefiel.

Als ich am ersten Abend zuhause ankam und auf die Uhr sah, wunderte ich mich. Eigentlich wollte ich nur für ein Stündchen raus, doch es waren zweieinhalb geworden. Kruzifix! So muss das sein, wenn man die Zeit vergisst, dachte ich und blätterte meine Ergebnisse durch.

Das harte Licht schien die Farben zu verschlucken. Verärgert suchte ich den besten Filter, den es natürlich nicht gab und so freundete ich mich mit dem Gedanken an, auf Farbe gänzlich zu verzichten. Ein Bild nach dem anderen funktionierte großartig in schwarzweiß!

Bahnhofsgebäude

Schatten eines ZaunsUmrisse einer Person

Ab dem zweiten Tag war klar, wohin die Reise geht und das machte alles um vieles einfacher. Ich fotografierte alles, was mir gefiel und ließ abends im Bett die Farben fallen. Was das Nachbearbeiten am Telefon nicht unbedingt leichter machte. Reißen hier die Lichter aus? Brauche ich noch mehr Kontraste? Tja. Wer die Wahl hat…

Doch mir gefiel das Zeitlose der Schwarzweißfotografie. Sehr schnell wurde mir bewusst, dass bei fast allen Bildern der Aufnahmezeitpunkt für fremde Betrachter*innen unmöglich festzulegen war. Zwar war das nicht meine Absicht, doch mir gefiel der Gedanke. 1954. Dieses Jahr hatte ich plötzlich im Kopf.

In einer App, die ich vor Jahren gekauft hatte, stellte ich die Belichtung auf minus 2 Blenden. Und das Schöne an dieser App ist, dass ich diese Einstellung so belassen kann und nicht bei jedem neuen Bild herumfummeln muss. Es gibt nichts Schlimmeres, als permanent an die Technik zu denken, wenn man gerade im Fluss ist.

Zaun

Umrisse einer Person am FlussStühle

Es gibt diese magischen Momente in meinem fotografischen Schaffen: Ich freue mich über jede Aufnahme, die mir gelingt. Ich fotografiere dann um des Fotografierens willen und dann ist es mir völlig schnurz, wie die Fotos dann im Internet „ankommen“. Denn darum geht es einfach nicht. Ein Pizzabäcker stellt sich auch nicht bei jeder Pizza die Frage, ob sie nun mundet oder nicht.

Ich weiß noch nicht, ob ich diese Serie weiterfotografiere. Ich habe aber große Lust darauf, ein paar Fotos drucken zu lassen und sie in mein grau gestrichenes Zimmer zu hängen. Denn es gibt für mich nichts Schöneres, als meine Arbeit in den Händen zu halten.

Und wenn Du jetzt Lust bekommen hast, mit Deinem Handy fotografieren zu gehen, dann wünsche ich Dir vor allem eines: Dass Du dabei die Zeit vergisst.

34 Kommentare

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  1. Vielen Dank für deine individuellen Gedanken zur Fotografie. Ich kann diese Gefühle sehr gut nachempfinden. Es geht mir ähnlich bei meinen persönlichen Fotospaziergängen.

  2. In letzter Zeit frage ich mich immer häufiger, wenn ich die Beiträge auf kwerfeldein lese, ob Fotografie eigentlich einen „Empfänger“ braucht? Mindestens einen imaginären… Oder ob Fotografie immer mehr zu einem selbstbezüglichen Erlebnis, einer Ich-Werdung wird?

    Ich meine das gar nicht so kritisch, wie es klingt. Ich versuche nur zu beobachten und irgendwas zu kapieren. Hier sind die Motive banal (im Sinne von gewöhnlich). Eben oft gesehen. Das Material (Smartphone) imitiert und bringt keinen eigenen Charakter mit. Ich meine das so: Wenn ich beispielsweise eine AGFA KLACK und vielleicht auch noch einen abgelaufenen SW Film nehme, dann bleiben die Motive banal, aber das Material verfremdet (und es sieht, nebenbei angemerkt, viel mehr nach 1954 aus als die hier vorgestellten Bilder).

