Alles was bleibt
Man sagt: „Der Hochzeitstag ist der schönste Tag im Leben!“ Das möchten wir auch gar nicht bestreiten – nur: Mittlerweile spricht man über das Hochzeitsgeschäft, in den Städten haben sich Hochzeitsmeilen gebildet, auf denen man alles von A bis Z für die Hochzeit kaufen kann, sei es das Hochzeitskleid oder eine bestimmte Dienstleistung.
Wir beschäftigen uns mit der Hochzeitsfotografie und müssen sagen, es macht uns einerseits Spaß und wir machen unseren Job total gern, aber es ist eben auch ein Job und zwar kein leichter.
Es hat schon in der Universität, Fachbereich Fotografie, angefangen, dass wir uns zusammen entschlossen haben, Hochzeiten zu fotografieren. Diese Idee fanden unsere Kommilitonen aber gar nicht gut und einige haben uns von der Künstlerliste gestrichen.
„Aber warum denn nicht?“, dachten wir. Warum können wir nicht Hochzeitsfotografie unter einem künstlerischen Aspekt anbieten? Wir waren von der Idee so überzeugt, dass wir, ohne auf unsere Kommilitonen zu hören, einfach weitergemacht haben.
Es ist uns gelungen, glauben wir, die Kunst mit dem Handwerk zu verbinden und mittlerweile haben wir auch Leute gefunden, die das zu schätzen wissen, was uns sehr freut. Warum Handwerk?
Es hat sich im Prozess viel geändert: Heutzutage sind keine Entwicklungsarbeiten in der Dunkelkammer mehr nötig, sondern etwas Ähnliches, dafür aber am Rechner. Ich bin mir nicht sicher, ob es leichter geworden ist, weil man eben am Rechner einfach mehr Möglichkeiten hat.
Auch die Anzahl der Aufnahmen an einem Hochzeitstag hat sich verändert oder besser gesagt vervielfacht.
Jeder von uns bringt von einer Hochzeit in etwa 3000 Fotos mit nach Hause. Ein sehr wichtiger Teil der Arbeit ist die Selektion, denn hier kann man die Bilder auswählen, die etwas erzählen oder eine kräftige, lustige, peinliche oder ernste Aussage haben.
Wir sind der Meinung, dass sich schon hier ein bestimmter Stil eines Fotografen oder eines Teams herauskristallisiert.
Wir investieren im Schnitt 40 bis 50 Stunden in die Auswahl und Bildbearbeitung. Man kann also ruhig über eine Vollbeschäftigung reden, wenn man über die Hochzeitsfotografie spricht. Es ist nichts für die, die schnell Geld verdienen wollen. Es sind ständig Investitionen nötig.
Einerseits rein Finanzielle, denn jeder von uns braucht zwei bis drei Anzüge pro Saison, andererseits ist es sehr viel Zeit, die man investiert, denn es ist ganz wichtig, zu sehen und zu verstehen, in welche Richtung der Hochzeitstrend geht und was andere Fotografen machen.
Der Job ist aber nicht nur Arbeit, sondern gibt auch sehr viel: Es macht uns als Fotografen sehr stark und froh, wenn wir positives Feedback bekommen.
Außerdem erfährt man innerhalb kürzester Zeit, im Schnitt vielleicht zehn Stunden, so viel über das Paar, man gewinnt Freunde und man geht eine besondere Beziehung miteinander ein. Es ist ein sehr schönes Gefühl!
Letztens sagte mir ein Bräutigam: „Ich hätte nie gedacht, dass man an diesem Tag mehr Zeit mit dem Fotografen als mit den Trauzeugen verbringt.“ Wir werden unsere „Kunst“ weitermachen, so lange wir können und dürfen.
Es ist doch der schönste Tag im Leben und es ist toll, dass wir solche Tage im Leben von Anderen miterleben dürfen.
Die Torte wird aufgegessen, der DJ wird am nächsten Morgen nach Hause fahren. Den Tag kann man nicht zurückholen; alles was bleibt, sind die Erinnerungen – die Fotos.
„Ich hätte nie gedacht, dass man an diesem Tag mehr Zeit mit dem Fotografen als mit den Trauzeugen verbringt.“
Treffer mittschiffs.
Dieser Satz zeigt mir, dass in der jetzigen Zeit da Sachen anfangen, die in eine in meinen Augen falsche Richtung laufen. Ich gönn es jedem, der da seinen Spass dran hat und sein Leben von bestreitet, aber irgendwie fehlt mir bei dem ganzen Event / Happening / Megaparty -Ding der Hochzeitsfotografie der Zugang. Hmm.
