Mit dem Campervan durch Frankreich – Teil 2
Nach einer langen Fahrt mit dem Campervan von Auvergne an die Küste und einem fotografisch uninteressanten Stopp nahe La Rochelle war es endlich soweit: Angekommen auf der Crozon-Halbinsel konnte ich zum ersten Mal die raue Küste der Bretagne bestaunen.
Wir kamen unweit der Steilküste um den Pointe de Penhir auf dem Stadt-Campingplatz von Camaret-sur-Mer unter. Wie auch auf den anderen Campingplätzen bisher fielen uns die großen Stellplätze positiv auf, dafür muss ich ein großes Lob aussprechen: Auf unserer gesamten Reise durch Frankreich hatten wir immer reichlich Platz und zahlten dabei für einen Stellplatz mit Strom meist 20–25 €. Das sah im letzten Jahr in Italien und Sardinien noch etwas anders aus.
Felsenküste auf Crozon
Die erste Stunde nach der Ankunft nutzte ich – mittlerweile schon obligatorisch – dafür, mir während eines Trainingslaufs entlang der Küste einen Überblick über mögliche Motive und Kompositionen zu verschaffen. Als Landschaftsfotograf versuche ich, etwas fit zu bleiben und einen Lauf kann man sehr gut mit dem Erkunden möglicher Aufnahmeorte kombinieren – zwei Fliegen mit einer Klappe sozusagen.
Leider war das Wetter nicht gerade ideal und der erste Sonnenuntergang fiel ins Wasser. Dafür konnte ich schon am nächsten Morgen die erste Komposition vom Erkundungslauf umsetzen und abends zum Sonnenuntergang brach der Himmel erneut auf. Auf diesen Fotos kann man gut sehen, wie wichtig das vorherige Auskundschaften sein kann. Entlang der Küste gibt es zahlreiche Aussichten, doch nicht jede ist auch fotogen. Es lohnt sich also, schon vorher eine Auswahl zu treffen.
Côte de Granit Rose
Unter Fotograf*innen ist die Bretagne vor allem für ihre Leuchttürme bekannt und auch ich wollte zwei von ihnen fotografieren. Bei solchen, viel fotografierten Motiven liegt die Messlatte jedoch sehr hoch und ohne besonderes Licht kann man kaum ein Foto machen, das am Ende heraussticht.
Als ersten Leuchtturm hatte ich mir den wohl schönsten der Bretagne, vielleicht sogar Europas ausgesucht, den Phare de Mean Ruz in Ploumanac’h. In Ploumanac’h gibt es einige Campingplätze. Von der Lage ist der Platz zwischen Ploumanac’h und Trégastel zu empfehlen, da man von dort sowohl den Leuchtturm als auch die Strände von Trégastel zu Fuß gut erreichen kann – denn auch dort gibt es reichlich Motive, für die ich jedoch leider keine Zeit hatte.
Mein Fokus lag voll und ganz auf dem Leuchtturm in Ploumanac’h und bereits am ersten Abend hatte ich Glück, als sich der graue Tag mit tief hängenden Wolken plötzlich in ein goldenes Inferno verwandelte. Ich hatte noch überlegt, ob es sich überhaupt lohnen würde, an diesem Abend den Camper zu verlassen. Wetter und Wetterbericht enthielten keine Hinweise auf dieses Spektakel. Es lohnt sich aber immer, es zumindest zu versuchen. Meistens kehre ich zwar ohne Foto zurück, weil das Licht ausbleibt, wenn der Himmel aber doch aufbricht, dann sind das die schönsten Momente.
Ich versuche an so einem Abend dann auch gar nicht, viele Fotos zu machen. Für mich hat sich gezeigt, dass die besten Fotos entstehen, wenn ich mir Zeit für das Finden der für mich besten Komposition nehme und dann den Abend mit dieser verbringe, um das beste Licht einzufangen. Würde ich wild umherlaufen, könnte es passieren, dass ich das beste Licht am Ende zusammen mit einer schlechteren Komposition aufnehme.
Steilküste am Cap Fréhel
Auch am Cap Fréhel, von Ploumanac’h aus 90 Minuten weiter östlich die Küste entlang gelegen, gibt es einen Leuchtturm, der auf den Klippen einer spektakulären Steilküste thront, die im Sommer von wunderschönen Küstenblumen gesäumt ist. Schon am ersten Abend gelang mir das typische Postkartenfoto von dieser Aussicht.
