04. März 2022 Lesezeit: ~4 Minuten

Minimalistische Fotografie – Inspiration Natur

Am See

Nebelschwaden hängen über dem uckermärkischen See, Kranichrufe hallen – die morgendliche Windstille verwandelt die Wasseroberfläche in einen Spiegel. Die kahlen Bäume geben wieder Sicht auf den See frei. Aufgeregt fliegen Singvögel zwischen den Ästen. Ein Specht klopft an einem Baum. Rinde fällt ins Wasser, mitten in das von mir anvisierte Motiv, gerade da, wo die Wasseroberfläche am glattesten war – ich gebe mich geschlagen und ziehe weiter.

Meine Blicke schweifen das Ufer entlang – auf der Suche nach interessanten Motiven. Minimalistische Motive fesseln mich und es gibt sie zu Hauf und doch liegen sie allzu oft im Verborgenen – wollen gefunden werden. Das diffuse Licht ist fantastisch, der Nebel hält sich – die ersten Sonnenstrahlen werden sich jedoch bald ankündigen. Also weiter.

Gräser im WasserGräser im Wasser spiegeln sich

Auf der Suche

Wenn ich die Komplexität einer ganzen Landschaft verlasse und mich auf kleine Bereiche konzentriere, erlebe ich die Essenz und die Zerbrechlichkeit von einzelnen Individuen. Die Schönheit und Vergänglichkeit der Natur ist allgegenwärtig. Oft gehe ich gewohnte Wege und bin immer wieder von Neuem verblüfft, wie sich Pflanzen im Jahreszeitenwechsel wandeln – oder ganz verschwinden. Schilfgräser mit ihren Spiegelungen sind eines meiner Lieblingsmotive.

Gras im WasserGräser im Wasser

Weniger ist alles

Das Nichts ist etwas weniger als minimalistisch. Mag erst einmal komisch klingen, bringt die Sache aber auf den Punkt. Eine weiße Fläche ist natürlich nichts anderes als sehr minimalistisch. Aber es bedarf eines kleinen Anstoßes – einer minimalistischen, unverwechselbaren Form oder Struktur, einer Regung. Dieser Ausschnitt muss die Kraft haben, uns ein Gefühl zu vermitteln oder in eine Stimmung zu versetzen – dann ist es eine gelungene und spannende Fotografie.

Gräser im Wasser spiegeln sichGräser im Wasser

Filigrane Formen

Oft nicht mehr als ein Strich im Wasser. Ich kann wirklich nicht sagen warum, aber diese Reduktion bzw. das Aufspüren minimalistischer Formen treibt mich an. Oft halte ich für mehrere Minuten lang inne und suche den Uferbereich ab. Dabei hat es sich bewährt, den Blickwinkel um nur einige Schritte zu verändern. Gerade bei den sehr geometrischen Schilfhalmen können sich dadurch rasch neue, ungeahnte Gebilde formen.

Die Erfahrung hat mir gezeigt, dass Wind und Strömung neue Formationen erschaffen. Auch Regentropfen biegen die dünnen Halme. Daher verweile ich auch gern an einem Ort und beobachte das Spiel der Bewegungen.

Gras im WasserGräser im Wasser

Spiegelungen

Spiegelungen haben eine besondere Wirkung und sind auch in der minimalistischen Fotografie reizvolle Motive. Bei Windstille ergeben sich akkurate Symmetrien. Seichte Wellen können dem Spiegelbild bewegende Formen verleihen und dem Gesamtbild einen völlig neuen Ausdruck verschaffen. Leichte Verzerrungen des sich spiegelnden Bildes machen das Foto für mich besonders reizvoll.

Gras im WasserGras im Wasser spiegelt sich

Monochrom oder Farbe?

Diese Frage kann ich nicht abschließend beantworten. Beide Ansätze haben meines Erachtens ihre Berechtigung. Da entscheide ich meistens intuitiv. Motive mit sanften Verläufen setze ich gern als Schwarzweißbilder um. Um herbstliche Stimmungen hervorzuheben oder Abendstimmungen zu betonen, bietet sich zweifelsfrei die Farbvariante an. Andererseits unterstützen Grautöne oft die minimalistische Wirkung.

Technik

Den technischen Aspekt möchte ich nicht außer Acht lassen. Alle hier gezeigten Fotografien sind mit einem 70-200-mm- bzw. 300-mm-Objektiv entstanden. Meine bevorzugte Blendeneinstellung ist f/5.6 – der Schärfekanal muss ja nur einen kleinen Bereich abdecken. Zudem wird die Verschlusszeit durch eine geschlossen Blende nicht unnötig verlängert. Um im Telebereich verwacklungsfreie Bilder zu erhalten, bewege ich mich in einem ISO-Bereich zwischen 800 und 1250. Alle Bilder sind ohne Stativ aufgenommen.

Als wirklich nützlich hat sich für mich die Verwendung eines Polfilters erwiesen. Ich verwende diesen Filter, um die Wasseroberfläche aufzuhellen – also entgegen seiner eigentlichen Bestimmung – versuche ich mit dem Polfilter die Spiegelungen zu forcieren.

Für die Entwicklung der Bilder nutze ich Lightroom. Nachbearbeitungen und Schwarzweiß-Umwandungen erfolgen in Photoshop bzw. Silver Efex Pro. Für eine bessere Perspektive gehe ich schon mal baden.

Ein Haiku zum Schluss

light and shadow.
reflections on water.
beauty of nature.

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