;)
„ (…) dass in der jetzigen Zeit da Sachen anfangen, die in eine in meinen Augen falsche Richtung laufen.“
Du sprichst mir aus der Seele! Super-Hochzeits-Sause in Las Vegas… „Trash the Dress“… Und nach sechs Monaten Scheidung :-( Was für ein(e) „Event/Happenig/Megaparty“ – unvergesslich ;-) Nein, ich spreche nicht von mir!! Ich habe den konventionellen Fotografen gerne entlohnt! Konnte mich und meine Frau beim Ringtausch im Standesamt ja schlecht selbst fotografieren ;-) Wie schrieb weiter unten Natalie:
„Ich hätte im Vorfeld wahnsinnig gerne auch so tolle Fotos von unserer Hochzeit gehabt, denke aber inzwischen, dass die Zeit, die ich mit meinen Freunden und mit meiner Familie verbracht habe, letztendlich wertvoller ist.“
Nicht „letztendlich“. Die IST wertvoller, unbezahlbar! OK, (Hochzeits-)Fotografen – auch langweilige – gab es schon immer, aber „Event-Manager“ und wie immer daran geknüpfte Ausbildungen, Studiengänge sind eben Zeichen unserer (zu?) schnelllebigen Zeit…
Meiner Meinung nach ist es vollkommen irrelevant ob etwas Kunst oder Geknipse ist, das Einzige was zählt ist das Ergebnis!
Wenn ich mir ein Foto anschaue, frage ich mich nicht ob das Kunst ist oder mit was das Bild aufgenommen wurde, meist noch nicht mal zu wie viel % das Bild bearbeitet wurde. Was für mich zählt ist das Ergebnis das ich betrachten kann und das ist genau das, was 98% alle tun, wenn sie sich ein Bild anschauen. Glücklicherweise ist ja nicht jeder in der Bevölkerung Fotograf, insofern ist die technische Beurteilung und die Frage nach dem künstlerischen Aspekt irrelevant.
Wenn mir als Fotograf das Ergebnis gefällt, dann versuche ich natürlich schon das Technische zu rekonstruieren. Woher kam das Licht, mit welchem Lichtformer wurde da vermutlich gearbeitet, was wurde bearbeitet, etc. Mit ein wenig Erfahrung sieht man auch schon recht viel in den Bildern. Aber was wirklich zählt ist ob mich das Foto berührt und mich fesselt.
In der Hochzeitsfotografie ist die Dokumentation, die Erinnerungsstütze in Form von Bildern und oft auch Video, eben sehr wichtig. Um hier eine gute Erinnerung zu hinterlassen, müssen eben die Bilder passen.
Wenn ich meine Kamera von einem Priester Weihen lasse, sind das auch keine Göttlichen Fotos, insofern ist es auch egal ob Kunst dabei steht, oder nicht :)
Meine 52 Cent
Ein fast schon besinnlicher Post – so am Ende der Saison. Ich kann mich euch aber anschließen. Fast alle meine Fotografenkollegen die keine Hochzeiten (mehr) machen, ringen sich ein halb mitleidiges, halb anerkennendes Lächeln ab. „Das ist mir zu anstrengend“ höre ich fast andauernd. Ihr habt die positiven Seiten schön und prägnant beschrieben.
Ich hab mir gerade ein paar Bilder auf eurer Homepage angeschaut. Gefallen mir sehr gut.
Hochzeitsfotografie kann man lieben oder hassen. Ich mag sie sehr, da sie sehr viel verbindet. Portrait und Reportage zum einen, aber auch Architektur und Landschaft spielen dabei eine Rolle. Am tollsten ist es aber, die Emotionen einzufangen. Und das scheint euch zu gelingen. Weiter so.
Sehr gute Zusammenfassung der Hochzeitsfotografie!
Ein interessanter Beitrag mit sehr lebendigen Bildern,
Vergnügte Grüße
Michael
„Ich hätte nie gedacht, dass man an diesem Tag mehr Zeit mit dem Fotografen als mit den Trauzeugen verbringt.“
Bei dem Satz bin ich auch kurz hängen geblieben. Unser Fotograf ist nicht aufgetaucht. Mein Bruder hat Fotos gemacht, mit meiner Kamera, die er zum allerersten Mal in den Fingern hatte. Wir haben also nur Amateurfotos.
Kurz geärgert und dann einen wunderschönen Tag bis spät in die Nacht mit den Trauzeugen und den Freunden verbracht. Davon gibt es zwar nur wenige Fotos, aber tolle Erinnerungen in meinem Kopf.
Ich hätte im Vorfeld wahnsinnig gerne auch so tolle Fotos von unserer Hochzeit gehabt, denke aber inzwischen, dass die Zeit, die ich mit meinen Freunden und mit meiner Familie verbracht habe, letztendlich wertvoller ist.
