09. August 2013 Lesezeit: ~6 Minuten

Augenschmaus: Menü um gegarte Auberginen

Manche Zutaten muss man erst ins Herz schließen, damit ein herrliches kleines Tischmahl entstehen kann. Es lässt sich ohne viel Aufwand zubereiten. Schön angerichtet, kann man damit ein wenig Eindruck schinden oder einfach nur ein Abendessen lang mediterrane Ferien im Alltag zelebrieren. Die Aromen lassen sich vielfältig weiterentwickeln, so entsteht für jeden seine persönliche Zutatenliebe.

© Julie de Mey

Es gibt Zutaten und Gemüsesorten, die ich jahrelang bewusst oder unbewusst ausklammerte. Bei manchen reichte bereits eine bestimmte Zubereitung, um mich vom Fleck weg davon zu überzeugen, sie zukünftig nicht mehr links liegen zu lassen. So erging es mir unter anderem mit Rosenkohl, der mit einem Schuss Milch oder direkt ganz in Milch gekocht nicht mehr so kohligbitter schmeckt.

Mit frischer, gegarter Rote Bete aus dem Ofen, die ganz anders und viel besser als die vorgekochte, vakuumierte Knolle schmeckt, mit großen Mengen Koriandergrün in einem köstlichen Chimichurri oder sauerwürzigem Sumachpulver in einem fein geschnittenem Tomatensalat.

An andere tastete ich mich Schritt für Schritt heran, vermischte sie als erste Annäherung mit Lieblingszutaten wie Naturjoghurt, Tomaten, Sesampaste, Safran oder Brotteig. Erst sparsam, dann mutiger. Und dann gab es bei nahezu allen Versuchen diesen einen Moment, in dem es stimmte. Es schmeckte. Sogar köstlich! Seitdem geht es nicht mehr ohne, die Vorratsgläser und Gemüsefächer sind gefüllt.

© Julie de Mey

Mohn? Als knackiger Blaumohn in Salaten plötzlich sehr geschätzt, die Dampfmohnliebe im süßen Plunder bleibt allerdings immer noch aus. Paprikapulver? Als einfallslose Gulaschwürze abgestempelt, bis ich geräuchertes Pulver in die Finger bekam.

Auch die unverkennbare Farbe half bei der Überzeugung, der Geschmack schmiegt sich rauchig um Pfannenkartoffelscheiben, sorgt für die nötige Aufregung in Buttermilchmarinaden für Geflügel oder verändert Farbintensität und Ölgeschmack im Dressing – besonders gut in Kombination mit frisch gepresster Orange.

Meine neueste Liebe: Aubergine. Viel zu oft ölig triefend, knatschig oder in zu weichem Tempurateig gesehen und eher skeptisch probiert. Es folgten erste Annäherungen in Baba-Ganoush-Form. Nun habe ich eine für mich wunderbar stimmige Kombination gefunden, die oben genannten Zutaten helfen ergänzend. Das Ergebnis: Ein kleines, unkompliziertes Tischmahl für zwei Personen aus meinen alten und neuen Zutatenlieben.

© Julie de Mey

Gegarte Auberginenscheiben mit Tomaten

Portionen: 2
Zubereitungszeit: 30 Minuten

2 Auberginen
10 – 14 Tomatenscheiben
2 TL Sumachpulver
1/2 TL Harissapulver (am besten vom Gewürzhändler Eures Vertrauens oder selbst gemischt)
4 – 5 EL Olivenöl
Salz und Pfeffer

Ein Backblech mit Backpapier belegen, die Auberginen in etwa 1,5 cm dicke Scheiben schneiden und auf dem Blech nebeneinander platzieren. Falls sie zu sehr „schwitzen“, mit einem Haushaltstuch trocken tupfen. Die Tomatenscheiben halbieren und auf die Auberginen verteilen. Harissa und Sumach mischen und über die Scheiben streuen, danach mit 2 – 3 EL Olivenöl beträufeln und bei 180 °C Ober- und Unterhitze 10 Minuten garen. Erneut mit 2 EL Öl beträufeln und weitere 5 – 10 Minuten fertig garen. Mit Salz und Pfeffer würzen, noch warm mit Joghurt-Dip und Mohnfladen servieren.
 