    Ich weiß, dass im Zuge der allgemeinen Individualisierung die Autorschaft so sehr gestärkt wird, dass die Ergebnisse keiner objektivierbaren Beurteilung mehr zugänglich sind bzw. dass Kritik sofort auf das Vermögen des Kritisierenden umgeschlagen wird und sich „Schaffen“ so gegen jede Sinnfrage von vornherein immunisiert. Hinzu kommt natürlich eine tägliche Überproduktion, die alleine schon notwendig zu machen scheint, dass nicht mehr das Foto, sondern seine Entstehung, seine Umstände, seine Rahmung (das Programmheft sozusagen) im Mittelpunkt stehen. Denn es gibt schon alles. Nur eben die Umstände sind immer wieder neu, so dass sich zwangsläufig die Diskussion von der Form auf den Inhalt verlagert.

    Aber Inhalte sind die Zutaten, die in des Teufels Küche verwandt werden. Sie sind nur nicht das Besondere an Kunst (Fotografie), sondern das Allgemeine.

    Ich verstehe es so: Diese Fotos sind entstanden, weil sie Zeit relativiert haben (zweieinhalb Stunden vergehen wie eine). Weil das Material so leicht zugänglich wird (mindestens in der Kunsttheorie der russischen Formalisten geht es bei Kunst übrigens immer um Erschwerung, um u.a. Aufmerksamkeit zu steigern oder überhaupt erst wieder möglich zu machen – also genau ums Gegenteil). Und weil aus der Not des harten Lichts die Lösung des Schwarz-Weißen kommt (Ich behaupte mal, dass ich schon so einige Bilder „gerettet“ habe, die in Farbe nicht funktioniert haben, indem ich sie in SW konvertierte. Ein Akt der Gnade vor mir selbst.)

    Was ich nicht verstehe: Warum diese Bilder zeigen? Wer ist die, der (imaginierte) Empfänger:in? Quo vadis kwerfeldein? Mir fehlt seit einer Weile der rote Faden. Und ja, natürlich kann ich auch wegsehen, was anderes ansehen. Aber ich vermisse was, das mich früher viel häufiger hat hierher kommen lassen: Eine konkrete und gerne auch abseitige Auseinandersetzung über Fotografie.

    Also: Das Allgemeine sehe ich. Aber nicht das Besondere.

    (Und es ließe sich jetzt noch eine Diskussion über den Begriff „Arbeit“ anzetteln: „(…) dass das, was ich hier tat, im Grunde Arbeit war (…)“ – Das ist wahrhaft ein kühner Satz).

    • Lieber Daniel, ich bin nach 17 Jahren fotografieren müde geworden, um zu erklären, warum, was, wo und wie ich fotografiere – und warum ich meine Fotos veröffentliche. Vielleicht mag ja jemand anderes auf die allgemeineren Fragen eingehen.

      • Ich versuch es mal mit einer „Antwort“ auf die erste Frage von Kai:

        „In letzter Zeit frage ich mich immer häufiger, wenn ich die Beiträge auf kwerfeldein lese, ob Fotografie eigentlich einen „Empfänger“ braucht?“

        Mir geht es genausso. Fast alle sind heute nur noch „Sender“, vielleicht dank der geringen Mühen. Nicht nur in der Fotografie werden ehemals anstrengende Arbeitsvorgänge über Bord geworfen. Vielleicht zu Recht? Und von daher bleibt das Interesse (auch von kwerfeldein) dann halt vielleicht auch zu Recht an der Oberfläche.
        Weil Fotografie eben keine interessierten Empfänger mehr braucht.

        Interesse ist nicht mehr „vital“ sondern künstlich (wie die sog. Intelligenz die diese Fotos erzeugt. KI braucht keine „Empfänger“ sondern „User“. Und der „User“ ist am Ende doch nur „müde geworden“ (wie nach nur 17 Jahren Martin Gommel) oder fragt sich nach einem oberflächlichen „wisch und weg“ nicht mehr was nach dem „Zeigen“ kommt“?

