08. April 2013 Lesezeit: ~7 Minuten

Lofoten im Winter – Teil 1

Berühmt für ihre majestätische Natur ragt die Inselkette der Lofoten im nördlichen Norwegen in den Atlantik. Gerade im Winter bilden die verschneiten Berge einen malerischen Gegensatz zum rauen Meer. Genau zu dieser Jahreszeit offenbart sich dort mit etwas Glück auch ein unbeschreibliches und faszinierendes Schauspiel – Polarlichter.

Zu Beginn diesen Februars durfte ich zehn Tage lang die gewaltige Schönheit der Lofoten fotografieren. Neben majestätisch-winterlicher Natur wurde ich auch Zeuge eines magisch anmutenden Naturphänomens, dem Polarlicht.

Zusammen mit Felix Röser, einem befreundeten Fotografenkollegen, landete ich um 22 Uhr auf dem Flughafen Evenes. Unser Ziel war heute nur noch, den Mietwagen abzuholen und einen geeigneten Schlafplatz zu finden. Der norwegische Winter empfing uns mit Minustemperaturen und massenweise Schnee.

Es war nicht leicht, einen wenig befahrenen Seitenweg zu finden, der genug Platz für unser Auto bot. Schließlich waren wir erfolgreich und kuschelten uns in die warmen, dicken Schlafsäcke.

Nachdem der Morgen recht grau war, starteten wir sofort in Richtung unseres ersehnten Reiseziels. Während meiner Recherche hatte ich viel von tief einschneidenden Fjorden, spektakulären Bergformationen, tiefhängenden Wolken und Straßen, die sich durch die gemalte Landschaft ihren Weg bahnen, gelesen.

Das Bild, welches sich in meinem Kopf gebildet hatte, wurde nun immer klarer und realistischer. Ich fühlte mich, als wäre ich angekommen und war bereit, das bevorstehende fotografische Abenteuer anzugehen.

Unstadvika bis Reine

Unser erstes Ziel war der Strand von Unstad. Auf dem Weg dorthin fing plötzlich der Himmel an zu brennen. In der Hoffnung, dies nutzen zu können, versuchten wir, einen Ort anzufahren, der laut unserer Karte ein interessantes topographisches Profil aufwies.

Dort angekommen, brauchte ich eine Weile, um die richtige Komposition zu finden. Ich experimentierte mit Quer-, Hoch-, und abermals Querformaten. Letztendlich konnte ich mich mit einer Hochformatgestaltung anfreunden.

The Lightshow, copyright Stefan Hefele

Als wir später Unstad erreichten, empfing uns eine wunderbare Lichtstimmung. Nachdem wir seit Stunden noch nichts gegessen hatten, musste aber erst ein ordentliches Outdoor-Frühstück her. Anschließend packten wir unsere Ausrüstung und erkundeten den Strand.

Die Wolken hatten eine wunderbare Färbung. Mit den glatten Felsen im Vordergrund fand ich schnell einen passenden Kontrast zu den bizarren Bergen im Hintergrund.

Fairytale Sea, copyright Stefan Hefele

Unser Ziel auf dieser Reise war vor allem, die Strände anzufahren, die mit dem Auto erreichbar waren. Durch die Mengen an Schnee wäre ein Vorankommen zu Fuß nur äußerst beschwerlich gewesen.

Weiter Richtung Westen suchten wir den im Sommer beliebten Badestrand Hauklandstrand auf. Düstere Wolken schoben sich am Himmel voran. Immer wieder rissen Lücken auf, durch die das warme, hoffnungsvolle Gelb der tiefstehenden Sonne schimmerte.

Dramatik der Elemente, copyright Stefan Hefele

Als es Nacht wurde – und das tat es hier schon recht früh, gegen 15:30 Uhr – starrten wir wie gebannt gen Himmel, um vielleicht ein leichtes, entfernt grünes Schimmern wahrzunehmen. Dieses Jahr treten vermehrt starke Sonnenstürme auf. Perfekt also, um die geheimnisvolle Aurora Borealis zu beobachten.

