Neu aufgelegt: Historisches Seifenblasen-Bokeh
Die deutsche Firma Meyer-Optik-Görlitz erweckt das Trioplan f/2.8 100 mm nach fast 100 Jahren zu neuem Leben. Das manuelle Objektiv, das mit historischem Aufbau mit Aluminiumgehäuse und Schottglas in Deutschland gebaut wird, gibt es jetzt auf Kickstarter mit verschiedenen Anschlussvarianten.
Meyer Optik gibt es nun schon seit 1896 und die Firma kann somit auf über 100 Jahre Erfahrung zurückgreifen. Ihre Optiken verwenden hochwertige Materialien aus nachhaltiger Fertigung, die streng kontrolliert werden und ihre Optiken sind extrem leistungsstark. Die Firma wurde 1991 aufgelöst und 2014 durch Globell Deutschland wieder reanimiert, die die Tradition von hochqualitativen Produkten weiterführt.
Das Objektiv Trioplan wurde erstmals 1916 von Hugo Meyer hergestellt, basierend auf dem ebenfalls dreilinsigen Cooke-Triplet von Harold Dennis Taylor aus dem Jahre 1893.
Damals war es die erste Objektivkonstruktion, die eine maximale Blendenöffnung mit einer, für die damalige Zeit, außerordenlichen Schärfe in der Mitte kombinierte und außerdem zu einem erschwinglichen Preis zu haben war. Meyer-Optik-Görlitz möchte mit dem neuen Trioplan den fotografischen Charme des vergangenen Jahrhunterts ins Hier und Jetzt transportieren.
Die neue Optik wurde nach den Original-Plänen des historischen Trioplan entwickelt und speziell für die höhere Auflösung der heutigen Digitalkameras angepasst. Sie besteht aus 15 Blendenlamellen, die sich mit der klickfreien Blende genau einstellen lassen. Dadurch hat man absolute Kontrolle über das Bokeh und kann es sehr genau justieren.
Ich durfte den Prototypen 0001 schon für kurze Zeit testen und möchte Euch hier meine ersten Ergebnisse zeigen. Bekannt ist das Trioplan für sein Seifenblasen-Bokeh, das man bei Offenblende und dem passendem Hintergrund erhält.
Die Schärfentiefe ist bei f/2.8 und 100 mm natürlich nicht die größte, der Charme des Bokehs ist dafür umso faszinierender, wenn man es gezielt einsetzt. Durch Abblenden oder mit einem ruhigeren Hintergrund verändert sich das Bokeh und man bekommt eine schön weiche Unschärfe, die nicht so aufdringlich ist wie die Ringe bei f/2.8.
Dies finde ich wiederum sehr praktisch, denn nicht zu jedem Bild oder Motiv passen die Seifenblasen und man will sie wahrscheinlich nicht auf jedem Foto haben, sonst wäre die Optik nur sehr einseitig nutzbar. So ist es jedoch eine Optik für viele verschiedene Einsatzgebiete. Die Schärfe wird durch leichtes Abblenden zudem noch stark verbessert.
Zum Testen der Optik habe ich meist meine Canon EOS 5D Mark II benutzt oder meine analoge Canon EOS 33. Das Scharfstellen war, außer im Gegenlicht, sehr einfach und ich hatte wenig Ausschuss – auch bei Offenblende. Einige meiner Bilder sind mit Nahlinsen entstanden, da die Naheinstellgrenze des Objektivs bei 1 m liegt und für Makroaufnahmen entsprechend oft nicht ausreicht.
Für mich persönlich finde ich es toll, dass Meyer-Optik-Görlitz die Optik auch mit M42-Anschluss produziert, da ich meist analog fotografiere und ich eine M42-Optik an wirklich vielen Kameras nutzen kann. Ich denke, da werden sich auch einige andere Analogfotografen drüber freuen.
Im Vergleich zu anderen Objektiven mit speziellem Bokeh wie dem Petzval oder Helios bringt das Trioplan ein wirklich anderes Bokeh mit sich. Wobei ein direkter Vergleich schwer ist, da jede dieser Optiken ihren eigenen Charme hat.
Die Schärfe ist beim Trioplan besser als beim Petzval. Jedoch liebe ich den Swirl-Effekt des Petzvals, der bei diesem auch wieder stärker ist als beim alten 58-mm-Helios. Dafür ist das Helios leichter und handlicher. Am Schluss hat jede Optik ihren Reiz und wer hat schon etwas gegen verschiedene Optiken im Schrank?
Ich freue mich jetzt schon auf mein eigenes Trioplan für M42, um es an meinen analogen und vielleicht auch digitalen Kameras ausgiebig nutzen zu können. Leider habe ich es nicht geschafft, den Prototypen auch für Portraits zu testen, in der Kickstarter-Kampagne könnt Ihr aber einige von anderen Fotografen sehen.