18. Juni 2012 Lesezeit: ~4 Minuten

Island – Portrait trifft Landschaft

Eigentlich habe ich mit der Landschaftsfotografie nicht viel am Hut. Wenn man aber so fotografiebegeistert ist wie ich und in ein Land reist, welches wohl zu den beeindruckendsten Orten unserer Welt gehört, ja dann kann man eigentlich gar nicht anders, als sich auch der Landschaftsfotografie zu widmen.

Ich hatte mir im Vorfeld meiner Reise ein paar Gedanken dazu gemacht, was ich in Island fotografisch umsetzen möchte. Ich habe mich dann dafür entschieden, dass ich einige Isländer portraitieren wollte, um diese Portraits mit ihrer Heimat in Verbindung zu bringen. An der Umsetzung möchte ich Euch hiermit teilhaben lassen.


Ringstraße nähe Höfn – Mann aus Reykjavik

Warum die Menschen mit der Landschaft verbinden?

In Island leben ungefähr so viele Menschen wie in Bielefeld und weil nicht nur das Land schön ist, sondern die Einwohner auch einiges zu bieten haben, wollte ich die Menschen in die Bilder mit einbeziehen.

Musiker wie Björk, Sigur Rós, Gus Gus und viele andere tolle Bands nennen Island als ihre Heimat und das ist für ca. 320.000 Einwohner eine hohe musikalische Qualität, die mich schon seit Langem beeindruckt. Außerdem finde ich es bemerkenswert, was die Isländer in Punkto Sport und Literatur, gemessen an ihrer doch sehr geringen Bevölkerungszahl, leisten.

Deshalb habe ich mich entschieden, die Bilder als Diptycha zu gestalten, um die Besonderheiten von Landschaft und Menschen in Verbindung zu bringen.

Dabei habe ich darauf verzichtet, die Menschen in einer eher dokumentarischen Art und Weise mit dem Ort zu fotografieren, an dem ich sie jeweils getroffen habe. Sondern ich habe die Personen mit Landstrichen verbunden, die mir an Island besonders gefallen haben. Ich habe zudem keine bewusste Auswahl getroffen, sondern mich eher zufällig entschieden, jemanden um ein Portrait zu bitten.


Vatnajökull Nationalpark – Pizzabäcker aus Reykjavik

Etwas zur Technik

Da es hier aber um Fotografie geht, möchte ich natürlich auch etwas über die Entstehung der Fotos erzählen. Viele der Fotos habe ich mit einem Verlaufsfilter der Firma Lee gemacht, um ein Ausbrennen des Himmels zu verhindern. Ich habe ihn aber auch bei schlechtem Wetter verwendet, obwohl man nicht unbedingt einen Verlaufsfilter bei dunklen Wolken benötigt, jedoch mag ich die dadurch entstehende Dramatik in diesen Bildern.

Dabei positionierte ich den Filter so, dass der Verlaufsübergang direkt am Horizont beginnt oder bei Gebirgen in der Nähe der Bergspitze ansetzt. Ich kann das aber nicht für jedes Foto einfach pauschalisieren, sondern am Ende entscheide ich mich immer je nach Motiv für die vermeintlich beste Variante.

Sowohl bei den Landschaftaufnahmen als auch bei den Portraits habe ich ein 50mm-Objektiv verwendet. Um die Landschaften möglichst scharf abzubilden, habe ich eine Blendenöffnung im Bereich von f/11 verwendet. Bei den Portraitaufnahmen habe ich dagegen eher auf eine offene Blende gesetzt, damit sich der Betrachter auf die Person konzentriert und der Blick nicht durch den Hintergrund abgelenkt wird.


Haus mit Boot in Eyarbakki – Mann aus Eyarbakki

Bemerkenswert finde ich, dass keine der Personen, die ich um ein Portrait gebeten habe, mir den Wunsch versagt hat und ich behaupte an dieser Stelle einfach mal, dass es weniger an mir, als an der freundlichen, isländischen Mentalität lag.

Bei der Auswahl der Bilder habe ich bewusst auf Geysire, Wasserfälle oder heiße Quellen verzichtet, da mir solche Fotos im Zusammenhang mit Island einfach zu oft verwendet werden.

Die Erfahrung mit der Einsamkeit

Da ich auf Island allein und außerhalb der Saison gereist bin, gab es sehr viele Momente, in denen ich irgendwo stand und den Blick ins Land habe schweifen lassen und fast immer war da dieser Gedanke von der Leere. Es gibt viele Regionen auf der Insel, in denen man sehr viel Zeit an einem Ort verbringen kann, ohne dass man auch nur einen Menschen zu Gesicht bekommt.