Joghurt-Sesam-Dip

Portionen: 2
Zubereitungszeit: 10 Minuten

200 g Naturjoghurt (wahlweise auch Ziegen- oder Schafsjoghurt)
1 EL Tahina (Sesampaste)
1 EL gehackte Petersilie oder Koriander
1 TL geräuchertes Paprikapulver
Salz und Peffer

Die Zutaten vermischen und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Ein paar Spritzer Limette oder geröstete Sesamsamen können nach Belieben ergänzt werden. Falls der Dip nicht sofort serviert wird, sollte er kühl aufbewahrt werden.
 

Mohn-Fladen

Portionen: 10 – 12 kleinere Fladen
Zubereitungszeit: 25 Minuten zzgl. Kühlzeit

120 g Mehl
1/4 TL Backpulver
1 gehäufter EL Blaumohnsamen
1 ordentliche Prise Salz
45 ml Wasser
20 ml Olivenöl

Die trockenen Zutaten in einer Schüssel mischen, Öl und Wasser hinzufügen und mit einem Löffel kurz verrühren, damit sich alles gut verteilt. Mit bemehlten Händen nicht zu lange kneten, bis ein weicher, aber nicht klebriger Teig entstanden ist. In Folie oder einer Gefriertüte mindestens 30 Minuten (geht auch gut über Nacht) kühlen.

Den Ofen auf 180 °C Ober- und Unterhitze vorheizen, zwei Backbleche bereithalten. Den Teig etwa 5 mm dick ausrollen, dann Kreise mit einem runden Ausstecher oder einem kleinen Glas abstechen. Die Kreise jeweils so dünn wie möglich auf einer bemehlten Oberfläche ausrollen und auf den Blechen verteilen. Die Fladen etwa 5 Minuten lang backen und gut im Auge behalten – sie sollen gar sein, aber nicht stark bräunen.

© Julie de Mey

Fotorezept

Das Essen steht bei meinen Fotos im Mittelpunkt. Geschirr und Untergrund schaffen eine bestimmte Atmosphäre, sind aber so zurückgenommen, dass sie dem Gericht den nötigen Raum lassen. So, wie es zu sehen ist, kommt es aus Topf oder Ofen und so würde ich es auch unfotografiert anrichten. Nach dem Fotografieren wird eigentlich immer direkt verköstigt (daher muss es bei warmem Essen recht flott gehen). Gestellte Zubereitungsfotos fallen mir eher schwer, da ich mich gedanklich beispielsweise dem Teig kneten widme, die Hände voll und klebrig sind. Manchmal zeichnet der Zufall aber trotzdem ein schönes Bild, so wie die beiden Fotos mit dunklem Untergrund auf meiner Küchenarbeitsplatte.

Meine Devise: Ungekünstelt und echt, keine Schleifchen oder zu viel Firlefanz. Es gibt herrliche Foodfotos, aufwändig gestylt, hier und da ein Krümelchen, hingestreute Zutaten, drappierte Accessoires. Das kann wirklich toll aussehen, muss es aber nicht. Vielen fällt es schwer, leere Flächen auszuhalten. Mich reizt es. Ich probiere gern aus, spiele mit Farben und Strukturen.

Oft fotografiere ich aus der Vogelperspektive, die Speisen stehen dann auf dem Boden (so auch das Gericht auf weiß) oder einem niedrigen Tapeziertisch. Als Untergründe verwende ich Bettlaken, Tischtücher, Stoffreste oder Sperrmüllbretter. Manchmal klemme ich ein weißes Brett als Reflektor ein, das hat mir auch bei dem Hochkantfoto die Schatten weicher gemacht.

Die Anordnungen von Tellern überlege ich mir manchmal vorher, meistens entsteht die Idee aber erst final beim Kochen oder Backen. Die Anordnung von Tellern, Schüssel und Besteck probierte ich bei diesem Gericht mit leeren Tellern auf dem weißen Tuch aus, während die Auberginen die letzten Backminuten verbrachten. Bewölktes Tageslicht ist mein liebstes Licht. Die Verwaltung und Bearbeitung der Fotos nehme ich mit Lightroom vor.