24. Januar 2013 Lesezeit: ~3 Minuten

Dynamik im Streiflicht

Ohne Licht gäbe es keine Fotografie. Ein Foto entsteht durch Be-licht-ung, die Kamera dient als Werkzeug, um Licht auf ein Medium zu bannen. In einem Projekt habe ich mit Licht, in diesem Fall Stroboskopblitzen, experimentiert.

Die Bilder sind keine Photoshop-Kompositionen, sondern mehrfach angeblitzte Bewegungen. Ich möchte Euch einen Einblick in die Entstehung der Bilder geben.

Chronofotografie bezeichnet die fotografische Dokumentation von Bewegungen. Heute hauptsächlich als Hochgeschiwindigkeitsfotografie bekannt. 1878 war es Eadweard Muybridge gelungen, den Bewegungsablauf eines Pferdes zu dokumentieren. Damit gelang ihm der Nachweis, dass ein Pferd im Galopp kurzzeitig mit allen vier Hufen vom Boden abhebt. Diese frühen Serienaufnahmen lieferten wichtige Impulse für die Entwicklung bewegter Bilder und waren unter anderem auch die Vorläufer des Kinofilms.

Bewegungsabläufe können aber auch in einer einzigen Aufnahme dokumentiert und so neue, ästhetische Formen generiert werden. Harold Edgerton, der Erfinder des elektrischen Stroboskops und Pionier der Hochgeschwindigkeitsfotografie, hat in den 30er Jahren ein Stroboskopblitz entwickelt, mit dem es möglich war, kurze Lichtblitze in sehr rascher Folge auszulösen.

Die Stroboskopfotografie ist also nichts Neues.

Die perfekten Bewegungsabläufe eines Menschen haben mich dennoch so fasziniert, dass ich mich intensiv mit der Stroboskopfotografie beschäftigt habe. Perfektion, Dynamik und Bewegung wollte ich in einer Fotoserie zum Ausdruck bringen. Gerade beim Leistungsturnen werden diese drei Elemente besonders vereint.

An verschiedenen Geräten werden Übungen mit einer Kombination aus Kraft, Körperspannung und Dynamik ausgeführt. Also habe ich zusammen mit einem Leistungsturner ein Fotoshooting organisiert. Um die Bewegung bestmöglich herauszuarbeiten, empfiehlt sich ein dunkler Hintergrund. In einer dunklen Turnhalle konnten wir die verschiedenen Turngeräte aufbauen und hatten genug Tiefe, damit der Hintergrund nicht mit ausgeleuchtet wird.

Es dauerte eine ganze Weile, bis das Licht eingestellt und die richtige Kombination aus Intervall und Blitzsequenzen gefunden war. Eine Lichtzange, also jeweils ein Blitz auf der linken und rechten Seite des Objektes, haben sich als bestes Setup bewiesen. Stroboskopblitzgeräte arbeiten im Mehrblitz-Modus meist mit stark verringerter Leistung, daher einer verkürzten Leuchtdauer.

Ich hatte für die Blitze eine Geschwindigkeit von 1/7000 s und eine Leitzahl von 3,3 eingestellt. Das Intervall und die Sequenz errechnet sich aus der Dauer der Bewegung. Und hier muss dann gestaltet werden.

Schnelle Bewegungen brauchen ein kürzeres Intervall und mehr Sequenzen als langsame Bewegungen. Man muss einige Aufnahmen pro Bewegung machen, um im richtigen Moment die Bewegung zu beleuchten. Die Blitze sind mit der Kamera synchronisiert und lösen mit ihr aus.

Ich hatte meine Kamera mit einer langen Belichtungszeit eingestellt, um sicherzugehen, dass alle Blitze auf dem Sensor aufgenommen werden. Als interessanteste Bewegungen haben sich die erwiesen, die eine möglichst große Amplitude haben und in sich geschlossen sind. So entstehen interessante Muster, die den Bewegungsablauf dokumentieren.

Nach vier Stunden Shooting waren dann die Hände des Turners wund und ich glücklich mit der Ausbeute. Das Fotoshooting hat mir gezeigt, dass die Kamera nur ein Mittel zum Zweck ist. Licht hat das Bild geformt, die Kamera war lediglich dazu da, das Licht festzuhalten.

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