        Jedenfalls ist sich wohl kaum jemand dessen bewusst, dass mit der Arbeit und den Mühen auch der Wert ihres Produkts (im früheren Sinn) verloren geht (vgl. dazu die Entwicklung von Bargeld bis Bitcoin). Vielleicht ist es das, was aus dem Kommentar von Kai für mich wertvoll bleibt. Ich jedwenfalls danke Kai für sein Bemühen, alte „Werte“ hochzuhalten und den roten Faden neu zu knüpfen wo immer es geht. Die Debatte um den Wert der Fotografie(n)? Gefällt mir!

      • Sorry Daniel! Ich spreche dich mit Kai an. Soweit ist es mit meiner „Oberfläche“ also schon! Bin in anderen Kommentar (von Kai) hängen geblieben.

        Schönen Tag speziell für dich!

        Armin

      • Wow, ist das alles theoretisch hier, das ist ja furchtbar. Was meinst du denn mit „alten Werten“? Die Werte aus den 2010ern? Aus den 90ern? Und welche Werte sind das? Und was macht sie alt und was macht sie neu? Sind das Werte, die es auf kwerfeldein mal gab? Als Gründer von kwerfeldein interessiert mich das schon. Und „die Fotografie“, was soll das bitte sein? Alle Fotograf:innen weltweit, nur in Deutschland oder sind damit auch die gemeint, die sich keine Fotograf:innen nennen, aber gerne gute Fotos machen?

        Ich jedenfalls habe nie den Anspruch erhoben, für „die Fotografie“ zu sprechen. Ein bin ein Typ, der seit X Jahren Berufsfotograf ist, der ein Fotomagazin gegründet hat, das es heute noch gibt, der als Fotoredakteur bei krautreporter gearbeitet hat und auch noch heute mit Fotos seine Brötchen verdient. So viel zum Thema Arbeit.

        Die Frage nach den Empfänger:innen kann ich direkt klären und zwar an meinem Beispiel. Ich habe vor zwei Wochen einen Newsletter gestartet. Das Ziel ist es, Leute, die sich dafür interessieren, mit auf die Reise zu nehmen, wenn ich fotografiere. Ihnen auch mal ein schlechtes Foto zu schicken – und zu erklären, warum es nichts geworden ist. Andere Fotograf:innen zu empfehlen und und und. Das ist das, was ich sende.

        Die Empfänger:innen sind über 1000 Abonnent:innen, die meinen Newsletter lesen wollen, sonst hätten sie ihn nicht abonniert. Es sind Menschen, die mich schon von früheren Zeiten von kwerfeldein kennen, andere durch meine journalistische Arbeit als Reporter für psychische Gesundheit. Darunter sind Leute, die gerne weiterkommen wollen, aber auch alte Hasen. Das ist meine Zielgruppe. Und, da müssen wir jetzt alle durch, Ihr beiden gehört offenbar nicht dazu. Das ist auch okay, denn ich will gar nicht alle erreichen.

        Und aus dieser Ausgabe des Newsletters hat mir eine Leserin drei Fotos abgekauft, die sie sich nun an die Wand hängen wird. So viel zum „Danach“.

        Wenn euch beiden die Zukunft von kwerfeldein so am Herzen liegt, dann schickt doch einfach mal eine Fotoserie oder einen fertigen Text mit Bildern an die Chefredakteurin. Dann wird das ganze auch konkret und bleibt nicht theoretisch. Das aber nur als Vorschlag. Ihr verzeiht mir sicher, wenn ich hier die Werte der konstruktiven Teilnahme hochhalte.

      • Sorry, Martin Gommel,

        ich habe einen Versuch gestartet, wunschgemäß eine der „alllgemeineren Fragen“ zu beantworten. An keiner Stelle hat Daniel Nartschik oder habe ich kwerfeldein kritisiert. Ich frage mich, warum das so rüber kommt? Mit „Vielleicht“ oder „wohl“ sollte angezeigt werden, das es ein Versuch ist, eine Antwort zu geben. Martin Gommel hat ja dazu aufgefordert. Ist bedauerlicherweise gründlich schief gegangen…
        Trotzdem: mein Senderhorizont ist ein anderer als der Empfängerhorizont – sonst gäbe es ja gar keine Debatte. Auch ich weiss, das es „die Fotografie“ nicht gibt. Deshalb schreibe ich ganz allgemein „Fotografie“. Ohne „die“.

