Lebendige Hochzeitsfotos: GIF-Filme
Ich liebe es, mit einem Foto einen kurzen Augenblick für die Ewigkeit festzuhalten, aber um die Emotionen eines Hochzeitstags festzuhalten, habe ich mir immer etwas mehr gewünscht. Vor einiger Zeit habe ich daher begonnen, nach neuen Wegen zu suchen, wie ich die verschiedenen Momente eines Hochzeitstags noch besser festhalten kann.
Als ich schließlich begonnen habe, mit GIFs zu spielen, wurde mir schnell klar, dass dies eine unglaublich große Chance ist. Da viele Fotograf*innen GIFs wohl nur als lustige Memes aus den sozialen Netzwerken kennen, möchte ich heute mit Euch teilen, welche Möglichkeiten diese kurzen Videos bieten.
Was ist ein GIF überhaupt?
GIF ist eine Abkürzung und steht für „Graphic Interchange Format“. Im Grunde ist es eine kurze Animation und hat meist eine schlechte Bildqualität (wie es besser geht, dazu später mehr…). In der Fotografie können Fotos aus Serienbildaufnahmen durch GIFs zum Leben erwecket werden. Es funktioniert wie ein Daumenkino, indem jedes einzelne Bild nacheinander abgespielt wird.
Charakteristisch ist außerdem, dass GIFs sich unendlich abspielen. Durch die Loops gibt es entweder den Boomerang-Effekt, sodass das Video sich von Anfang zu Ende und wieder zurück zum Anfang abspielt oder es fängt einfach immer wieder von vorne an.
Warum ist ein Foto nicht mehr genug?
Als ich angefangen habe, mit GIFs zu experimentieren, stand bei mir das Storytelling im Vordergrund. Mein Wunsch ist es, dass meine Paare nach der Hochzeit noch einmal in den Hochzeitstag eintauchen können. Bewegung macht dabei einen großen Unterschied aus, da sich die Erinnerung so oft viel lebendiger, näher und intensiver anfühlt. Dafür braucht es kein minutenlanges Video, sondern es reicht meist schon, wenn sich die Lieblingsbilder plötzlich anfangen zu bewegen.
Da Videos in den sozialen Netzwerken immer wichtiger werden, bieten GIFs heute viele weitere tolle Möglichkeiten. Zum einen gibt es Brautpaare, die ihr Leben gern auf Instagram präsentieren. Diese sind immer ganz begeistert, wenn sie erfahren, dass sie nicht nur Fotos, sondern auch kurze Videoclips erhalten werden. Es ist einfach etwas Besonderes, das hervorsticht.
Gleichzeitig bieten GIFs auch uns Fotograf*innen die Möglichkeit, Videos auf den sozialen Netzwerken zu teilen. Diese erhalten heute oft eine größere Reichweite als Bilder und können zum Beispiel auch für Reels genutzt werden.
Die Vorteile der GIFs
Zwei Vorteile habe ich bereits genannt: Durch die Bewegung entsteht eine intensivere Erinnerung und Videos bieten in den sozialen Netzwerken eine größere Reichweite. Vielleicht fragt Ihr Euch aber, weshalb ich mich für GIFs und gegen das klassische Video entschieden habe. Genau hier liegt der für mich größte Vorteil der GIFs!
Beim Erstellen der GIFs kann ich mich vollkommen auf die Fotografie konzentrieren, anstatt ständig zwischen Foto- und Videoaufnahmen zu wechseln. Auch die Paare freut dies, denn sie brauchen nicht alles zu wiederholen, wie es für eigens erstellte Videoaufnahmen nötig wäre. Es ist auch keine weitere Person erforderlich, was gerade bei kleinen Hochzeitsgesellschaften unnötige Unruhe in den Tag bringen würde.
Die Aufnahmen für GIFs lassen sich außerdem mit jeder Kamera erstellen, die über einen Serienbildmodus verfügt. Zusätzliche Ausrüstung ist nicht nötig. Dabei ist mir sehr bewusst, dass ein klassischer Hochzeitsfilm etwas anderes ist. Die GIF-Filme sehe ich daher als zusätzliches Angebot zu meinen Bildern, die weiterhin mein Hauptprodukt bleiben.
Was denken die Brautpaare über die GIFs?
Die Reaktionen der Brautpaare auf das Angebot der GIF-Filme sind ganz unterschiedlich. Es gibt viele Paare, die kein Interesse an den GIFs haben. Das Gute aber ist, dass sie bei mir für die GIFs nicht extra zahlen. In all meinen Paketen ist eine Handvoll GIFs inklusive, nur der GIF-Film (mit 30–40 GIFs) kostet extra.