Küste vor Dyrhólaey – Fußballspielerin aus Grindavik

Für den Augenblick oder eine überschaubare Zeit können die Gefühle, in denen man den Gedanken freien Lauf lässt und über das Leben und die Natur nachdenkt, sehr schön sein, auf Dauer kann diese Einsamkeit aber auch zur Belastung werden. So war es für mich letztendlich immer wieder schön, auf Menschen zu treffen und ins Gespräch zu bekommen.

15 Kommentare

Die Kommentare dieses Artikels sind geschlossen. ~ Die Redaktion

  1. Gute Idee und gutes Konzept da stimme ich zu!
    Was mich leider sehr stört sind die zusammengequeschten Gesichter der Menschen, um sie in ein Diptichon zu pressen. Ein Zuschnitt der Bilder, der aber das Gesicht nicht verfälscht, würde mir besser gefallen.

    • Hallo Kerstin, ich habe die Bilder nicht verfälscht,ich habe jedes Portrait und jede Landschaft im Format 2:3 zu geschnitten um dann später ein Format von 4:3 zu haben. Möglicherweise hat dein Monitor ein Auflösung, welche für die Fotos nicht so gut geeignet ist? Trotzdem Danke!

  2. Wohltuend – SCHWARZWEISS! Ja, Island… Ich muss wohl mal wieder meinen Jules Verne „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ raussuchen ;-)

    Und wieder ein gelungener KWERFELDEIN-Beitrag! Danke!

    Ralf

  3. Dieses Konzept möge mir einer genauer erklären:

    – Island hat tolle Bands und wenige Einwohner, deshalb werden die Bilder als Diptycha konzipiert.
    – Die Personen und die Landschaften eines Diptychons haben nichts miteinander zu tun.

    Kapier‘ ich nicht!

    Gruß Maude

    • Das Konzept ist doch klar: Alles Isländer in Island! Ganz einfach. Man muss ja nicht immer um 10 Ecken denken und komplizierte Konzepte entwickeln, um originell zu sein.

      Und eben diese „Einfachheit“ ist hier originell: Der Verzicht auf stereotype Island-Motive (Geysire, etc.). Einfach nur die typisch „normale“ Islandschaft mit Einwohnern.

      Ich habe bei den Bildern das Gefühl, direkt sehr viel aus den Menschen herauszulesen, etwas von der Kultur mitzubekommen, das Gefühl vor Ort zu sein. Mich spricht das alles sehr an!

      Ich hätte allerdings bei den letzten zwei Fotos den Horizont auf einer Linie ausgerichtet und insgesamt ein anderes Format gewählt: Hätte man eher weitere, also weniger hohe Dyptichons / Dyptichi (Hilfe: Was sagt man?), könnte man die Portraits fast im Querformat zeigen, wodurch sie nicht so gestaucht wirken würden…

  4. Normen, mich interessiert der Grund, den Verlauf des Himmels nicht in der Bearbeitung zu machen. Hast du bei Portraits ausserhalb Islands auch vermehrt negative Erfahrungen gemacht?

  5. Die Idee gefällt mir auch, das Konzept empfinde ich eher als beliebig, was aber nicht weiter tragisch ist (Konzepte werden gerne überbewertet). Die Portraits sehen bei mir etwas in der horizontalen gestaucht aus, sollte das?
    Dass hier keine Geysire oder Quellen gezeigt werden, gefällt mir. Ich glaube, die Landschaftsaufnahmen hätten in Farbe noch mehr von der Ausstrahlung der isländischen Landschaft vermitteln können (wobei mir die Portraits in S/W sehr gut gefallen). Ein schöner Einblick in Deine Arbeit Normen, danke.

  6. Schön. Vorallem der Verzicht auf Gysire und andere, bereits zig tausendfach fotografierte Motive gefällt mir und macht die Serie sehr persönlich. Auch die Erwähnung des „Einsamkeitsfaktors“ find ich gut, kenne ich das doch ähnlich aus Reisen nach Schweden.

    Grüße
    Andreas

  7. Ich finde die Bilder einzeln gesehen ganz wunderbar! Allerdings passen sie in der Kombination nicht, wirken zu gedrungen und das eine lenkt vom anderen ab, sodass man am Ende keines gesehen hat. Dafür sind die Einzelbilder zu aussagekräftig, als dass sie zusammen funktionieren. Aber wie gesagt: einzeln fabelhaft!