Portrait einer Frau die gerade fotografiert im Gegenlicht.
21. Februar 2017

Von Wärme, Geborgenheit und Selbstfindung

James Chan ist Computeringenieur und Fotograf aus Taiwan. Als ich seine Bilder auf Flickr entdeckte, fühlte ich mich durch das Einfache, das Sanfte, das Warme irgendwie wie Zuhause angekommen, obwohl die Fotos an einem Ort so weit entfernt entstanden sind.

Das liegt wohl daran, dass seine Bilder nicht nur zeitlos, sondern genauso sehr auch ortlos sind. Egal wo auf der Welt man lebt, jede*r versteht, welche Emotionen und Situationen in den Bildern vermittelt werden. James Chan gelingt es, trotz eines einfachen Themas facettenreiche und interessante Fotos zu machen, die oft vom Weiblichen, der Nähe zum Wasser oder einfach nur dem Gefühl von Geborgenheit geprägt sind.

Dass seine Bilder analog fotografiert sind, ist mir erst beim zweiten Blick aufgefallen und machte irgendwie Sinn. Die kleinen Makel machen seine Fotos erst zu dem, was sie sind und zu wissen, dass sie nicht digital erzwungen, sondern ein natürlicher Teil des Schaffensprozesses sind, fügte James und seinen Fotos eine greifbare und authentische Ebene hinzu.

Für kwerfeldein habe ich meine Lieblinge aus seiner Flickr-Galerie herausgesucht und ihn gefragt, was er selbst über seine Arbeit sagen würde und warum er meist auf Film fotografiert. Er sagt:

Ich habe mit dieser Art on Bildern vor ungefähr zwei Jahren angefangen, um zu mir selbst zu finden und fotografierte so viele Portraits, wie ich nur konnte. Ich fotografiere hauptsächlich auf Film, weil ich das Gefühl habe, dieses Medium lässt einen die Sinneswahrnehmungen des alltäglichen Lebens wie Luft, Feuchtigkeit oder die Wärme des Sonnenlichtes förmlich spüren. Ein Foto auf Film erzählt immer eine komplexere Geschichte als ein digitales Bild. Auf Film zu fotografieren heißt, kleine Fehler zu akzeptieren und die Schönheit in diesen Fehlern zu sehen.

Portrait einer Frau deren Kopf auf einer Couch liegt

Eine Frau steht vor einem nebligen Hügel und blickt weg von der Kamera.

Portrait einer Frau die gerade fotografiert im Gegenlicht.

Portrait einer Frau mit Blumen auf dem GesichtNahaufnahme des Nackens einer Frau.

Eine Frau am Strand die eine Decke über den Kopf trägt.

Eine Frau am Strand im Gegenlicht.

Portrait einer Frau die in einem Auto sitzt und ihren Kopf an die Autotüre lehnt.

Nahaufnahme einer Frau die eine Pflanze vor dem Gesicht hat.

Portrait einer Frau, die sich nach unten in die Kamera beugt.

Eine Flasche in der sich eine Blume befindet wird von jemandem in der Hand gehalten.

Portrait eines Mannes vor einem Gewässer.

Eine Frau steht bei Sonnenuntergang am Strand.

Eine Frau, die durch eine Pflanze hindurch in die Kamera blickt.

Wenn Ihr mehr von James Chan sehen wollt, dann besucht gern seine Flickrgalerie. Alternativ findet Ihr ihn auch auf Instagram und Facebook.

6 Kommentare

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  1. Nicht unbedingt meine Art zu fotografieren, dennoch hat die Serie etwas.

    Meines Wissens werden Überstrahlungen von einer wenig bis gar nicht vergüteten Optik erzeugt und nicht vom Film. Der Begriff Lensflares deutet darauf hin.

  2. Sehr poetische Portraits! (Übrigens: „Flare“ entsteht auch bei vergüteten Objektiven, etwa bei starkem Gegenlicht. Das „Umspielen mit Licht“ kann man gezielt einsetzen – was wohl hier der Fall ist).
    Die Fotos haben jedenfalls eine eigene fotografische Handschrift!

  3. Das Statement von James Chan würde ich direkt so unterschreiben. Die Angeführten Gründe sind auch die Meinen, warum ich (wieder) mit Film arbeite. Besser kann man es nicht beschreiben.
    Wobei: „Fehler“ und „Makel“ ja eher subjektiv sind.
    Ich habe Bekannte, die eine Landschaftsaufnahme mit Lensflares als „versaut“ betrachten, ich hingegen gebe mir Mühe, Lensflares zu produzieren. (Was im Übrigen auch mit vergüteten Optiken funktioniert).

    Die Bilder haben diese Art von „Poesie“ inne, die mich absolut anspricht; Die Lichtspiele bzw. Effekte -ob beabsichtigt oder nicht- machen beinahe nachvollziehbar, unter welchen Bedingungen, bei welchem Wetter die Aufnahme gemacht wurde.
    Herr Chan hat Recht, wenn er sagt:
    „[…]weil ich das Gefühl habe, dieses Medium lässt einen die Sinneswahrnehmungen des alltäglichen Lebens wie Luft, Feuchtigkeit oder die Wärme des Sonnenlichtes förmlich spüren.“
    Für mich transportieren die Bilder ebendas, ganz großes Tennis! ;)

  4. Aha, erst ist es Dir gar nicht aufgefallen, aber dann macht es Sinn, weil digitale Bilder ja erzwungen sind, und bei analogen Bildern die Makel die Bilder erst zu dem machen, was sie sind??? Ich halte das für eine sehr fragwürdige Argumentation.

    • @Bernd Müller,

      nun ja – auch ich finde, wie gesagt, daß das eine durchaus besprechenswerte Aussage ist; Man definiere dazu ersteinmal „Makel“ – was ist damit gemeint? Filmkorn? Vignettierung ? Liegt im Auge des Betrachters! Man bedenke: Da werden heutzutage Bilder mit hyperintelligenten high-tech Megapixelmonstern geschossen und in der Nachbearbeitung unter Zuhilfenahme von teils konstenpflichtigen Filtern und „Apps“ (für die Streichelfon-Fotografen) ebendiese Makel in Form von Korn etc. wieder dazu gebastelt.

      Die Aussage, ein Digitalfoto sei „erzwungen“…. naja das Wort ist vielleicht nicht glücklich, ich würde sagen: ein Digitalfoto ist „steril“ und ob seiner seinfachen Reproduzierbarkeit auch irgendwie „beliebig“. Was als Makel beschrieben wird ist eben das, was der Analog- bzw. eher Chemiefotograf schätzt und erreichen will.