Light Fusion – Portraits mit Lichtspuren
Fotografie ist Licht und Schatten, abgebildet auf einem Träger (Sensor oder Film). So ist es auch gar nicht abwegig, dass mit Licht vor der Kamera gespielt werden kann. Mich hat das schon immer fasziniert, da durch das Spielen mit Lichtern vor der Kamera viele Möglichkeiten entstehen können. Es ist für mich als Fotograf eine ganz andere Art der Fotografie. Ich bin kaum mehr hinter der Kamera, sondern wenn man es so nimmt, vor der Kamera – bin aber dennoch froh, dass man mich nicht sieht.
Schon viele Arbeiten sind so entstanden. Es braucht eine vertiefte Auseinandersetzung mit verschiedenen Lichtquellen. So konnte ich dabei auch meinen Bastel- und Shoppingtrieb voll ausleben. Es hat sich nun ein Arsenal diverser Taschenlampen, Lichterketten, Laser und vielem mehr bei mir angesammelt. Zudem habe ich für diese Lichtquellen experimentell verschiedene Aufsätze gebastelt, so dass ich die Lichter in Form oder in den Fluss einbringen konnte.
Im hier vorgestellten Portraitprojekt „Light Fusion“ suchte ich die Verschmelzung der Lichtspuren mit den Modellen, die konventionell mit einer Blitzanlage ausgeleuchtet wurden. Diese Arbeit war für die Modelle anspruchsvoll, denn sie konnten nicht wie gewohnt in der Bewegung zu ihren Posen finden, sondern mussten länger in einer ausharren.
Die Fotos entstanden in Zusammenarbeit mit den Modellen und einem Visagisten. Vor jedem Shooting hatten wir nur eine sehr vage Idee, wie das fertige Foto aussehen sollte. Es war jeweils ein gemeinsamer, kreativer Prozess, der dann durch ein experimentelles Austesten zum Ergebnis führte.
Während der Aufnahmen hatte entweder ich den Fernauslöser der Kamera in der Hand oder auch der Visagist. Das Modell nahm die besprochene Pose ein und die Kamera wurde ausgelöst. Ich – ganz in schwarz, teilweise auch mit schwarzen Handschuhen ausgerüstet – tanzte mit dem Lichtern vor, hinter und neben dem Modell. Die Aufnahme wurde ebenfalls wieder mit dem Fernauslöser beendet, dadurch wurde das Modell noch mit dem Studioblitz belichtet, also blitzen auf den zweiten Vorhang.
Nach dem Styling suchen wir aufgrund des eingerichteten Blitzlichtsetup eine passende Pose. Wir nutzen dafür eine normale Blitzlichtbeleuchtung, zum Teil wird der Blitz mit Folien eingefärbt. So entstehen farbige Belichtungen der Modelle oder auch des Hintergrunds.
Wenn die Pose und das Lichtsetup gefunden sind, geht es los mit dem eigentlichen Foto. Das bedeutet, dass die Kamera auf Langzeitbelichtung, die Blitzsynchronisation auf den zweiten Vorhang und der Fernauslöser auf die Kamera, die auf einem Stativ steht, eingestellt sind. Wir entscheiden, welches Lightpaintingwerkzeug und Licht wir verwenden möchten. Da ich mein Studio nicht voll verdunkelt kann, haben wir die Aufnahmen abends gemacht.
Die entstandenen Werke veranlassen die Betrachter*innen, sich mit den heutigen Möglichkeiten der Bildgestaltung und Bildbearbeitung auseinanderzusetzen. Oft werde ich gefragt, ob die Bilder mit Photoshop gemacht wurden. Mich fasziniert es, den Betrachtenden etwas zu verwirren. Zugleich bin ich erstaunt, wie uns die digitale Fotobearbeitung schon so sehr im Griff hat und sich viele Menschen gar nicht mehr vorstellen können, dass solche Effekte auch ohne Photoshop realisiert werden können. Ich bin ja auch nicht die erste Person, die so etwas zeigt. Hat nicht schon Pablo Picasso seine Lichtspuren auf Fotos gemalt?
Die Lightpaintingwerkzeuge
Alles, was leuchtet, gilt als Lightpaintingwerkzeug! Wenn man mit diesem Grundsatz raus geht und die Augen offen hält, sind der Kreativität, was die Werkzeuge angeht, fast keine Grenzen gesetzt. Die aktuelle LED-Technologie hat dafür gesorgt, dass in vielen Gegenständen Lichter eingebaut sind. So gibt es auch etwa Schuhe mit LEDs. Noch nie gemacht, aber könnte noch interessant sein, mit diesen Schuhen und ihrem Licht zu malen.
Als ich mit dem Lightpainging begann, wurde ich fast besessen von Taschenlampen, Lichterketten, Spielzeuge mit Lichtern und allen Lichtgegenständen, die ich entdecken konnte. Der Markt gibt so viele unterschiedliche Dinge her, die endlich eine Aufgabe bekommen. Unterdessen ist mein Rausch nach Lichtern etwas abgeflacht. Beim Experimentieren bemerkte ich nämlich schnell, dass viele Sachen ähnlich auf den Fotos aussehen oder mir nicht gefallen.
Des Weiteren konnte ich es nicht lassen, ein paar Werkzeuge selbst zu basteln. Zum Beispiel: Taschenlampenaufsetzer, die das Licht formen oder streuen, als Bajonett nutzte ich Wasserrohrverbindungen. Mit diesem System konnte ich relativ schnell den Vorsatz einer Taschenlampe wechseln. Als Vorsatz kamen dann Glasfasern, PET-Falschen, Acrylglas oder farbige FL-Röhren zum Einsatz, auch da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Es muss einfach etwas transparent sein.
Eine andere Möglichkeit sind Laserpointer oder Strahler, zum Beispiel solche modernen Systeme, die verwendet werden, um ein Haus mit ganz vielen Punkten zu bestrahlen oder dann sehr professionell beispielsweise ein Pixelstick: 200 LEDs, die mit einem BMP-Bild angesteuert werden können. Es gibt auch Firmen, die spezielle Lightpaintingwerkzeuge verkaufen. Für diejenigen, die nicht gern handwerklich tätig sind, sind sie eine gute Alternative. Für mich ist das keine Option, da ich das selbst basteln kann und auch möchte. Es entstehen so individuelle Werkzeuge.