        „Alte Werte“ habe ich genügend definiert. Zwischen den Zeilen kann jeder (so hoffe ich) differenzieren. Zwischen Analog und Digital. Zwischen Bargeld und Bitcoin. Mindestens hier ist eine zeitliche Einordnung möglich.
        Gerade für „alte Hasen“. (Mit Verlaub, wo begänne denn hierbei die Alterszuordnung?) Und auch zwischen Bemühen und Mühelosigkeit ist, wenn man nur will, eine zeitliche Einordnung möglich. Mag sein, dass die genannten Werte für viele keine Werte mehr darstellen. Für mich aber schon. Deswegen kommentiere ich doch.

        Ich will in meinen Kommentaren aber keinesfalls die Arbeit, das Engagement und das Bemühen von Fotograf*innen schmälern! Aber ich verstehe offenbar wegen meinem IQ, die Begeisterung für KI nicht so, wie sie hier des öfteren anklingt. Auch wenn der „Verkauf“ das einzige „Danach“ darstellt…aber das ist vermutlich schon wieder zu theorethisch.

        Ganz praktisch verstehe ich Martin Gommels Antwort offenbar aus einem Missverständnis heraus geschrieben. Ich bedauere sehr, dass ich nicht klarer war. Möglicherweise liegt es auch am Medium. Den Vorwurf destruktiv zu sein, weise ich jedoch zurück. Ich dachte, Kritik muss erst mal de-konstruieren um konstruktiv zu werden. Das jedoch ist gerade nicht destruktiv sondern schlicht ein Missverständnis.

        Jedenfalls finde ich es super, dass Martin Gommel sich die vorbildliche Mühe macht, Kommentare zu beantworten. Ich schreibe (bekanntermaßen) hier nicht als Fotograf, sondern als Laie. Daher schicke ich keine Fotoserie. Ich beteilige mich hier allgemein und gerne an den Debatten hier. Nicht zuletzt, weil ich dachte, kwerfeldein auch damit ein wenig zu fördern und natürlich auch ein wenig zu fordern.

        Gerne kann die „Chefredakteurin“ aber meine Kommentare auch umgehend und zu allen Beiträgen löschen. Die Zukunft von kwerfeldein fände dann halt ohne mich statt. Ich und vermutlich viele andere sähen das nicht mal als Verlust. Martin Gommel wünsche ich, dass er mir verzeihen kann.

        Ahoi und Freundschaft!

  3. Ich bin Amateur und fotografiere in der Gewalt des Augenblickes, als ein Reisender in der Fülle der Momente.Das womit ist nicht so wichtig.
    Das Auge übt sich für das Resultat, dem Bild, zur Freude des Betrachters – vielleicht :)
    Viele Fotografen haben das ähnlich gemacht und „gross“ sind sie durch den Zeitgeist geworden und oder weil gerade nichts anderes da war.
    In der Fotografie ist es wie mit der Zeit, die scheisst sich um keine Uhr…. und ob sie gut oder schlecht für den Einzelnen ist/war, wer weiss ?
    F.

      • Hi Martin, zu Frank Gürtlers Kommentar:

        „… in der Gewalt des Augenblicks, als ein Reisender in der Fülle der Momente“ ?
        „Das Auge übt sich für das Resultat, …“ ??
        Sind das nun wirklich kluge Worte, oder ist das doch eher Schwulst?
        Na, ich weiß nicht.

      • Hallo @Werner,
        Worte oder Schwulst… keine Ahnung aber du kannst es ja selbst probieren.
        zB. geh in die Natur und beobachte die Tierart deiner Wahl.
        Dort hast du viele tolle Momente bis zu dem gewaltigen Augenblick wo du „Das“ oder besseres siehst was du erwartest. Jetzt ein gutes Auge für das Resultat „ein gutes und zufriedenstellendes Bild“.
        Aber vielleicht fotografierst du garnicht was auch nicht schlimm ist, währe aber ein tolles Hobby.

