Nicht aufgeben
Was ich im Leben gelernt habe, ist, dass wenn man nicht einfach aufgibt, der unermüdliche und unablässige Vorgang des Fotografierens für sich genommen schließlich eine sich selbst genügende Leistung wird.
Das Zitat stammt von Chang Chao-Tang und auch wenn ich nicht wie Herr Chang bereits 50 Jahre lang fotografiere, kann ich doch das Gefühl gut nachvollziehen. Ich bekam meine erste Spiegelreflex-Kamera um etwa 1982 und hatte seitdem immer mal wieder eine Affäre mit der Fotografie – bis zum Jahr 2000, als ich die Point Light Gallery in Sydney fand. Es war wie die Entdeckung einer spirituellen Heimat.
Diese Galerie und ihr Arbeitsbereich, wo handgedruckte Schwarzweiß-Aufnahmen die Wände zierten und wo großartige Fotografen wie Michael Kenna und Ralph Gibson zu Besuch kamen und zu einem verzückten Publikum sprachen, war ein Ort zum Lernen, zum Erschaffen und zum Zusammenarbeiten mit anderen Fotografen. Seitdem habe ich meine Leidenschaft für die Fotografie unerbittlich verfolgt. Diese Leidenschaft wurde auch gefördert durch meinen Mentor Gordon Undy, der als Fotograf, Druckermeister und Leiter der Point Light Gallery arbeitet.
Für mich ist der Akt des Fotografierens ein Ritual, das mich fordert und mir erlaubt, meiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Mein Studio sind in der Regel die Straßen der Stadt. Wenn ich den Kameragurt um den Hals lege, beginnen die normalerweise schnellen Orte der Stadt, sich zu verlangsamen. Ich folge dem Licht und suche nach Mustern, Formen und Texturen in der Umgebung.
Wenn ich eine gute Stelle entdecke, warte ich und hoffe auf einen interessanten Moment, der auftritt und den ich gefangen nehmen kann. Geduld und Ausdauer sind immer notwendig. Ich habe schon oft sehr lange gewartet, manchmal habe ich Glück und manchmal nicht. Aber das Warten ist ein Teil des Rituals.
Nach der Wanderung und dem Warten kommt das Handwerk am Bild. Dies ist ein Prozess, mit dem ich viel Zeit verbringen kann. Bis vor Kurzem habe ich das Handwerk noch in der Dunkelkammer mit Fotopapier, Chemikalien und der Manipulation von Licht mit dem Vergrößerer praktiziert.
Ich verbringe immer noch Zeit in der Dunkelkammer, aber meiner Sammlung hat sich auch eine Digitalkamera angeschlossen und so sitze ich nun auch vor dem Bildschirm. Ich finde diese Stufe des Rituals sehr befriedigend. Ich genieße es, das Bild zu machen und dann zu schauen, wohin meine Vorstellungskraft es weiterführt.
Einen großen Einfluss auf meine Arbeit hat der klassische Film noir mit seiner dramatischen Beleuchtung, den starken Schatten und scharfen Kanten. Auch die Gemälde von Caravaggio mit seinem Einsatz von Licht und Bereichen voller Finsternis inspirieren mich. Ich versuche, ein Gefühl von Drama-Mystery oder Melancholie in meine Arbeiten zu bringen und ein Bild zu schaffen, das sowohl optisch ansprechend als auch geistig anregend ist.
Am Ende mag der Betrachter das Bild oder auch nicht, aber zumindest sehe ich vor mir das Ergebnis des „unermüdlichen und unablässigen Vorgangs des Fotografierens“. Meine realisierte Vision in einem Druck vor mir ist die Belohnung.
Dieser Gastartikel wurde für Euch von Katja Kemnitz aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.