04. Juli 2017

Zwischen Tradition und Moderne

Der Werbefotograf Joachim Lindner hat in seiner Freizeit zehn Jahre lang die Ostsee bereist und etliche Kilometer Küstenlinien durchwandert, um mit seiner Camera Obscura die Schönheit der Baltischen See durch ein winziges Loch hindurch auf Diafilm im Format 4 × 5 inch zu bannen.

Weg aus der fränkischen Heimat, das bedeutet auch weg von der Schnelllebigkeit seines Berufs. Entschleunigung und die Rückkehr zur traditionellen Fotografie waren das zentrale Anliegen seiner konzeptionellen Arbeit, aber auch Ruhe und Konzentration auf das Wesentliche. Am Ende entstand ein außergewöhnlicher Bildband.

„Lange Zeit …: Lichtbilder der Baltischen See“ ist eine Hommage an die Anfänge der Fotografie, an die Ruhe und Gelassenheit im kreativen Schaffensprozess sowie eine visuelle wie literarische Liebeserklärung an die Baltische See: Beständige Bewegung. Ein sanftes Fließen der Wellen umspielt die über Jahrtausende hinweg glatt geschliffenen Steine, runde Körper im Zeichen der Zeit. Alles ist in Bewegung und strahlt zeitgleich eine undurchdringbare Ruhe aus.

Die See ist heute ein ruhiger Besucher. Ich stehe am Strand und blicke auf meine Füße, den Boden darunter – grober, körniger Sand, darüber eine feine Schicht aus Schnee und Eis. Ab und an umspielt eine Welle meine festen Sohlen. Sie holt weit aus, als müsse sie Anlauf nehmen, atmet tief ein, hält für den Bruchteil einer Sekunde inne, um sich mir dann zu Füßen zu ergießen. Wie ein Spiegel breitet sich die See nun vor mir aus, weiter draußen. Ein Zucken der Wellen hinterlässt feine Risse in ihrem seidenen Gewand. Dann liegt sie wieder ruhig und glatt da.

Ein See zwischen Schilf

Eine Wasserrutsche am Strand

Rohre wachsen aus dem Boden

Ein surrealer Anblick durchkreuzt meine Sicht über die Weite des Strandes. Ein Geschöpf aus der Tiefe, zum ewigen Schlaf an das Ufer gelegt.

Ein gestrandetes Boot

Ein Turm

Versunken in Gedanken folge ich meinen Füßen auf ihrem Weg, sie kennen ihn besser als ich. Wissen um jede Wurzel, der sie weichen, um jeden Ast, der unter ihnen bricht. Rastlos, ruhelos bahnen sie sich ihren Weg über feuchte Wiesen und schweren Sand, halten kurz inne, gewähren mir Luft zu holen, mich umzublicken, vor mir das Meer.

Schiffe auf dem Meer

Steine am Strand

Nun, da mein Weg endet, bleibe ich noch einmal stehen, lasse meinen Blick schweifen, die Gedanken treiben. Vor mir liegt das Meer, hier bin ich angekommen. Salz auf meiner Haut. Die blaue Stunde – sie ist mir die liebste!

Ein Steg

Ein Wellenbrecher

Das Meer

„Lange Zeit …: Lichtbilder der Baltischen See“ ist Ende letzten Jahres im Verlag seltmann+söhne erschienen und versammelt 144 der schönsten Aufnahmen aus der Camera Obscura. Unterstrichen wird die Bildwirkung durch emotionale Texte von mir, seiner Tochter Lisa Lindner.

Informationen zum Buch

Lange Zeit …: Lichtbilder der Baltischen See von Joachim Lindner
Sprache: Deutsch
Einband: Gebunden
Seiten: 208
Maße: 30,8 × 24,5 cm
Verlag: seltmann+söhne
Preis: 39 €

Limitierte Kunstedition

Die Kunstedition ist nur beim Fotografen direkt erhältlich: Bildband „Lange Zeit …: Lichtbilder der Baltischen See“ in hochwertiger Schmuckverpackung mit Kunstdruck im Format 35 × 28 cm (Auflage 20 Stück), signiert und nummeriert, gedruckt mit Epson HDR Ultra Chrome Pigmenttinte auf Hahnemühle Photo Rag Bright White 310 g/m². Ein Echtheitszertifikat liegt bei. Die Edition gibt es in fünf verschiedenen Motivvarianten. Verkaufspreis 140 € zzgl. Versandkosten.