  4. Schöne Serie und auch die Geschichte dahinter. Nicht alles kann man mit dem Smartphone machen, aber doch einiges. Jedenfalls kann man offensichtlich damit auch Freude beim Fotografieren haben und offenbar auch danach noch mit dem Ergebnis. Vielen Dank fürs Teilen!

  5. s/w und drucken … ja!

    Ich habe gerade eben einen Print abgeholt, der ist auch s/w, und 50×75.

    Zoll, nicht Zentimeter.

    Es muss nicht jeder etwas anfangen können mit deinen Fotos (oder meinen).

    Am meisten mag ich an den Fotos und deinem Artikel, dass es gegen den Trend ist. „Street geht in Deutschland nicht wegen des Wetters.“, „Street geht in Deutschland nicht wegen der DSGVO“, „Street geht in Deutschland nicht, weil da keine coolen Leute, sondern nur Rentner mit Gehhilfen herunlaufen“ etc. – alles Quatsch.

    Danke für den Artikel und die Fotos.

    • Danke für Dein Feedback, Jürgen. Und ja, Street geht auch in Deutschland. Ich mache das seit Jahren und habe mich schon dran gewöhnt, aber für viele ist das „ein Buch mit sieben Siegeln“. Das Schönst für mich ist tatsächlich, die Fotos auszudrucken und zuhause an die Wand zu hängen. Darf ich fragen, wo du deinen Print abgeholt hast?

      • Hier, wo ich wohne … in der Dominikanischen Republik.

        Ja, falls es dich und andere Leser interessiert:

        Hatte vor kurzem Prints in ca. 60×45 und 90×60 cm gemacht und angefangen, welche zu verkaufen, was mir seit einigen Jahren durchaus manchmal gelingt (Preise um 100 Dollar; manche Bekannte sagen, das sei viel zu wenig, ich solle 300 Dollar verlangen; wahrscheinlich bin ich ein ganz guter Fotograf, aber schlecht im Selbstmarketing).

        Will jetzt aber hier Ausstellungen machen. Im Centro Leon in Santiago, einer der zwei besten Adressen in Sachen Kunst hier auf der Insel, sah ich letzte Woche Fotos von Fotografen aus Uruguay und Martinique, die waren auch nicht besser als deine und meine und die manch anderer talentierter Kollegen.

        Nachdem ich im Museo de Arte Moderno (Santo Domingo), Centro Leon (Santiago) und in der Casa de la Cultura (Puerto Plata) beobachtet habe, dass an kleinen Bildern eigentlich alle vorbeigehen, an den riesigen, oft 3×2 Meter großen Bildern alle mit offenem Mund stehen bleiben, habe ich mir vorgenommen, auch nach dem Motto „Make it big“ größere Prints zu machen und Ausschau zu halten nach Locations, wo man auch wirklich Platz hat und wahrgenommen wird.

        Ich kenne viele deutsche und europäische Streeter, die oft sehr kleine Ausstellungen machen, in Bistros oder Krankenhäusern oder so. Mehr und mehr komme ich jedoch zum Schluss, dass man das nicht so machen sollte, sondern ruhig mit etwas breiterer Brust durchs Leben gehen darf.

  6. Oje, Kwerfeldein. Das war Mal wieder nix. Ja wohin führt denn euer Weg?

    Eine berechtigte Frage!

    Ich kann keine Rechtfertigung für den Post finden. Handy-Street-Fotos, denen wirklich alles fehlt, was gute oder zumindest besondere Bilder ausmacht.

    Vielleicht solltet ihr mehr selber produzieren. Das war leider nicht der erste Beitrag, der qualitativ schwach ist. Das häuft sich seit einiger Zeit und wird ja auch immer wieder angesprochen.

    Nochmal: Wo genau lag eure Motivation diese Bilder zu zeigen?

    • Es ist ok, wenn dir der Beitrag nicht gefällt. Es ist auch ok, wenn dir mein Magazin nicht gefällt. Sicher gibt es einen Blog oder Magazin mit einer anderen Ausrichtung, das dir vielleicht eher zusagt. Viele gute Artikel und Interviews verlinke ich jeden Sonntag auch in den Fruits. Oder schau mal in unsere Blogliste.

