Ich bin oft auf Flohmärkten unterwegs, um nach alten Kameras oder Objektiven Ausschau zu halten. Vor etwa anderthalb Jahren besuchte ich in meiner neuen Heimatstadt Leipzig einen Trödelmarkt und entdeckte dort den Stand eines französischen Händlers, der unzählige alte Portraitfotografien verkaufte. Ich war sofort fasziniert von der Ästhetik und Haptik der teilweise über 100 Jahre alten Bilder und kaufte einige bei ihm.
Seit geraumer Zeit hatte ich die vage Idee, etwas mit alten Vintagefotografien zu machen, wusste aber nicht, was. Als ich die Bilder zuhause in Ruhe betrachtete, beschloss ich, die Personen auf den Fotos in die heutige Zeit zu transferieren. Die Serie „ghosts of …“ war geboren. Es geht mir dabei um die Visualisierung der Zeit, im weitesten Sinne des Todes und der Auferstehung. Die Menschen, die durch meine Kompositionen wieder zum Leben erwachen, sehen sich konfrontiert mit einem urbanen Raum, der zu ihren Lebzeiten so nicht existierte.
Für diese Aufnahmen nutze ich ein Verfahren, das so alt ist wie die Fotografie selbst: die Camera obscura. Es ist eine selbstgebaute analoge Lochkamera, in der ein Schwarzweiß-Mittelformatfilm nicht plan aufliegt, sondern anamorph belichtet wird. Dadurch entstehen Effekte, die dem Anliegen der Serie zugutekommen – traumähnliche Bilder einer entrückten Realität.
Ich erwecke die Personen, meist Kinder, in verschiedenen europäischen Städten und Gegenden wieder zum Leben und lasse sie mit der vorhandenen Architektur und Landschaft interagieren. Die dadurch entstandenen Bildkompositionen erinnern an Bilder aus alten Horrorfilmen oder frühe fotografische Experimente, lassen aber auch andere Gedanken zu: Die Stadt bzw. Landschaft als symbolischer Raum des kulturellen Andenkens, visuell dargestellt, wie undeutliche Erinnerungen.
Wie auch bei meinen anderen Serien arbeite ich hier mit analoger Technik sowie Kombinationen dieser mit anderen Stilmitteln.