Der Weg nach Hause
Ich wurde 1993 in Verona geboren. Zu fotografieren begann ich in der High School, wo ich eher eine Außenseiterin war. Ich hatte Schwierigkeiten, Zugang zu Menschen in meinem Alter zu finden. Als ich die Fotografie für mich entdeckte, war es mir plötzlich möglich, meinen Alltag anders zu betrachten. Ich habe gelernt, in meinem Umfeld, meinen Beziehungen und meiner Umwelt einen Standpunkt und darüber hinaus eine eher poetische Perspektive einzunehmen.
Es war eine Hürde für mich, aus all dem Inspiration zu ziehen. In diesen Jahren habe ich meinen Alltag, meine Schule, meine Klassenkameraden und meine Familie fotografiert. Zu der Zeit beschäftigte ich mich viel mit den tagebuchartigen Arbeiten von Noboyoshi Araki, Nan Goldin und Daido Moriyama. Ich fand darin instinktiv Gefühle, die ich auch in mir wiederfand: Poesie, Einsamkeit, Liebe, Neugier und Ruhelosigkeit.
Seitdem mache ich dieses schnappschussartige Alltagsding und fühle mich sehr zu Japan hingezogen. Nach der High School habe ich beschlossen, Fotografie zu studieren, aber ich wollte keine akademische, sondern eher eine praktische Ausbildung. Durch eine Reihe von Zufällen habe ich eine Schule in Kopenhagen namens Fatamorgana gefunden, die von Morten Bo geleitet wird. Ich kontaktierte einige der Schüler und flog schließlich dorthin, um einige von ihnen kennenzulernen und die Schule zu besuchen. Ich fühlte gleich, dass es die richtige für mich ist und zog drei Monate später dorthin.
Einer der Gründe, warum ich denke, dass es die richtige Entscheidung war, ist, dass die dänische Schule der Fotografie – besser gesagt: die nordische Fotografie – genau zu meinem fotografischen Stil passt. Ein tiefer, existenzieller Zugang, eine menschliche Herangehensweise anstelle einer konzeptuellen, abstrakten oder journalistischen. Der Arbeit von Anders Petersen, Jacob Holdt und Christer Strömholm folgend.
Während der Schulzeit hatte ich eine wichtige Liebesbeziehung, die außerdem Gegenstand meiner letzten Semesterarbeit war. Dank dieser Beziehung wurde die Verbindung meiner Fotografie zu meiner emotionalen Persönlichkeit noch enger. So sehr, dass diese Verbindung sich nicht nur darauf beschränkte, meinen Partner zu fotografieren, sondern darauf ausweitete, die Welt zu entdecken.
Mit dem Zug war ich einen Monat lang unterwegs, um das Polarmeer zu erreichen. Das Projekt und mein Budget dafür zwangen mich dazu, verschiedene Menschen in unterschiedlichen Städten um eine Unterkunft zu bitten. Meine Reise durch Russland wurde dadurch sehr ehrlich und persönlich. I wusste gar nicht genau, warum ich dorthin wollte.
Ich fühlte mich schon immer von den abgeschiedenen und nördlichen Gegenden angezogen. An meinem letzten Ziel, Teriberka, in Murmansk Oblast gab es eine Stelle, die sich „Das Ende der Erde“ nennt. Natürlich weiß ich, dass es viele Orte auf der Welt gibt, die sich so nennen, aber daher rührt die Inspiration, das Projekt „The Way Home“ zu nennen.
Für mich bedeutet es, zu forschen. Danach zu forschen, wer ich bin, an welchem Ort ich sein will und in was für einer Welt ich überhaupt lebe. Das hielt mich am Leben, immer nach etwas zu suchen, mich selbst als Mensch zu verorten, nicht nur als mein Ego. Ich zog von Russland zurück nach Dänemark, um nach einigen Monaten nach New York City zu gehen, wo ich für Magnum Photos arbeitete. Danach ging es für mich weiter nach Mexiko.
Mexiko schwebte auch schon seit meiner Kindheit in meinem Kopf. Meine Mutter hatte verschiedene Bücher über die Handwerkskunst der Azteken und Mayas. Mein Stiefvater war sehr an Geschichte interessiert, sodass ich ein Verständnis des kulturellen Hintergrundes des Landes hatte. Also entschloss ich mich, für ein Projekt dorthin zu ziehen. Anders als in Russland fand ich dort mehr Intimität auf der Straße, mehr noch als daheim.
Ich entschied mich dafür, meine Komfortzone zu verlassen, je weiter das Projekt sich entwickelte. Ich fragte nicht nach Familien-, Paar- oder Einzelportraits, sondern portraitierte Menschen draußen auf der Straße, in ihrem urbanen Umfeld. In dieser Situation wurde instinktiv alles zu einem Szenario, das ich fotografieren musste: Ein Geruch, ein Geräusch, irgendetwas. Die daraus entstandenen Bilder beantworten keine Fragen, sondern werfen Fragen in meinem Kopf auf. Vielleicht ist das Leben eine offene Frage.
Ich habe mich in Mexiko verliebt, aus dem Grund, dass all das Chaos, die Intensität hinter dem Verhalten und den Lebensumständen der Menschen, mich antreibt. Dieser Zustand Mexikos ist in jedem von uns. Ich nahm Mexiko als eine Art Beispiel für die Geschichte der Menschheit. Auch das ist Teil des Projekts „The Way Home“. Als nächstes plane ich, ein Projekt in Mexiko City umzusetzen. Es heißt „Labyrinth Of Solitude“, wie das Buch von Octavio Paz, und wird meine Arbeit aus Mexiko fortführen.
Dieser Artikel wurde für Euch von Chris Hieronimus aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.
Very inspiring work, also worth to check out Sara’s website.
@Sara, I see also a some influence from Jacob Aue Sobols work
Thank you Matthias for your comment. Influences in art are maybe as important as creativity. They both help aid out to grow and to find ourself. Say that I think is very important recognize the work of young artist like me without linked them to great photographers, as they were linked as well to previous artist.
Fully agree with you on the fact that our work is always linked to previous artists and that this fact does not disqualify it.
It is a sum of what we have seen, heard, smelt, read, lived and these interactions produce something new. So hopefully you do not misinterpret my comment.
I appreciate very much your work, especially about Mexico (maybe because I have lived for 4 years in Mexico City, the most surrealistic town i have ever been …-))
Saludos desde Francia !