Wir hatten für unsere Hochzeit (vor 26 Jahren!) einen Fotografen, der sehr schöne Fotos (einfach vor weißem Hintergrund im Studio) gemacht hat. Das fotografieren bei der Hochzeitsfeier redete er uns aus und empfahl uns einfach zwei guten Freunden eine Kamera in die Hand zu drücken und die Fotos machen zu lassen (heute mit Digitalkameras noch wesentlich einfacher zu realisieren!!), weil die als Amateure einfach unbefangener Bilder schießen. Wir haben das gemacht, und was soll ich sagen, kein Profi hätte die Stimmung besser einfangen können und sehen uns die Bilder immer wieder gerne an.
Toller Beitrag mit tollen Bildern von tollen Fotografen….weiter so.
Mir fehlt die einheitliche Linie, das ist alles ganz nett aber austauschbar.
Die Story, etwas sonderbar. Ein Anfang ohne Ende. Ich weiß leider nicht genau, was ihr uns sagen möchtet. Das Hochzeitsbilder auch Kunst sein können? Ok – das sehe ich auch so. Und ich mag eure Bilder. Aber 3000 Klicks (x2) und die volle Aufmerksamkeit des Pärchens, dass ist ganz schön viel. In diesem Licht, und das müsst ihr zugeben, ist die Kunst Kunst zu machen, nicht mehr ganz so herausfordernd. Also Jungs, weiter so und das nächste Mal, dann vielleicht mit etwas mehr Liebe zum geschriebenen Wort :)
Ohne Frage, es sind interessante Fotos.
Wahrscheinlich ein Querschnitt aus verschiedenen Shooting-Veranstaltungen.
Fehlt nur noch wie der Bräutigam die Braut ins Wasser wirft, oder der gemeinsame Fallschirmsprung ins Glück.
Mit einer Hochzeitsreportage hat diese Art der Fotografie (für mich) wenig zu tun.
Aber wenn das Paar damit glücklich wird und die Feier nicht nur aus Posing bestand, dann ist alles gut.
Ich finde den Beitrag sehr ehrlich, vorallem weil er aufzeigt was einen modernen Hochzeitsfotografen erwartet. Ich würde nie wieder tauschen wollen was Privatkundenfotografie angeht. Ich kann draußen sein, ich komme rum, ich lerne neue Menschen kennen und das oft nicht nur oberflächlich wie bei einem kurzen Shooting im Studio, eine Hochzeit erzählt ja sehr viel über ein Hochzeitspaar, das ist ja so etwas wie der persönliche Höhepunkt der Selbstreflexion.
Schön dass der Zug auch immer weiter in Richtung Ganztagshochzeitsreportage fährt. So ein ganzer Tag ist zwar rein physisch anstrengender aber für die Seele eines Fotografen doch wiederum Balsam. Man kann eine Geschichte wirklich auserzählen, muss nicht die Zelte abbrechen wenn es für einen doch gerade interessant wird. Ich bin da garnicht der Typ für, 2 Stunden Fotos in der Kirche und dann auch schon wieder weg. Ich würde mich da als Fotograf nur ärgern warum ich den Rest dieses schönen Tages nicht einfangen durfte, irgendwie wäre ich dann mit meinem eigenen Produkt nicht glücklich und unzufrieden.
@ Alex & Schuchrat: Darf man fragen wo ihr studiert habt. Wenn man den Beitrag so durchliest hört sich das nach Leipzig oder einer ähnlichen Hochschule an. :)
Gruß vom Alex Supertramp
Hallo Alex, sorry für die verspätete Antwort. Wir haben an der Folkwang in Essen studiert.
Ein hochqualifizierter Fotograf bei so einer Gelegenheit ist naturlich unersetzbar. Besonders wenn das Ehepaar sich entscheidet, eine Hochzeitszeitung drucken lassen. Die Fotos mussen unvergesslich sein.
Ein sehr schöner Artikel, der das Wesentliche auf den Punkt bringt. Kann ich alles unterstreichen!
Grüße
Sven
Einfach Tolle Bilder
Ich habe mir mal den Spaß gemacht bei einer standesamtlichen Trauung den engagierten Berufsfotografen und das Paar aufs Korn zu nehmen als er routiniert sein Programm abspulte. Das Hochzeitspaar hatte hinterher mehr Spaß an meinen Bildern.
Nun ich habe in den bildern stellenweise ansätze von meiner arbeit gefunden. Und ich denke was vielleicht verkörpert werden soll nämlich das authentische der paare….. Das kommt rüber.
