Während meine Arbeiten entstehen, denke ich eigentlich gar nicht groß über sie nach, sondern fotografiere einfach aus dem Bauch heraus. Die Wörter, mit denen ich die Bilder zu beschreiben versuche, fühlen sich für mich immer irgendwie gestellt und sperrig an, so als ob sich das dann ganz schnell verflüchtigt, was die Fotografien ausdrücken.
Es fühlt sich verkehrt an, sobald ich etwas in Bezug auf die Bilder auf den Punkt bringen möchte. Vielleicht, weil es gar keinen Punkt gibt. In der experimentellen Fotografie ist alles möglich und sie führt mich von einem bestimmten Ausgangspunkt oft zu etwas komplett anderem. Das liebe ich.
Da ich meine Filme oft vor dem eigentlichen Bildermachen mit speziellen Lampen präpariere, weiß ich nie, was für eine Realität am Ende zu sehen sein wird. Die erste Belichtung durch die Lampen vermischt sich dann mit dem ausgewählten Motiv und es entsteht etwas völlig Neues. Diese Überraschungen sind das Beste, weil sie etwas im Denken und Fühlen erweitern.
Meine Lieblingsbilder sind am Ende jene, die ich mir vorher beim besten Willen nicht vorstellen konnte. Außerdem arbeite ich mit experimentellen Prismen, mit denen ich unterschiedliche Effekte erziele oder ich mische die Fotografien mit Wasserfarben. Bei allen Techniken entstehen regelmäßig unvorhersehbare Welten.
Das Kreieren von Bildern hilft mir mit der oft überwältigenden Reizüberflutung aus dem Alltag zurechtzukommen. Ich mag es, geschützt hinter der Kamera zu sein und doch alles beobachten zu können. Viele meiner Bilder sind geprägt von Horizonten. Ich lebe nun schon seit vielen Jahren in Berlin, aber als geborenes Küstenkind muss ich in regelmäßigen Abständen ans Meer fahren, um in die Weite sehen, durchatmen und entspannen zu können.
Eine große Rolle spielen für mich außerdem Farben. Sie lösen viel in mir aus und sind für mich wie eine Art „Süßigkeit“. Beim Bildermachen tauche ich ab, vor allen Dingen, wenn ich endlich die Negative in der Hand habe und eins nach dem anderen einscanne. Dann komme ich in eine Art meditativen Zustand und vergesse spätestens beim Bearbeiten der Bilder alles um mich herum. Irgendwann tauche ich dann wieder auf und habe einen Riesenhunger.
Schon als Kind fand ich es faszinierend durch Brillen zu schauen, in denen alles verzerrt aussieht oder die Spiegelung einer Landschaft in einer Pfütze zu betrachten und mir vorzustellen, dass ich einfach durch die Pfütze hindurchgehen könnte auf die andere Seite, in diese andere Welt, die fast so aussieht wie unsere, aber eben doch ganz fremdartig ist.
Ich versuche oft, die Welt mit einem Blick zu sehen, als würde ich sie zum ersten Mal betrachten: Dieser verrückte Lichtball am wunderbar blauen Himmel, die Form des Wassers, in der man „fliegen“ kann, die vielen Farben… ich empfinde es als großes Glück, diese Erde wahrnehmen zu dürfen.