Während unsere Gaskocher fast in Zeitlupe vor sich hinbrannten, um uns etwas warme Nahrung herbeizuzaubern, ließen wir unsere Blicke etliche Male schweifen – nichts passierte. Bis in die weite Nacht hinein warteten wir auf den von der Brandung umtobten Felsen. Als schließlich eine dicke Wolkendecke aufzog, gaben wir auf und zogen uns ins Auto zurück.

Am nächsten Morgen waren unsere Scheiben von innen gefroren und ein Durchsehen nicht möglich. Zudem waren wir eingeschneit und mussten erst einmal den Schnee beiseite räumen, so dass wir starten konnten.

Das Licht war uninteressant. Doch dies hatte nichts zu bedeuten. Gerade hier auf dem Lofoten-Archipel, das sich ins offene Nordmeer streckt, konnte das Wetter uns minütlich überraschen.

Eine kurze Autofahrt später und wir waren am Strand von Flakstad. Das Licht schimmerte golden durch die schneegetränkten Wolken. Wir wollten schon die Umgebung inspizieren, als ein heftiger Schneesturm uns erst einmal ins Auto zwang. Etliche Minuten später wurde es wieder farbiger und die Luft schien in einen goldenen Glanz gehüllt zu sein.

Schnell wurde die Ausrüstung gepackt und nach einem passenden Motiv gesucht. Um keine nassen Füße zu bekommen, konnte ich mich hier während des Fotografierens glücklicherweiße auf die umliegenden Steine verlassen.

Golden Blizzard, copyright Stefan Hefele

Am nächsten Tag stand etwas auf dem Plan, worauf ich wirklich sehr gespannt war: Reine. Dieser Ort hat mich beim Recherchieren verzaubert und kam mir vor wie eine Art Paradies inmitten von meerumtobten Bergen und Schnee.

Die Fahrt mit dem Auto war äußerst angenehm, da sich die Landschaft von ihrer malerischsten Seite zeigte. Während sich die schneebedeckte Straße Richtung Süden schlängelte, konnte ich abschalten und genießen: Keine Raser, keine Drängler, kein Stress.

Wir waren sowieso fasziniert, wie sich die Norweger hier auf ungesalzenen, schnee- und eisbedeckten Straßen sicher fortbewegen konnten, bis wir feststellten, dass unsere Reifen mit kleinen Spikes gesäumt waren. Von da an konnte ich nochmals entspannter fahren.

Bevor wir Reine erreichten, entdeckten wir eine interessante Landschaft in einem zerklüfteten Fjord. Die Lichtstimmung war erneut auf unserer Seite und so brachen wir im Tiefschnee auf zu einer kleinen, versteckten Eisbucht, die mit bizarren Eisformationen verziert war.

Ice Bay, copyright Stefan Hefele

Stefan in the IceBay

Der Ort Reine mit seinen etwa 300 Einwohnern ist ein typisches Postkartenmotiv. Hinzu kommt, dass der Aussichtspunkt, von dem aus ich fotografieren wollte, direkt an einem kleinen Parkplatz vor dem Dorf liegt. Perfekte Bedingungen also, für all die mit Digitalkameras bewaffneten Touristen.

Ich vermeide normalerweise solche Treffpunkte, war jedoch so fasziniert vom Motiv selbst, dass ich es in meiner Sammlung haben musste. Dank der Jahreszeit gehörte der Parkplatz auch so gut wie komplett uns allein.

Mein erstes Foto entstand während des Sonnenuntergangs. In fast schon kitschigem Pinkblau präsentierte sich Reine von seiner idyllischsten Seite und bescherte mir eine zufriedene Nacht. Da störte es mich kaum, dass wir erneut keine Polarlichter zu sehen bekamen.

Reine, copyright Stefan Hefele

Am nächsten Morgen war ich wieder früh wach, um die Atmospähre in einem ganz anderen Licht einzufangen. Die letzten Sterne funkelten noch am Himmel, während sich die Landschaft so langsam in die unterschiedlichen Farben des Morgens hüllte.

The ideal world, copyright Stefan Hefele

Nun war Halbzeit auf unserer Reise. Über die Rückfahrt werde ich im zweiten Teil dieses Artikels berichten. Bislang hatte sich uns das Nordlicht noch nicht gezeigt. Das sollte sich aber noch ändern.

26 Kommentare

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  1. Beeindruckende Landschaft, tolle Fotos, schöner Artikel!

