Erinnert Ihr Euch noch an den Disney-Film „101 Dalmatiner“? In den ersten Szenen beobachtet der Hauptdarsteller Hunde und Herrchen aus dem Fenster heraus. Eine schluffige Künstlerin mit einem langhaarigen Afghanen, eine rundliche Oma mit einem Mops und eine feine Dame mit frisiertem Pudel. „Wie die Frau, so der Wauwau“, stellt der Dalmatiner daraufhin fest. Diese Szene habe ich zuletzt in meiner Kindheit gesehen, doch schaue ich mir Stepan Obruchkovs Fotos an, fällt sie mir direkt wieder ein.
Der in Voskresensk, einer Stadt in der Nähe von Moskau, lebende Fotograf interessiert sich schon seit Jahren für das Doppelpack Mensch und Haustier. Dabei geht es ihm nicht um Ähnlichkeiten, sondern um die innige Beziehung beider. Ob Hund, Katze oder Kaninchen – Obruchkov hält Tier und Besitzer mit seiner Kamera fest.
Der ältere Mann, der vorsichtig das Katzenjunge in seiner Hand hält. Das Mädchen, das mit ihrem kleinen Hund auf dem Boden spielt. Der junge Mann, der die Auszeichnungen seines Hundes an der Wand hängen hat. Oder die Reiterin, die mit ihrem Zirkuspferd ihren Lebensunterhalt verdient – sie alle haben ein ganz eigenes Verhältnis zu ihren Vierbeinern.
Ich mache Bilder, weil es für mich ein interessanter Weg ist, Dinge zu realisieren, darüber nachzudenken und Aussagen zu treffen. Ich mag Menschen. Ich mag Tiere. Das ist meine Art, Fotos zu machen: Ich übersetze die Gefühle, die ich habe. Ich habe mit dem Fotoprojekt über Menschen und ihre Haustiere begonnen, weil ich großes Interesse am menschlichen Leben habe: Wie gestalten wir unser Leben? Wie richten wir unsere Häuser ein? Möbel? Kleidung? Und was ist mit den Tieren? Sie erzählen uns viel über das Temperament und die Natur unserer Besitzer – und umgekehrt auch.
Ob geliebter Familienersatz, Spielkamerad, Wachhund oder treuer Begleiter: Haustiere haben eine ganz besondere Stellung im Leben vieler Menschen. Sie leben mit uns, sind immer da, wenn wir nach einem schweren Tag nach Hause kommen und wir tragen im Gegenzug die volle Verantwortung für sie.
Dieses Verhältnis beleuchtet Stepan Obruchkov vorsichtig und macht durch ruhige und durchdachte Kompositionen die Wichtigkeit und den besonderen Platz der Tiere im Leben ihrer Besitzer deutlich. Wichtig ist ihm dabei, die familiäre Umgebung festzuhalten, weshalb er Mensch und Tier in ihrem gemeinsamen Zuhause besucht und dort ganz natürlich ablichtet.
Tiere im Zirkus fotografiere ich, weil mich diese ungewöhnliche Welt der Haustiere auch interessiert. Eine seltsame Atmosphäre herrschte in diesem kleinen Zirkus und das hat mich als Fotograf angezogen.
An der Serie arbeitet er seit einigen Jahren, benutzt dafür überwiegend seine Yashika Mat 124 und fotografiert die Doppelpacks im Mittelformat. Noch mehr Bilder aus der Reihe und andere Arbeiten sind bei Flickr oder Facebook zu finden.