20. Januar 2014 Lesezeit: ~4 Minuten

Sinneszauber

Vor etwa zehn Jahren habe ich die Fotografie für mich entdeckt. Jedes Mal, wenn ich daran denke, setzt mein Herz für einen kurzen Augenblick aus. Die Sichtweise auf die Dinge, die Art, Momente bzw. Bilder in meinem Kopf für die Ewigkeit festzuhalten, hat sich während dieser Zeit sehr verändert.

Das macht mir manchmal Angst, manchmal erstaunt und erfreut es mich zugleich – zu sehen, wo ich für mich heute stehe. Was alles einmal mit Kindesaugen und -herz angefangen hat: Damals, auf dem Land bei meinen Großeltern. Idylle pur. Ein Dorf mit zehn Häusern, die Hand in Hand am Straßenrand standen. Umgeben von quietschgelben Butterblumenfeldern. Ich erinnere mich noch, als ob es gestern gewesen wäre.

© Anja Schönitz

Der warme Duft der Sommerluft in der Nase, der Ausblick auf endlose Weite und das Gefühl von Geborgenheit. Wie kann man bei solch einer Umgebung, solch einem Gefühl nicht der Fotografie verfallen?

Dem Willen, all das und vor allem sein Gefühl festzuhalten. So tobte ich stets im Garten und in der Umgebung umher. Zu Fuß oder mit dem Rad. Sammelte Blumen, legte mich in das gut duftende Gras und hielt ein paar dieser Momente fotografisch fest.

© Anja Schönitz

Alles begann damals mit der kleinen unscheinbaren Digitalkamera meiner Eltern, gepaart mit dem Austoben in diversen Fotobearbeitungsprogrammen.

Kleine Traumwelten waren es damals, die ich mir erschaffen habe. Erlebtes und Gefühltes in Bildern festgehalten. Und genau das ist es, was ich manchmal schmerzlich vermisse, weil es sich doch so sehr verändert hat.

Mit den Jahren habe ich mich der analogen Fotografie angenommen und die digitale komplett verworfen. Ich hatte zu der Zeit das Gefühl, dass die analoge Fotografie mehr und mehr meinen Bedürfnissen gerecht werden und meine Bilder im Kopf genau so auf Papier bringen konnte.

© Anja Schönitz© Anja Schönitz

Blickwinkel veränderten sich, andere Gesichter kamen ins Bild, andere Ausschnitte. Alles wuchs ein bisschen. Ich wurde erwachsener und meine Fotografie in vielen kleinen Schritten auch. Bis heute.

Wie ernst es doch für mich (erst) im vergangenen Jahr, 2013, geworden ist. Fremde Menschen ansprechen, Ideen vertiefen und noch perfekter umsetzen – das schien zuvor nicht möglich.

Doch ich habe ihn überwunden, meinen inneren Schweinehund und will auch in Zukunft das Ganze ausbauen. Menschen integrieren, die ich interessant finde, die meine Gedanken und Fantasien umsetzen können.

© Anja Schönitz

Das alles geschah, ohne dass ich groß drüber nachdachte. Der Wille war größer als die Schüchternheit, die Scham. Diese unbewusste Entwicklung, die sich einfach so ohne Vorwarnung über einen stülpt und die man erst in den seltenen, ruhigen Momenten begreift.

Wenn man, so wie jetzt, einmal Zeit dazu hat, zu reflektieren – dann stockt einem doch manchmal der Atem. Was man da erschaffen hat. Für sich und im besten Fall auch für andere – das ist enorm und ein Gefühl, das ich nicht mehr missen möchte.

Es gibt nichts Schöneres als in die Natur zu gehen, manchmal auch zu fliehen, mit einem lieben Menschen an der Seite, und die Möglichkeit zu haben, zusammen mit ihm etwas zu erschaffen, was einen aus der Hektik holt.

© Anja Schönitz© Anja Schönitz

Ein paar Erinnerungsstücke. Heute sind es Blicke, Körperhaltungen und Farben, die mich faszinieren. Immer auf der Suche nach neuen Requisiten, die ein bisschen was von den Traumwelten von damals mit einfließen lassen.

Das alles in Einklang zu bringen. Die Natürlichkeit zu bewahren und die Ruhe einzufangen.

Wir werden sehen, wo mich diese Leidenschaft noch hinbringt. Ich bin und bleibe gespannt und schätze mich mehr als glücklich, dass ich die Möglichkeit habe, dieses Hobby auszuüben. Sehr.

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