Lofoten im Winter – Teil 1
Berühmt für ihre majestätische Natur ragt die Inselkette der Lofoten im nördlichen Norwegen in den Atlantik. Gerade im Winter bilden die verschneiten Berge einen malerischen Gegensatz zum rauen Meer. Genau zu dieser Jahreszeit offenbart sich dort mit etwas Glück auch ein unbeschreibliches und faszinierendes Schauspiel – Polarlichter.
Zu Beginn diesen Februars durfte ich zehn Tage lang die gewaltige Schönheit der Lofoten fotografieren. Neben majestätisch-winterlicher Natur wurde ich auch Zeuge eines magisch anmutenden Naturphänomens, dem Polarlicht.
Zusammen mit Felix Röser, einem befreundeten Fotografenkollegen, landete ich um 22 Uhr auf dem Flughafen Evenes. Unser Ziel war heute nur noch, den Mietwagen abzuholen und einen geeigneten Schlafplatz zu finden. Der norwegische Winter empfing uns mit Minustemperaturen und massenweise Schnee.
Es war nicht leicht, einen wenig befahrenen Seitenweg zu finden, der genug Platz für unser Auto bot. Schließlich waren wir erfolgreich und kuschelten uns in die warmen, dicken Schlafsäcke.
Nachdem der Morgen recht grau war, starteten wir sofort in Richtung unseres ersehnten Reiseziels. Während meiner Recherche hatte ich viel von tief einschneidenden Fjorden, spektakulären Bergformationen, tiefhängenden Wolken und Straßen, die sich durch die gemalte Landschaft ihren Weg bahnen, gelesen.
Das Bild, welches sich in meinem Kopf gebildet hatte, wurde nun immer klarer und realistischer. Ich fühlte mich, als wäre ich angekommen und war bereit, das bevorstehende fotografische Abenteuer anzugehen.
Unstadvika bis Reine
Unser erstes Ziel war der Strand von Unstad. Auf dem Weg dorthin fing plötzlich der Himmel an zu brennen. In der Hoffnung, dies nutzen zu können, versuchten wir, einen Ort anzufahren, der laut unserer Karte ein interessantes topographisches Profil aufwies.
Dort angekommen, brauchte ich eine Weile, um die richtige Komposition zu finden. Ich experimentierte mit Quer-, Hoch-, und abermals Querformaten. Letztendlich konnte ich mich mit einer Hochformatgestaltung anfreunden.
Als wir später Unstad erreichten, empfing uns eine wunderbare Lichtstimmung. Nachdem wir seit Stunden noch nichts gegessen hatten, musste aber erst ein ordentliches Outdoor-Frühstück her. Anschließend packten wir unsere Ausrüstung und erkundeten den Strand.
Die Wolken hatten eine wunderbare Färbung. Mit den glatten Felsen im Vordergrund fand ich schnell einen passenden Kontrast zu den bizarren Bergen im Hintergrund.
Unser Ziel auf dieser Reise war vor allem, die Strände anzufahren, die mit dem Auto erreichbar waren. Durch die Mengen an Schnee wäre ein Vorankommen zu Fuß nur äußerst beschwerlich gewesen.
Weiter Richtung Westen suchten wir den im Sommer beliebten Badestrand Hauklandstrand auf. Düstere Wolken schoben sich am Himmel voran. Immer wieder rissen Lücken auf, durch die das warme, hoffnungsvolle Gelb der tiefstehenden Sonne schimmerte.
Als es Nacht wurde – und das tat es hier schon recht früh, gegen 15:30 Uhr – starrten wir wie gebannt gen Himmel, um vielleicht ein leichtes, entfernt grünes Schimmern wahrzunehmen. Dieses Jahr treten vermehrt starke Sonnenstürme auf. Perfekt also, um die geheimnisvolle Aurora Borealis zu beobachten.
