Deutsche Bunker an der französischen Atlantikküste
Die Serie „Les Blockhaus“ zeigt die Überreste deutscher Bunker an der französischen Atlantikküste. Die Bilder sind am Strand von Capbreton, einer Ortschaft nahe Hossegor entstanden. Wer etwas mit Brettsport anzufangen weiß, der kennt Hossegor als das Surf-Mekka Europas. Der Rest kennt es vielleicht von Straßenschildern auf dem Weg in den beliebten, 20 km weiter südlich gelegenen Ferienort Biarritz.
Die Idee zur Serie kam mir sehr spontan, im Prinzip entwickelte sie sich während des Fotografierens erst richtig. Ursprünglich war ich schließlich zum Surfen an diesen Strand gekommen. Daran war wegen fehlender Wellen an diesen Tagen allerdings nicht zu denken. Stattdessen setzte ich mich also an den Strand und beobachtete das Treiben um mich herum.
Die Bunker selbst springen einem natürlich direkt beim Überschreiten der Dünen ins Auge. Riesige Blöcke aus Beton, die erst die Soldaten auf den Dünen und nun die Dünen auf dem Strand zurückgelassen haben. So stehen, wandern und liegen diese massiven Bauten nun mitten am Strand zwischen Touristen, Badehandtüchern und Sonnenschirmen.
Was ich nun aber, während ich am Strand saß, immer deutlicher wahrnahm, waren nicht die Bunker als monströse Kriegsbauwerke, sondern die Bunker als fester Bestandteil des Strandes und des Alltags. Ganz selbstverständlich binden die Menschen sie in ihre Strandaktivitäten ein. Was früher vor Artillerie- und Maschinengewehrfeuer schützen sollte, schützt jetzt vor UV-Strahlen.
Wo früher Soldaten des Dritten Reichs auf einen Angriff der Alliierten warteten, warten jetzt Pärchen auf den Sonnenuntergang. Überall fielen mir solche Kontraste auf, die wahrscheinlich gerade deswegen so interessant sind, weil die Protagonisten selbst sich über diese Kontraste eben keinerlei Gedanken machen.
Das wollte ich nun fotografisch festhalten. Erst während des Fotografierens reifte dann auch der Gedanke, aus den Bildern eine kleine Serie zu machen.
Entscheidend ist hier das Wort „klein“. Eine umfassende Reportage zum Thema war nicht das Ziel. Viel mehr ging es mir darum, einen Eindruck einzufangen. Ein einzelnes Bild war mir hierfür nicht genug und dennoch bin ich beim Editieren sehr streng mit mir und den Bildern gewesen. Und so sind es nun sechs Aufnahmen geworden, die sich in zwei mal drei Bilder unterteilen lassen.
Bei den ersten drei Aufnahmen stehen die Bunker als Bauwerke selbst im Vordergrund. Das gibt dem Betrachter die Möglichkeit, sich Fragen zu stellen wie „Wo kommen diese Dinger überhaupt her?“, „Wie sahen sie früher mal aus?“, „Welche Funktion könnten die unterschiedlichen Formen gehabt haben?“ und vor allem auch „Wieso stehen die Dinger hier immer noch mitten auf dem Strand – wäre es nicht schöner sie abzubauen?“
Im zweiten Teil stehen die Menschen und ihre Art, die Bunker in ihren Strandtag zu integrieren, im Fokus. Gerade wenn der Betrachter sich vorher einige der genannten Fragen gestellt hat und dabei bestimmt das eine oder andere Bild aus diversen Weltkriegsdokumentationen im Kopf hatte, entsteht hier ein interessanter Kontrast.
Da ich seit etwa zwei Jahren fast ausschließlich mit 35-mm-Film arbeite, sind auch diese Bilder auf eben jenem entstanden. Hätte ich die Serie im Vorhinein geplant, wäre die Wahl wahrscheinlich eher auf Mittelformat gefallen. Ein Negativ im Format 6×7 wäre den Dimensionen der Bunker eher gerecht geworden und hätte dementsprechend große, wandfüllende Drucke ermöglicht.