      Ansonsten zitiere ich an der Stelle einfach nochmal mal Martins Vorschlag von oben:

      „Wenn euch beiden die Zukunft von kwerfeldein so am Herzen liegt, dann schickt doch einfach mal eine Fotoserie oder einen fertigen Text mit Bildern an die Chefredakteurin. Dann wird das ganze auch konkret und bleibt nicht theoretisch. Das aber nur als Vorschlag.“

      • Liebe Katja,

        ich hatte bereits Martin Gommel geantwortet, dass ich nicht als Fotograf arbeite und daher auch keine Fotoserien abliefern kann. Das Zitat von Martin Gommel nochmals anzuführen ist also irreführend bzw. nicht zutreffend. Die Behauptung von Martin Gommel, dass „euch beiden die Zukunft so am Herzen liegt“ kann ich auch nicht nachvollziehen. Wie kommt er darauf? Und warum zitierst du hier nochmal?

        Zu deiner Antwort auf meine Erwiderung zum Kommentar von Martin Gommel kann ich feststellen, dass ich gar nicht die KI im Fokus hatte, sondern lediglich eine Antwort „zu allgemeineren Fragen“ (zu der Martin Gommel ja aufgefordert hatte) versucht habe. Betreffend Fotografie und Empfänger derselben (dabei habe ich dummerweise auf den Kommentar von Daniel Nartschik Bezug genommen – das war zugegebenerweise mein Fehler).

        Mit meiner Sicht muss deshalb natürlich niemand einverstanden sein. Es ist nur ein Beitrag von vielen. Aber nirgendwo habe ich gesagt, dass mir der konkrete Beitrag nicht gefällt. Ich für mich sehe meinen Kommentar daher eher als zu allgemein gefasst, als zu eng. Aber da kann man auch darüber streiten (was ich nicht wollte).

        Ich hätte es lieber gesehen, wenn du auf die Kommentarkultur aller Beteiligten hinweisen und dann auch die jeweiligen Beteiligten ansprechen würdest und nicht nur mich. Gerne nehme ich konkrete Verstöße gegen die Nettiquette, die von mir nicht beabsichtigt sind, mit einer Bitte um Entschuldigung hier zurück. (Betreffend Martin Gommel ist das ja bereits geschehen).

        Unabhängig davon habe ich ja schon vorgeschlagen, dass „die Herausgeberin“ ja meine Kommentare ohne weiteres löschen kann.

        Die Situation scheint verfahren. Ich kenne mich jetzt gar nicht mehr aus und werde erst mal eine Pause machen. Für kwerfeldein einstweilen die besten Wünsche und alles Gute in der Zukunft.

  7. Tolle Bildreihe, die (mich) zum Verweilen einlädt. Leider nur etwas klein bzw. kurz. Besonders das Spiel mit den Schatten gefällt mir. Der Hinweis darauf, dass die Bilder mit dem Handy – und nicht z. B. mit einer hochpreisigen Kamera deutschen Fabrikats – entstanden sind, sorgt beim Betrachter allenfalls für einen Aha-Effekt und ist für mich eher nebensächlich. Der Fotograf zeigt, dass er „ein Auge hat“ und dies für den „Empfänger“ (s. o.) gestalterisch gut umsetzen kann.

    Ans Team von kwerfeldein:
    Macht weiter so mit der Vielfalt von Ansätzen, es braucht nicht alles allen zu gefallen und kann es nicht (s. o. „Wohin führt euer Weg?“). Der allmorgendliche Klick auf das Kwerfeldein-Lesezeichen, eingebettet zwischen einer Tasse Kaffee mit Zigarette und der Lektüre des Spiegel bzw. der TAZ, gehört bei mir bereits seit Jahren zur Routine, die ich nicht missen möchte.
    Auch ich habe gelegentlich einiges zu bemängeln, dennoch ist euer Blog für mich das mit Abstand beste deutschsprachige Fotomedium. Dank an euch!