Während unsere Gaskocher fast in Zeitlupe vor sich hinbrannten, um uns etwas warme Nahrung herbeizuzaubern, ließen wir unsere Blicke etliche Male schweifen – nichts passierte. Bis in die weite Nacht hinein warteten wir auf den von der Brandung umtobten Felsen. Als schließlich eine dicke Wolkendecke aufzog, gaben wir auf und zogen uns ins Auto zurück.
Am nächsten Morgen waren unsere Scheiben von innen gefroren und ein Durchsehen nicht möglich. Zudem waren wir eingeschneit und mussten erst einmal den Schnee beiseite räumen, so dass wir starten konnten.
Das Licht war uninteressant. Doch dies hatte nichts zu bedeuten. Gerade hier auf dem Lofoten-Archipel, das sich ins offene Nordmeer streckt, konnte das Wetter uns minütlich überraschen.
Eine kurze Autofahrt später und wir waren am Strand von Flakstad. Das Licht schimmerte golden durch die schneegetränkten Wolken. Wir wollten schon die Umgebung inspizieren, als ein heftiger Schneesturm uns erst einmal ins Auto zwang. Etliche Minuten später wurde es wieder farbiger und die Luft schien in einen goldenen Glanz gehüllt zu sein.
Schnell wurde die Ausrüstung gepackt und nach einem passenden Motiv gesucht. Um keine nassen Füße zu bekommen, konnte ich mich hier während des Fotografierens glücklicherweiße auf die umliegenden Steine verlassen.
Am nächsten Tag stand etwas auf dem Plan, worauf ich wirklich sehr gespannt war: Reine. Dieser Ort hat mich beim Recherchieren verzaubert und kam mir vor wie eine Art Paradies inmitten von meerumtobten Bergen und Schnee.
Die Fahrt mit dem Auto war äußerst angenehm, da sich die Landschaft von ihrer malerischsten Seite zeigte. Während sich die schneebedeckte Straße Richtung Süden schlängelte, konnte ich abschalten und genießen: Keine Raser, keine Drängler, kein Stress.
Wir waren sowieso fasziniert, wie sich die Norweger hier auf ungesalzenen, schnee- und eisbedeckten Straßen sicher fortbewegen konnten, bis wir feststellten, dass unsere Reifen mit kleinen Spikes gesäumt waren. Von da an konnte ich nochmals entspannter fahren.
Bevor wir Reine erreichten, entdeckten wir eine interessante Landschaft in einem zerklüfteten Fjord. Die Lichtstimmung war erneut auf unserer Seite und so brachen wir im Tiefschnee auf zu einer kleinen, versteckten Eisbucht, die mit bizarren Eisformationen verziert war.
Der Ort Reine mit seinen etwa 300 Einwohnern ist ein typisches Postkartenmotiv. Hinzu kommt, dass der Aussichtspunkt, von dem aus ich fotografieren wollte, direkt an einem kleinen Parkplatz vor dem Dorf liegt. Perfekte Bedingungen also, für all die mit Digitalkameras bewaffneten Touristen.
Ich vermeide normalerweise solche Treffpunkte, war jedoch so fasziniert vom Motiv selbst, dass ich es in meiner Sammlung haben musste. Dank der Jahreszeit gehörte der Parkplatz auch so gut wie komplett uns allein.
Mein erstes Foto entstand während des Sonnenuntergangs. In fast schon kitschigem Pinkblau präsentierte sich Reine von seiner idyllischsten Seite und bescherte mir eine zufriedene Nacht. Da störte es mich kaum, dass wir erneut keine Polarlichter zu sehen bekamen.
Am nächsten Morgen war ich wieder früh wach, um die Atmospähre in einem ganz anderen Licht einzufangen. Die letzten Sterne funkelten noch am Himmel, während sich die Landschaft so langsam in die unterschiedlichen Farben des Morgens hüllte.
Nun war Halbzeit auf unserer Reise. Über die Rückfahrt werde ich im zweiten Teil dieses Artikels berichten. Bislang hatte sich uns das Nordlicht noch nicht gezeigt. Das sollte sich aber noch ändern.