Auf einer Fotoreise im Süden Indiens wurden mein Kollege und ich von unserem Gastgeber freundlich darauf hingewiesen, dass es besser sei, in der Öffentlichkeit keine Frauen zu fotografieren. Männer dagegen könnten wir einfach ungefragt ablichten, die meisten würden sich freuen.
Daheim in Deutschland hätten wir einfach um Erlaubnis gefragt oder in manchen Situationen gar nur die Kamera hochgerissen und abgedrückt. Hier war das anders. Selbst mit einer freundlichen Bitte um Erlaubnis hätten wir uns in konservativen Gegenden unter Umständen Ärger eingehandelt. Sich den lokalen Gegebenheiten anzupassen, war für uns selbstverständlich. Also machten wir das Beste daraus.
Nach einigen spannenden Szenen, die an uns vorbeizogen, ohne dass ein Klick-Klack zu hören war, suchte ich mir eine Alternative. Ich begann damit, Männer, die mir auf der Straße begegneten, anzusprechen und zu fotografieren, diese flüchtigen Begegnungen festzuhalten. Ein kurzes Gespräch, ein Wortwechsel im Kampf mit der Sprachbarriere, ließ diese Momente besonders werden.
Fischer, Gemüsehändler, Bettler, Taxifahrer – ein kurzer gemeinsamer Moment, ein schnelles, freundliches Lächeln, um in der Fremde etwas zu teilen.
There are no foreign lands. It is the traveler only who is foreign.
― Robert Louis Stevenson