Ein Flamingo in der Wüste an einem See.
09. September 2016 Lesezeit: ~3 Minuten

Die Dinge, die in sich ruhen

Während eines Auslandssemesters in Israel habe ich zum Spaß einen Fotografiekurs belegt. Völlig unerwartet hat mich der Kurs daran erinnert, wie sehr mir die Fotografie als Ausdruckmittel liegt, um meiner Wahrnehmung eine Form zu geben.

Danach habe ich viel herumexperimentiert – auf Reisen, im Studium und zu Hause. Ich habe Off-Theatervorstellungen in Berliner Kellern, Lookbooks für Kommilitonen aber ebenso eine Reportage über Umweltbewusstsein in Montreal abgelichtet. Bei all diesen unterschiedlichen Arbeiten war eine Frage immer gleich: Wann transportiert ein Bild oder transportieren mehrere Bilder eine Geschichte?

Eine Frau schaut in den Spiegel und fotografiert sich selbst.

Schattenspiel auf Bodenplatten.

Heute lebe ich in zwei Städten – Barcelona und Berlin. Ich habe mein Studium Bühnen- und Kostümbild an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee mit einer inszenierten fotografischen Arbeit abgeschlossen. In meiner Abschlussarbeit „AMARA“ kombinierte ich die Fotografien mit Geräuschen, Musik und Text. Ich wollte den Betrachter auf mehreren Ebenen erreichen, ihm ein Gefühl mitliefern und ihn eintauchen lassen:

Ein Mädchen fällt in den Schlaf und wandert durch Flure und sich endlos wiederholende Landschaften. Am Ende findet sie sich im gleichen Raum wie zuvor wieder, aber noch nicht ganz wach. Der Kurzfilm beschreibt den Moment zwischen dem Erwachen und noch Schlafen. Die Texte im Film stammen aus Kurzgeschichten von Jorge Luis Borges:

Die hier gezeigten Bilder stammen aus einer Serie, die über mehrere Jahre und an unterschiedlichen Orten entstanden ist. Von jeder Reise bringe ich neue Fotos mit. Ich fotografiere, was mich berührt – das warme Licht, das am Abend durch das Fenster in Barcelona fällt oder der Schatten beim Wandern im Feld von Kreta, der Flamingo auf der Hochebene in Bolivien oder die schmale Mittagssonne in Buenos Aires.

Die Fotos werden auf Film gebannt, das gibt mir Zeit, den Augenblick wahrzunehmen. Ich halte das eine fest, das mich in diesem Moment bewegte.

Ein Haus in der Mittagssonne.

Ein Fuß und Schatten und Licht.

Aussicht aus einem Fenster.

Ich schaue dabei genau hin – es geht mir um die Dinge, die in sich ruhen. Zuhause setze ich mich hin und betrachte die Bilder der einzelnen Reisen. Überlege, wie sie zueinander gehören, ob sie, unabhängig vom Ort, eine gleiche Sprache sprechen, eine Geschichte, die sich fortsetzt.

Derzeit fotografiere und filme ich vor allem Tanz und Akrobatik. Viele der Tänzer und Akrobaten besitzen eine große Ausdruckskraft und es macht mir große Freude, mit ihnen zusammen zu arbeiten. Der Schritt von einem einfachen Bild zum bewegten Bild fasziniert mich dabei sehr.

Ich konnte mit Tänzern und Tanzkompanien Kollaborationen eingehen, wie beispielsweise dem Machol Shalem Dance House in Jerusalem. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

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