Was ich jedoch auch auf dieser Reise noch versuchen wollte, war das Fotografieren der Milchstraße. Zum Ende unserer Reise wich nämlich das oft regnerische Wetter dem kompletten Gegenteil: wolkenfreiem Himmel. Solche Bedingungen sind zwar schön für einen Urlaub am Meer, aber fotografisch eher uninteressant.
Es sei denn, man schafft es früh morgens aus dem Bett, um die Sterne zu fotografieren. Um 4 Uhr stand die Milchstraße ideal positioniert über den Stränden im Westen. Vom Campingplatz aus waren es gerade einmal zehn Minuten bis zu der Aussicht, die ich am Abend vorher erkundet hatte. Zunächst nahm ich wieder zahlreiche Fotos für den Sternenhimmel auf und wartete dann über eine Stunde lang, bis es hell genug war, um den Vordergrund zu fotografieren.
Wer mehr über die Technik und Kameraeinstellungen für solche Astrofotos lernen möchte, schaut gern auf meinem Blog vorbei, wo ich detailliert darauf eingehe.
Mont-Saint-Michel
Was wäre ein Besuch der Bretagne ohne einen finalen Stopp in der angrenzenden Normandie? Ein weiterer oft fotografierter Ort ist der Mont-Saint-Michel und das zurecht. Die Festung des Mont-Saint-Michel mit der Abtei auf dem Gipfel liegt auf einer Insel, die man bei Ebbe komplett umwandern kann und die bei Flut von Wasser umgeben ist.
Zum Fotografieren empfiehlt es sich, den Besuch so zu planen, dass man die Fotos bei Ebbe machen kann. Ich plane das immer mit der App Nautide oder der Seite Tides4Fishing. Wichtig ist zudem die richtige Wahl des Campingplatzes: In den nahegelegenen Orten gibt es einige Campingplätze, doch zu Fuß ist von dort nichts auszurichten. Einzig, wenn man ein Fahrrad dabei hat, würde es sich lohnen, als Fotograf*in dort unterzukommen.
Der beste Campingplatz für Fotograf*innen ist der Camping du Mont Saint-Michel. Die Zubringerstraße zur Insel ist durch Schranken abgesperrt und nicht für jeden zugänglich. Ist man auf einem Campingplatz außerhalb der Absperrung untergekommen, kann man tagsüber mit dem Bus zur Insel fahren, das schränkt die möglichen Zeiten zum Fotografieren allerdings stark ein.
Reserviert man jedoch auf dem genannten Campingplatz, erhält man einen Code, mit dem man hinter die Absperrung fahren kann, um so den Campingplatz zu erreichen. Vom Platz läuft man bequem in 30 bis 45 Minuten zur Festung. Auch war es keine sehr teure Angelegenheit: Der Platz für eine Nacht hat uns 22 € gekostet, die Gebühr für eine Nacht hinter der Schranke betrug noch einmal 8 €.
Leider strahlte mir die Sonne wieder von einem wolkenlosen Himmel entgegen. Mein Instinkt war zunächst, erneut die Milchstraße zu fotografieren. Morgens um 4 Uhr wäre das Wasser bereits weit genug zurückgewichen, sodass ich mich mit der Kamera in Position hätte bringen können.
Das Problem war jedoch der weiche Boden. Wenn einen Tag lang die Sonne darauf brennt, kann man ohne Probleme im Watt herumwandern. Mitten in der Nacht trocknet der Boden aber nicht schnell genug und ich wollte ungern vor Sonnenaufgang irgendwo im Morast feststecken. Also suchte ich mir zum Sonnenuntergang einen ausgetrockneten Graben in der Nähe und versuchte, das Beste aus dem klaren Himmel zu machen.
Bei solchen Fotos ist es wichtig, dass der Vordergrund zwar interessant, aber nicht überladen ist. Ich denke, dass ich hier eine ganz gute Harmonie gefunden habe.
Und damit sind wir am Ende der Reise angekommen. Die nächsten zwei Tage verbrachten wir überwiegend auf der Straße zurück nach Deutschland. An dieser Stelle noch ein Tipp: Da man mit dem Campervan ohnehin nicht sehr schnell unterwegs ist, lohnt es sich kaum, die Mautstraßen in Frankreich zu befahren. Man spart eine Menge Geld, wenn man diese meidet und ist meist nicht viel länger unterwegs.
Auf die zahlreichen Blitzer in Frankreich möchte ich auch noch hinweisen. Die gibt es zuhauf und wird man – nach Abzug der Toleranz – mit auch nur 1 km/h zu schnell erwischt, ist man 45 € los. Das ist mir leider gleich zwei Mal passiert.