9 Kommentare

Die Kommentare dieses Artikels sind geschlossen. ~ Die Redaktion

  1. Ruhe. Wunderbare Ruhe. Wenn die Worte im Buch denen im Artikel gleichen, ist es ein Schatz…
    Der Ort mit den Schnorcheln aus dem Boden fesselte mich auch schon vorher. Schön hier wieder zu sehen.

    • Interessant, dass du gerade die Worte magst. Ich finde die eher banal, „blaue Stunde“, „Salz auf meiner Haut“, „versunken in Gedanken“, die See „wie ein Spiegel“ … das sind doch eher ziemlich oft verwendete, fast schon „abgegriffene“ Bilder.

      Dass Wellen zucken ist allerdings eine originelle Metapher.

  2. Die Texte sind soweit ganz nett, wenn man solche Form von Prosa grundsätzlich mag.
    Die Bilder – nun ja, die Bilder, …..sie sind eher doch sehr simpel. Die Motivwahl zeigt die typischen Szenerien der etwas verlassen und verloren wirkenden herbstlichen Eindrücke der Ostsee. Solche Bilder, die noch dazu auch technisch keine besondere Prägung aufweisen, findet man zuletzt inflatorisch gehäuft in den sich einen verzweifelt künstlerisch-intellektuellen Anstrich gebenden Instagramm-Konten diverser Nutzer.

    Für einen schnelle Blick kann man dies gerne vertreten. Für einen Bildband, trotz hochwertiger Materialien, ist der avisierte Preis jedoch ambitioniert.

    [dies stellt meine persönliche, höchst eigene und für alle anderen nicht zwangsläufig maßgebliche Meinung dar – also bitte nicht hauen :-) ]

    • Ich finde die Fotos „ganz gut“, auch nicht wirklich super, aber ich bin der Auffassung – zugegeben: ohne dass ich das Buch in der Hand hatte -, dass 39 EUR alles andere als teuer ist.

      Man sollte seine Fotoarbeiten keineswegs zu billig verkaufen. Irgendein Liebhaber findet sich immer.

      Ich bin relativ sicher, dass das Buch in der Herstellung schon deutlich mehr als 20 EUR gekostet hat. Die kleine „Gewinnmarge“ ist also vollkommen angemessen. Wenn man den ganzen Aufwand rechnet, kann man von „Gewinn“ sicher gar nicht mehr sprechen, vermute ich.

  3. Ich besitze das Buch, ich mag es immer noch. Und ich weiß den Aufwand, der dahintersteht, zu schätzen.

    (Ich liebe ja diese Schlaumeier, die noch nie in ihrem Leben etwas gefunden haben, das schwierig genug war, als dass es ihrer Anstrengung wert gewesen wäre.)

    • ……in der Annahme ich könnte vielleicht gemeint sein –

      ich besitze ein paar (keine Unmengen, aber doch nennenswert) Bildbände verschiedener Ausprägung. Dabei sind welche die sehr günstig (nicht billig) waren, anderen bei denen ich geschluckt habe, dennoch aber das Portemonnaie gezückt habe.

      An mangelnder Wertschätzung eines Aufwands liegt es auch nicht, eher an persönlichen Geschmack. Wobei der Fotograf in seinem Profil auf Instagramm doch auch andere Arbeiten zeigt, die (für mich) ansprechender erscheinen.

      Meine Bilder haben selbst auch viel Arbeitsaufwand gekostet, allerdings werden auch diese nicht von allen gleich geschätzt…..so ist`s halt.

      • Ja natürlich. Lass mich meine Kritik an deiner Kritik sachlich so formulieren. Du kannst mögen oder nicht mögen und das natürlich auch schreiben. Doch ,,Solche Bilder, die noch dazu auch technisch keine besondere Prägung aufweisen, findet man zuletzt inflatorisch gehäuft in den sich einen verzweifelt künstlerisch-intellektuellen Anstrich gebenden Instagramm-Konten diverser Nutzer.“ würde ich kurz mit ,,Das kann jeder und ist deshalb Schund“ übersetzen. Das wäre dann ein Werturteil, dass nur auf der Einschätzung, dass es eben trivial sei, beruht. Finde ich etwas zu pointiert.

        Wenn ich dich falsch verstanden habe, darfst du mich (oder dich) gerne korrigieren.

    • Mein Werturteil – ich dies lasse ich auch gerne so stehen ist „eher simpel“ und „technisch keine besondere Prägung“.

      Wenn Du das mit „ist…Schund“ zusammenfassen magst, dann sei es so.