Am Meer oder: Ein Plädoyer für Serien
Flickr. Twitter. Facebook. 500px. Instagram. Beim Durchlaufen der Neuigkeiten stoppe ich immer wieder, mal kurz, mal länger, betrachte ein Bild und denke: „Wow, tolles Bild“. Hin und wieder gebe ich einen Daumen hoch, einen Stern, ein Herz oder ich schreibe einen Kommentar. Ich scrolle weiter. Zwischendurch erscheinen auch viele Bilder, die mich nicht wirklich beeindrucken: „Interessantes, aber irgendwie nicht komplett.“ Muss ein Bild allein denn komplett sein?
Bei einer der letzten Reisen ans Meer hatte ich natürlich eine Kamera dabei. Ich möchte Fotos vom Meer machen. Weite Strände, Pfahlreihen, Brandung, tiefe Wolken, alles da. So soll es sein. Das wird ein klasse Bild, groß ausgedruckt, an die eine weiße Wand im Zimmer gehängt und wenn mich später jemand fragt ob, ich ein schönes Bild vom Meer habe, zeige ich dieses Bild. Fertig. Aber habe ich von diesen Fotos nicht schon genug? Sicher: Meer sieht immer anders aus, man kann es nicht totfotografieren. Aber trotzdem habe ich heute keine Lust auf noch ein einzelnes Vorzeigefoto.
Fotografie kann mehr als nur ein Foto. Also frage ich mich: Warum nicht mal die Details des Strandes einzeln fotografieren. Eine Serie? Ich denke an Zimmer, mit vielen weißen Wänden, mit Platz für viele Fotos, deren Gemeinsames sich erst beim Durchlaufen der Räume ergibt.
Die Kamera auf eine feste Einstellung gesetzt, fange ich an, die verschiedenen Elemente des Strandes zu suchen. Dabei wähle ich immer eine ähnliche Perspektive und Komposition. Auch die Nachbearbeitung der Fotos wird immer klarer in der Idee. Losgelöst davon, alles was hier um mich herum steht, in eine einzige Aufnahme packen zu wollen, bin ich überrascht von der neuen Sichtweise auf die Motive. Ich kann mich stärker auf die einzelnen Elemente fokussieren. Jedes Detail hat sein eigenes Foto und ist nicht nur eine Ecke im großen Panorama.
Wenn ich diese Fotos nun nacheinander betrachte und mir dabei ein Bild im Kopf male, kommt mit jedem weiteren Foto ein Detail zu diesem Bild dazu. Das ergibt ein räumlicheres Bild von diesem Strand, als es vermutlich ein einzelnes Foto geschafft hätte.
Eine Serie muss natürlich nicht aus Fotos mit gleicher Perspektive, gleicher Komposition bestehen oder mit dem gleichen Objektiv aufgenommen worden sein. Ein gleicher Stil, wie beispielsweise eine spezielle Technik, gibt den Bildern trotzdem einen Zusammenhalt, der die Bilder gegenseitig aufwertet. Dabei ist es völlig der eigenen Kreativität überlassen, welches Stilmittel gewählt wird, das die Bilder miteinander verbindet.
Aber nicht nur die Aufnahmetechnik kann die Verbindung zwischen den Bildern sein. Auch ein konsequent immer wiederkehrendes Element auf den Fotos kann dafür gut geeignet sein.
Ich habe gemerkt, dass es wichtig ist, sich vor der Aufnahme fest vorzunehmen, eine Serie zu machen. Ansonsten passiert es leicht, wieder in den Ein-perfektes-Bild-Modus hineinzufallen, was bei einer Serie nicht unbedingt gewünscht ist, da dann zufällig Elemente doppelt „erzählt“ werden könnten.
Es kann natürlich ein einziges Bild sein, das am Ende eines Tages für sich allein steht und eine Geschichte erzählt. Aber genauso gut kann es eine Serie von Bildern sein, die nicht für sich allein stehen könnten und nur gemeinsam eine Geschichte erzählen.
Ich möchte Euch dazu motivieren, Serien zu machen. Von einem Thema, einer Sache oder einem Ort, den Ihr meint, zu kennen. Vielleicht gerade, wenn Ihr denkt, schon genug Fotos davon zu haben. Die Arbeit an einer Serie bringt eine Offenheit für neue Blickwinkel mit sich, die erstaunt.
Außerdem kann es auch als „Plan“ für eine Fotosession funktionieren. Wenn Ihr schon Serien gemacht habt, teilt sie gern in den Kommentaren. Was sind Eure Erfahrungen damit?