Die allermeisten Paare sind mit ein paar GIFs zufrieden, wobei ich die Buchungen für die GIF-Filme auch begrenzt habe. So biete ich maximal 8 GIF-Filme pro Jahr an. Durch die aufwändige Nachbearbeitung wächst mir sonst die Arbeit über den Kopf. Das Problem wird ja auch dadurch verschärft, dass die meisten Hochzeiten innerhalb der wenigen Sommermonate stattfinden.
Besonders schön war die Rückmeldung nach einer der letzten Hochzeiten. Das Brautpaar hatte mir eine Dankeskarte geschickt und darauf geschrieben, dass der GIF-Film nun bei den Großeltern im digitalen Bilderrahmen laufen würde. Rund um die Uhr! So eine Rückmeldung macht mich natürlich besonders glücklich.
Wie entsteht aus Hochzeitsfotos ein GIF?
Ein GIF funktioniert wie ein Daumenkino, sodass in kurzem Abstand ein Foto nach dem anderen gezeigt wird. Um diese später passend zusammenfügen zu können, ist es nötig, die Kamera während der Aufnahme möglichst ruhig zu halten. Die Bewegung muss also durch das Motiv entstehen.
Bei Hochzeiten gibt es viele tolle Möglichkeiten, mit GIFs zu arbeiten. Der Ringtausch während der Trauung, der erste Kuss des Brautpaares, die Gratulationen der Gäste, das Lachen oder Gestikulieren während einer Rede sind allesamt perfekt für GIFs geeignet. Auch während der Fotoaufnahmen mit dem Brautpaar allein lassen sich toll GIFs aufnehmen. Ein Kuss, eine zärtliche Berührung mit der Hand oder wie der Wind mit dem Kleid der Braut spielt – all das lässt sich großartig mit einem GIF einfangen.
Als Hochzeitsfotograf aus Hamburg habe ich das Glück, dass ich auch oft an Orten fotografiere, an denen es Wasser gibt. In Hamburg gibt es dank der Alster und der Elbe fast hinter jeder Ecke Wasser. Oft werde ich auch für Hochzeiten an der Nord- oder Ostsee gebucht, wo noch höhere Wellen und stärkerer Wind warten. All diese Bewegung lässt sich in lebendigen Hochzeitbildern einfangen.
Beim Sichten der Bilder markiere ich alle Bilddateien, die ich für ein GIF verwenden möchte. Außerdem markiere ich das erste Bild jeder Serie separat, da ich so einfacher den Überblick behalte. Da ich alle Bilder im RAW-Format aufnehme, achte ich bei den ausgewählten Bildern sehr genau auf identische Einstellung bei der Entwicklung. Die Bilder dürfen sich bei der Belichtung oder dem Weißabgleich nicht unterscheiden, da dieser Unterschied sonst im GIF zu stark auffallen würde.
Zum Erstellen der GIFs nutze ich meist 15–25 Fotos aus einer Serie. Es funktioniert auch mit weniger Bildern, wenn diese geloopt werden. Eine gewisse Anzahl ist aber nötig, damit das GIF ausreichend lang wird.
Die Bilder lade ich dann in Photoshop und erstelle mit Hilfe der Zeitleiste eine Frame-Animation. An dieser Stelle kann noch die Abspielzeit angepasst werden, welche ich meist bei 0,1 Sekunden je Frame belasse. Nach Belieben kann auch der Boomerang-Effekt erstellt werden, indem alle Frames dupliziert werden und die Reihenfolge der duplizierten Frames umgedreht wird.
Die Frame-Animation lässt sich dann als GIF-Datei abspeichern. Das GIF-Dateiformat lässt sich fast genau wie ein normales JPG-Bild handhaben. So kann es meist problemlos in eine Online-Galerie eingefügt werden, um es so den Brautpaaren zugänglich zu machen.
Ein riesengroßer Nachteil des GIF-Formats ist jedoch die stark begrenzte Qualität. Ein GIF kann nämlich maximal 256 Farben enthalten. Das führt dazu, dass die Qualität sichtlich leidet und die Farben nicht mehr zu hundert Prozent zu den restlichen Bildern passen. Trotz der schlechten Qualität ist die Dateigröße leicht im Bereich von 15 MB und mehr.
Um eine bestmögliche Qualität zu garantieren, exportiere ich daher alle GIFs zusätzlich im Videoformat mp4. Dies ist in Photoshop ganz einfach über den Befehl „Video rendern“ möglich. Dabei bleibt die Qualität erhalten, wobei sich eine mp4-Datei nicht automatisch wiederholt. Um diese Effekt auch im Internet zu erreichen, ist es möglich, die Frames in Photoshop mehrfach zu duplizieren.
Ich hoffe, diese Tipps und Einblicke in meine Arbeit waren interessant und vielleicht inspiriert es Euch, auch einmal mit GIFs zu experimentieren. Die großen und kleinen Momente der Hochzeiten lassen sich so auf ganz neue Weise festhalten.