  8. „Dass Du dabei die Zeit vergisst.“ Genau das ist es, die Augenblicke festhalten, die das Warten und Suchen belohnen, wenn man sich mit seiner Kamera, egal welcher, durch die Straßen zieht.
    Danke für die Inspiration

  9. Beeindruckende Fotos sind das! Ich habe für mich die Frage nicht klären können, ob die dunklen Bereiche in ihrer Schwärze nun bereichernd sind, oder ob es das ist, was man landläufig als „abgesoffen“ bezeichnet. Bei meinen eigenen s/w Fotos orientiere ich mich bzgl. Belichtung gerne am Zonensystem, und da kommen so Ergebnisse ja eher nicht heraus. Dem Reiz dessen, was ich hier vorfinde, kann ich mich dennoch nicht entziehen, ich probiere das demnächst selbst mal.

    Im Übrigen mal einen Dank für die überdurchschnittliche hohe Resonanz auf die Kommentare! Das vermisse ich unter sehr vielen Artikeln. Teilweise aber auch verständlich, wo doch mit konstruktiver Kritik gerne gegeizt wird.

    LG, Dirk

  10. ah… das ist ja längst alter kaffeesatz und niemand wird sich hier mehr herumtreiben. und ich war lange nicht da. danke armin, dass Du versucht hast, mit allen im gespräch zu bleiben. ich hätte bissl mittun sollen. aber ich lese jetzt erst. mehr zufällig.

    lieber martin, liebe katja, ich wäre auch genervt. aber ich habe versucht, vergeblich offenbar, mehr so nachzudenken und niemanden ans bein zu pinkeln. ich mag, wenn man sich bissl fetzt. ich verstehe den impuls der konfliktvermeidung absolut (alles freundlich, konstruktiv usw.), aber ohne konflikte keine probleme, keine anstrengungen der lösungsfindung mehr… irgendwann wird es sehr still. oder? eine gute freundin hat mal zu mir gesagt: probleme machen intelligent.

    und ich hab hier schon mal einen artikel veröffentlichen dürfen. da wurde ich von kwerfeldein gefragt. ich wäre jetzt tatsächlich nicht auf die idee gekommen, mich selbst anzubieten. das wäre mir aufdringlich vorgekommen.aber ich lerne: ist es gar nicht? (https://kwerfeldein.de/2018/09/11/daniel-nartschick/)

    nur in einem widerspreche ich vehement: es kann niemals zu theoretisch sein, martin. das ist nicht furchtbar. das ist belebend. glaube mir. und das sage ich, obwohl ich mir ganz heimlich die welt in die guten (die werktätigen) und die bösen (die schreibtischtäter) einteile ;). die steile these von der sexiness der theorie hau ich jetzt mal in die kaffeesatzrunde. hallo? nachdenken ohne theorie? was soll das denn sein? individuell und emotional wäre das. aber eben nicht argumentierbar, nicht verbindend. lauter einzelne statements, deren satzuniversen nix miteinander gemein hätten.

    nee, kommt. lasst uns doch in einem community-basierten magazin bissl über was drittes streiten? und nicht nur über uns selbst. ohne gleich angepickst zu sein. oder, und auch die frage meine ich komplett ernst, ist das nicht möglich, weil es immer ins zentrum der eigenen ich-konstruktionen trifft? grad wenn man brennt?

    und ansonsten: peace :)

    • hallo daniel,

      danke für den link, deine fotos und – wie ich es (ganz individuell) lese – auch einmal mehr ein bereichender kommentar. beides vielleicht auch mal plädoyer für freiheit, humor und das dritte…

      ansonsten: trifft voll meine ich-konstruktionen!

  11. Hallo Martín,
    ich finde Deine Bilderserie sehr spannend.
    Du schreibst u.a. „In einer App, die ich vor Jahren gekauft hatte, stellte ich die Belichtung auf minus 2 Blenden. Und das Schöne an dieser App ist, dass ich diese Einstellung so belassen kann und nicht bei jedem neuen Bild herumfummeln muss.“ Welche App ist das?
    neugierig fragt
    Dieter