Ich sage zu paaren oft, ich mache euch keine high glamour hochzeitfotos aber gute bilder auf denen ihr euch erkennt auf jeden fall ( natürlich sind auch schöne mit bei)😀😀😃
Hiermit meine ich das die bilder zu den paaren passen, persönlich und authentisch sind und dennoch hochwertig und von den bildern von verwandten und freunden abgekupfert😜
Moin,
danke für deinen Beitrag.
Der vor letzte Absatz bereitet mir Bauchschmerzen.
Ich versuche immer nicht zu sehr als Hochzeitsfotograf aufzufallen. Mein Ziel bei Hochzeitsfotos ist immer die passenden Momente einzufangen. Klar darf man beim Paar Shooting dem Paar sagen wie und wo Sie stehem sollen und dürfen. Sobald ich aber im Standesamt oder Kirche bin, bin ich nur ein stiller Teilnehmer. Klar falle ich auf wenn ich vor dem Brautpaar herlaufe oder in der Reihe stehe und Fotos mache, aber das ist mein Job.
http://blog.alexanderbehrens.com/ein-fotografierter-fotograf-der-die-fotografierenden-fotografen-fotografiert/
Liebe Grüße
Alexander Behrens
Ganz gelungene Hochzeitsfotos mit dabei.
Ich finde, eine Hochzeitsreportage erst dann rund, wenn der Hochzeitsfotograf tatsächlich die Geschichte des ganzen Tages, angefangen am Morgen bei den Vorbereitungen, bis am Abend bei den Feierlichkeiten, erzählen kann. Leider sind Reportagen oftmals nur einen Ausschnitt davon.
Irgendwie kam ich heute auf diesen Beitrag zur Hochzeitsfotografie. Die Bilder sind natürlich von verschiedenen Hochzeiten. Ob Hochzeitsfotografie auch Kunst ist, mag ich nicht beurteilen wollen. Für mich zählt, dass ich einen guten Zugang zum Brautpaar schaffe. Was und wen nützen tolle Posen und Inzenierungen, wenn das Brautpaar und die Gäste 08/15-Bilder möchten? Innerhalb kürzester Zeit muss ein Fotograf erkennen können, was für ein Stil dem Brautpaar entspricht. Ja, wenn sich ein Paar für einen bestimmten Fotografen entscheidet, so möchte es in der Regel auch dessen Art von Bilder für ihr Fest als Erinnerung haben. Und doch bin ich der Meinung, der Fotograf ist ein stiller, unauffälliger und sehr aufmerksamer Begleiter. Ich möchte nicht mehr Zeit mit dem Brautpaar verbringen als die Trauzeugen. Alle Gäste sollen/wollen möchlichst gut in Erinnerung bleiben, wie sie sich sehen und gesehen werden, für sich und dem Brautpaar und den anderen Gästen.
Bleibt euren Stil treu und erfindet euch stets neu. Freuen wir einander auf die Hochzeitssaison.
Tolle Fotos.
Lieben Gruss Wolfgang
Ich finde eure Bilder wirklich sehr gut! Egal wie sich das Geschäft verändert hat… Jeder feiert seine Hochzeit so, wie er es möchte. Und ich möchte auch noch sagen, dass ich in 40 Jahren lieber mit den Bildern von heute auf dem Sofa sitze und mir die Erinnerungen ansehe, als mit den Bildern meiner Eltern oder Großeltern, denn da gibt es ausschließlich die „tollen“ Studiofotos :-D
Gerne mehr ausergewöhnliche Hochzeitsbilder – finde ich immer wieder spannend!
Sehr schöne Bilder. Bravo!
Ein schöner Artikel!
Die Frage, ob Hochzeitsfotografie Kunst ist oder überhaupt Kunst sein kann, bewegt ja immer mal wieder die (Hochzeits-)Fotografengemeinde. Ich glaube, eine allgemeingültige Aussage kann man dazu nicht machen. Aber in meinen Augen gibt es Hochzeitsfotografen, die Kunst schaffen. Aber genau so klar ist für mich, dass nicht jeder Hochzeitsfotograf Künstler ist und das ganz, ganz viele Hochzeitsfotos keine Kunst sind.
Meine (etwas ausführlicheren) Gedanken zu diesem Thema habe ich einmal in einem Blogbeitrag auf meiner Website zusammen gefasst.
Liebe Grüße aus Berlin,
Christian.
Hallo,
also ob Kunst oder nicht. Mir gefallen die Fotos. Wenn diese den Brautpaaren gefallen und sie super Glücklich sind, dann hat man als Hochzeitsfotograf denke ich alles richtig gemacht.
Tolle Arbeit die Ihr macht.
Gruß
Thomas Kowalzik