16. März 2022

Shelters

„Shelters“ ist eine typologische Serie über kleine oberirdische Höhlen aus altem Holz, die während der Pandemie im Wald errichtet wurden. Bereits zu Beginn der Pandemie fielen mir die zahlreichen und neu errichteten Konstruktionen auf. Ich fotografierte die verschiedenen Bauwerke immer wieder während meiner täglichen und langen Spaziergänge durch die nahegelegenen Wälder rund um meinen Wohnort am äußersten Stadtrand von Stuttgart.

Üblicherweise befinden sich die Bauwerke nicht auf einer lichtdurchfluteten Waldwiese, sondern halten sich zwischen Bäumen und Gebüsch versteckt. Gleichzeitig befinden sie sich zumeist nah an den Waldwegen oder an Kreuzungen. Einige von ihnen sind gerade einmal nur einen Meter hoch und weisen einen sehr niedrigen Eingang auf, während andere bis zu drei Meter hoch sind und wie Tipis aus dem Dickicht ragen.

Das Hauptmaterial besteht aus am Boden liegenden alten Ästen von Buchen, Eichen, Eschen oder Ahornbäumen. Die Konstruktionen variieren in Struktur und Design. Einige sind mit architektonischen Grundkenntnissen sehr stabil gebaut, während andere nur auf den nächsten Sturm warten, um in sich zusammenzufallen.

Ältere Kinder, aber auch vor allem Familien haben die oberirdischen Höhlen in Stunden oder auch Tagen gebaut und teilweise sukzessive erweitert. In einer Zeit des drastischen gesellschaftlichen Wandels und stark eingeschränkter sozialer Kontaktmöglichkeiten boten diese neu geschaffenen Orte für Stunden kleine Oasen der Ruhe, Besinnung und spielerische Ablenkung.

Zeit, die durch den Wegfall der üblichen Freizeitaktivitäten, des nahegelegenen Homeoffice und durch das Homeschooling plötzlich reichlich vorhanden war. Den nahgelegenen Wald wieder neu zu entdecken war daher eine gute Gelegenheit. Auch in der Geschichte haben Menschen in angespannten Zeiten zumeist Schutz im Wald gesucht.

Äste zu einer Hütte aufgebaut

Im Laufe der Zeit wurden die Behausungen erweitert oder Teile von ihnen wurden für Bauwerke an anderen Orten im Wald genutzt. Jetzt, nach zwei Jahren Pandemie, dem neuen „Alltag“, aber auch mit den wieder in Kraft getretenen Lockerungen, scheinen diese temporären Zufluchtsorte ihre Zeit gehabt zu haben. Immer häufiger entdecke ich nun auf meinen Runden zerfallene Konstruktionen. Der Wald macht sich die kleinen Oasen wieder zu Eigen.

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