Bildvorstellung: „First Snow“
Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber wenn ich auf Fototour gehe, ist es oft so, dass entweder das erste oder das letzte Foto, das ich schieße, später zu meinen Favouriten zählt. Vielleicht liegt es daran, dass ich mir bei diesen beiden Fotos am meisten Gedanken mache.
Mit dem ersten Foto setze ich das um, was ich mir im Vorfeld oft schon lange überlegt habe. Danach wird experimentiert, es werden andere Kompositionen ausprobiert, neue Blickwinkel erkundet und manchmal springt dabei auch ein gutes Bild heraus. Aber meist finde ich mit diesen Bildern erst heraus, welche Einstellung der Landschaft am meisten gerecht wird.
So auch bei meinem Foto „First Snow“, das ich euch als Teil einer Aufgabe, die wir Redakteure von Martin bekommen haben, vorstelle.
Das letzte Mal drückte ich an diesem unglaublichen Morgen den Auslöser meiner Kamera, ein letzter Blick aufs Display. Der wohl schönste Moment des Morgens war auf den Sensor gebannt und ich konnte zufrieden mein Kameraequipment einpacken.
Nie hätte ich gedacht, so einen Sonnenaufgang präsentiert zu bekommen, als ich Mitte Dezember beschloss, am Wochenende eine Tagestour in die Alpen zu unternehmen. Die letzten Tage hatte es viel geregnet, der Himmel hatte sich im Einheitsgrau präsentiert und die Wettervorhersage verhieß keine Änderung.
Aber bei mir zeigten sich auch langsam Entzugserscheinungen. Der rechte Zeigefinger zuckte immer häufiger und schon ein einzelner Sonnenstrahl, der zum Sonnenuntergang seinen Weg durch die Wolken fand, versetzte mich in Trance.
Ich musste einfach mal wieder raus und fotografieren. Und wenn es mit dem Wetter schon nichts würde, dann sollte wenigstens die Kulisse stimmen. Deshalb entschloss ich mich, in die Alpen zu fahren und neue Locations auszukundschaften.
Und tief in mir schlummerte auch noch die Hoffnung, dabei vielleicht doch etwas Licht zum Sonnenaufgang zu sehen. Deshalb fuhr ich an einem Sonntagmorgen um 4 Uhr los in Richtung Süden. Die Autobahn war leer und zu meiner Freude teilweise auch der Himmel. Immer wieder konnte ich während der Fahrt den Mond hinter den Wolken sehen und so stieg die Hoffnung auf etwas Magie zum Sonnenaufgang.
Um 7 Uhr kam ich dann am Staffelsee an und machte mich auf die Suche nach meinem Motiv, das ich im Vorfeld über Google Earth herausgesucht hatte. Ich musste mich beeilen, denn hinter den Alpen begann der Himmel schon zu glühen. Die Aufregung stieg, der frühe Start schien sich gelohnt zu haben.
Es folgte fast eine Stunde intensiven Farbenspiels am Himmel. Ich hatte den Polfilter vor dem Objektiv so gedreht, dass sich möglichst viel davon im vor mir liegenden Fluss spiegelte. Ein Lee 0.6 soft und ein Lee 0.6 hard GND halfen, den Himmel gegenüber dem Vordergrund abzudunkeln. Mit einem Kabelauslöser stellte ich sicher, dass nichts wackelte.
Auch jetzt, nach zwei Monaten, freue ich mich noch, wenn ich das Foto anschaue. Darüber, dass ich mich mitten in der Nacht aus dem Bett gequält habe. Darüber, dass ich nicht auf den Wetterbericht vertraut habe und darüber, dass mein Enthusiasmus für Landschaftsfotografie mal wieder gesiegt hatte.