Ein Neologismus, eine Auflehnung und die Unabsehbarkeit ihrer Folgen: Der Brexit. Den Austritt eines Mitgliedsstaates aus der EU hat es noch nie gegeben, folglich bewegen sich alle Ausblicke auf rein spekulativem Boden. Was aber greifbar wird, sind die aktuellen Stimmungen eines Landes, das uns nah und gleichzeitig seltsam fern erscheint.
Im Frühjahr 2017 gab es über die Klaus-Stemmler-Stiftung eine Ausschreibung für Fotokonzepte zum Thema des Brexit. Acht Studierende der Ostkreuzschule für Fotografie wurden anschließend nach Manchester geschickt, um ihre Konzepte fotografisch umzusetzen. Sechs Tage waren natürlich extrem wenig Zeit, um in einer fremden Stadt ein derart schwerwiegendes und tiefgehendes politisches Thema abzubilden. Also sind meine Bilder sehr subjektiv von persönlichen Gefühlen und Empfindungen vor Ort geleitet.
Eigentlich bin ich gelernter Krankenpfleger und habe sieben Jahre in einer Psychiatrie gearbeitet. Dann jedoch hatte ich einfach den unbedingten Drang, etwas verändern zu wollen und bin spontan nach London gegangen. Dort bin ich über die Entdeckung der Straße zu Straßenfotografie gekommen und habe erste Aufträge im Bereich Interior sowie Architektur fotografiert, was mir bis heute als Geschäftsfeld erhalten geblieben ist. Anfang 2016 ging ich dann nach Berlin an die Ostkreuzschule für Fotografie als Quereinsteiger und lernte bei Ute Mahler.
Hier habe ich langsam eine Idee davon bekommen, was ich mit der Fotografie vorhaben könnte. Mein Interesse gilt jeder Art sozialer Themen, die den Menschen in den Vordergrund stellen, ohne dabei einen zu strengen, fotojournalistischen Anspruch zu haben, sondern bestenfalls eine Art Kunstjournalismus darstellen sollen. Die hier gezeigten Bilder beschäftigen sich mit dem englischen Großstadtalltag, der entgegen aller Vorkommnisse unbeirrt fortgeführt wird.
Nach „Sorry for the delay“, suche ich aktuell europaweit nach Projekten die auf dem Thema aufbauen können. Die Bilder, die Ihr hier seht, sind mit meiner Canon 5D Mark III und einem 24–70 mm f/2.8
fotografiert. Meist arbeite ich jedoch mit einer Festbrennweite.
Die Fotogalerie Friedrichshain widmet sich in einer Gruppenausstellung mit dem Titel „Distant Islands“ fotografischen Arbeiten, die sich thematisch dem Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union annähern. Dort präsentieren – neben einigen Bildern aus dieser Zusammenstellung – noch sieben weitere Fotograf*innen der Berliner Ostkreuzschule fotografisch auf vielseitige und eigenwillige Weise ihre Sicht auf die noch frische und abstrakte politische Begebenheit des Brexit.
Fotogalerie Friedrichshain – 2. bis 16. März 2018
Vernissage: Donnerstag, 1. März, 19 Uhr
Künstlergespräch, mit politischer und fotografischer Diskussion zum Thema: Donnerstag, 8. März, 19 Uhr
Sorry for any inconvenience, aber ich muss mal fragen:
Was hat denn das Geschriebene mit dem „Brexit“ zu tun?
Was haben die Bilder mit dem „Brexit“ zu tun?
Das sind Bilder aus England, wie man am „Sainsbury’s Local“ Shop sieht – aber „Brexit“?
Das ist halt keine Reportagefotografie die nach klassischer Bild/Text-Schere oder mit Untertiteln funktioniert, sondern moderne, freie, dokumentarische Fotografie so wie sie halt von der Ostkreuz-Schule sehr stark fokussiert wird. Finde ich im richtigen Kontext nicht verkehrt. Eine journalistische Funktion haben diese Bilder aber so sicherlich nicht. Da gebe ich dem Vorredner recht.
Ja, man kann es kritisch sehen. Dass durch „beliebiges Fotomaterial“ am Ende durch cleveres Edit ein Story interessante erzeugt wird die zu einem vorgegebenen Theme perfekt passt. Man kann das ganze aber auch als sehr schwierigen kreativen Prozess begreifen.
Ich selbst studiere Fotojournalismus & Dokumentarfotografie in Hannover und weiß dass an der Ostkreuz-Schule ein anderes Profil gelehrt wird. Ich habe z.B. so meine Schwierigkeiten mit sehr freier Dokumentarfotografie. Ich habe mir da schon einige Male die Zähne dran ausgebissen.
Hat Beides seine Daseinsberechtigung.
Ich hab die obigen Zeilen jetzt mehrfach gelesen und auch die Fotos jeweils mit einer anderen Perspektive betrachtet. Ich gebe Basic Instinct recht: Wenn es um Fotografien zum Brexit gehen soll, dann ist das Präsentierte schwach.