21. Februar 2014 Lesezeit: ~3 Minuten

Die Unschuld des Augenblicks

Der Begriff „Mädchenfotografie“ schleicht sich zunächst ins Bewusstsein, betrachtet man Tina Sosnas Fotoarbeiten das erste Mal. Und sie ist natürlich auch ein Mädchen und warum sollten ihre Fotos nicht auch genau davon sprechen?

Sie ist jetzt zwanzig Jahre alt. Vor vier Jahren begann sie, die Welt um sich herum mit der Kamera einzufangen, wie so viele andere auch. Sie betrachtete Details, die von ihrer Umwelt oft übersehen wurden oder hielt kleine Momente fest, die für sie besonders wichtig waren.

Es ist, als würde man das Tagebuch eines Mädchens öffnen und ihre Träume finden. Träume, die noch so leicht sind und von einer unbeschwerten Jugend berichten; einer Jugend, die manch andere ihres Alter schon längst verloren haben.

Und selbst die Schwere, wie sie der Tod mit sich bringt, ist auf ihren Bildern zart und still wie ein unausgesprochenes Geheimnis.

© Tina Sosna

Ich wuchs zwischen wunderschöner Natur auf und musste lernen, mich mit mir selbst und den Dingen, die mich umgaben, zu beschäftigen. Dadurch schuf ich meine eigenen kleinen Welten, in denen ich Rettungsboote aus Walnussschalen für kleine Frösche baute und als Schneewittchen im Apfelbaum unseres Gartens lebte.

Ihre Bilder unterscheiden sich dennoch von denen vieler anderer Mädchen. Sie tragen eine eigene Sprache und erzählen ihre Geschichte, die sich wie ein Puzzle zusammensetzen lässt. Wir lauschen diesen Bildern wie Filmsequenzen oder Sätzen aus einer Welt, die wir nicht kennen, die unberührt scheint. Sie lässt uns teilhaben an ihren Empfindungen, schutzlos.

© Tina Sosna

Irgendwann musste ich jedoch feststellen, dass sich in meinem Kopf ganz andere Dinge abspielten, als in denen der anderen. Ich dachte über Kleinigkeiten nach und zerbrach mir den Kopf darüber oder versank zwischen Musik, Filmen oder der Vergangenheit.

Ich wollte den Menschen zeigen, wie unfassbar wichtig die kleinen Dinge sind und sie dazu inspirieren, auch öfter als zwei Mal hinzusehen und achtsamer zu sein.

Und ich möchte dieser Protagonistin folgen, mit ihr die Lieblingsstellen aus Gedichten unterstreichen, neue Worte erfinden und gemeinsam den Atem des Waldes spüren, hinter Bäumen verstecken, nach Geheimnissen suchen und sich wundern –

© Tina Sosna

Über all das Schöne, aber auch das Unbekannte, das uns dort draußen, weit weg von lauten und grellen Lichtern des städtischen Lebens, umgibt.

Mit ihren Bildern träume ich mich noch einmal in die Unschuld des ersten Augenblicks. Ich denke verschwommen an die vergangenen Sommer, Erinnerungen tauchen auf, Farbschicht um Farbschicht blättert ab und hinterlässt ein wohliges, wärmendes Gefühl.