    Interessant wäre (ggf sogar ein extra Artikel) noch, wie die Vorbereitungen zu so einer Tour aussehen.

    • Super, wenn er gefällt. Hier kurz zur Vorbereitung:
      Als Allererstes muss natürlich die technische Ausrüstung vollständig sein und funktionieren. Um die nötige Inspiration zu bekommen, suche ich im Internet, in Bildbänden und Magazinen schöne Fotografien der jeweiligen Region heraus, um sie in aufwendiger Kartenarbeit abzugleichen.
      Meist nutze ich eine große Übersichtskarte, die in meinem Atelier hängt, um die grobe Route festzulegen. Detaillierte Karten und ein guter Reiseführer runden das Kartenmaterial ab und lassen mich ins Detail gehen.
      Extrem wichtig sind auch Tabellen der örtlichen Sonnenauf- und -untergangszeiten oder gegebenenfalls Gezeitentabellen. Wobei ich mich hinsichtlich der Gezeiten auch gerne mal überraschen lasse.
      Natürlich darf man nicht vergessen, sich um Flug, evlt. Unterkunft, Auto (Allrad?), Fähren zu kümmern und sonstige Besonderheiten vor Ort abzuchecken.
      Auch die richtige Wahl der Klamotten für ein bestimmes Reiseziel und Klima ist extrem wichtig und kann die Lebensqualität vor Ort deutlich steigern.

      • Danke für die Infos zum sehr interessanten Artikel. Mit was für einem Auto wart ihr denn da unterwegs, ein kleines Wohnmobil? Ich stell mir das ziemlich unkomfortabel und anstrengend vor, ohne feste Unterkunft mehrere Tage nur so durch die Gegend zu fahren. Mit Essen und Trinken, Waschgelegenheiten usw.

      • Antwort funktioniert leider nicht direkt auf deine Frage, daher hier Yves:
        Wir waren mit einem normalen VW Passat Kombi unterwegs. Gerade bei anhaltenden Minustemperaturen ist das richtig harte Knochenarbeit. Aber genau das macht auch irgendwo den Reiz aus und hält die Magie aufrecht, die so ein „Back to the routes“-Trip mit sich bringt. Mir würde wahrscheinlich die nötige Inspiration für mein Schaffen fehlen, wenn ich tagtäglich in einem Luxusresort stecken würde ;-).

  2. Guter Bericht und schöne Bilder! Die Lofoten sind zur jeder Jahreszeit ein Traum!
    Wir waren vor ein paar Jahren im Früh-Sommer auf den Lofoten – hatten leider fast 11 Tage durchgehend Regen – aber auch bei so einem Wetter findet man traumhafte Fotomotive.
    Torsten

  3. Das sind wieder Bilder für Papa ;-) schöner Bericht und ganz tolle Fotos die Atmosphäre ausstrahlen. Großes Lob dafür.
    Was ich etwas schade finde das die Bilder hier auf der Seite recht klein dargestellt werden ! das soll jetzt keine Kritik sein sondern mehr eine Anregung ! vielleicht kann man das im nächsten Artikel ändern ? so das man alle Details genießen kann…

    • Naja, zumindest die Fotos im Hochkant Format werden ja fast auf die ganze Bildschirmhöhe dargestellt, wenn man sie mit einem Klick auf das Bild in der Lightbox öffnet. Und auch die anderen Fotos werden dadurch zumindest ein bisschen größer.
      Allzu große Auflösungen möchten eben die wenigsten einfach so in die Weiten des Internets entlassen.

    • Vielen Dank dafür :-).
      Daniel hat es schon so ziemlich auf den Punkt gebracht. Für das unendliche Internet ist diese Auflösung schon ein Maximum. Auch bei meinem Bildschirm werden zumindest die Hochformate füllend dargestellt.
      Natürlich aber sind meine Werke auch in höherer Auflösung und als Prints erhältlich. Bei Interesse dazu einfach eine Mail an mich info@stefan-hefele.de, oder mal auf meiner Webseite stöbern.

  4. Blogartikel dazu: Lofoten im Winter | Auf dem Dao-Weg

  5. Blogartikel dazu: Interview mit Stefan Hefele | Creativebasterds

  6. Blogartikel dazu: Wochenrückblick #38 » ÜberSee-Mädchen