15. Juni 2021

Was soll man denn sonst machen.

Die Theater- und Kunstszene ist von der Krise so stark betroffen wie kaum eine andere Branche. Ich wollte die Menschen aus diesem Bereich mit einem Augenzwinkern portraitieren, obwohl die Situation für viele alles andere als lustig war und ist. Mein Portraitprojekt im Lockdown zeigt drei Künstler*innen irgendwo zwischen lähmender Angst, Kraft in der Ruhe und dem ständigen Prozess, Kunst zu schaffen und Neues entstehen zu lassen.

Aus diesem Gedanken ergab sich auch der Titel der Serie „Was soll man denn sonst machen.“ Zunächst nur ein Arbeitstitel, aber er blieb. Auch weil die Geschichten der drei zeigen, dass sie sich nicht haben unterkriegen lassen. Sie haben ihren Humor nicht verloren haben. Eine nicht zu unterschätzende Notwendigkeit für die Überlebensstrategie. Dass es manchmal viel Kraft kostet, neue Wege zu gehen und dass man auch mal stillsteht oder verrückt wird. In dieser außergewöhnlichen Zeit, die auch künstlerisch ein großes Potenzial hat, völlig neue Inspiration für Kunstschaffende zu sein.

Mann behangen mit Schirmen

Person mit rotem Tuch

Mann sitzt in einer Ecke mit Lampe

Person mit Kopf in einer TürMännerportrait

Christian Vittinghoff, Bildender Künstler, Theatermacher

Christian arbeitet seit einigen Jahren zusammen mit Künstler*innen aus der Behindertenszene. Dieser Job erhielt ihn und seine kleine Familie in den letzten Monaten am Leben. „Schwierig war’s halt und ist’s noch“, sagt er. „Man sieht im Virusnebel den Grund nicht mehr. Diese Zeit verunsichert den aufgebauten künstlerischen Sockel. Als Künstler brauchst Du den Resonanzraum, Du lässt hinterfragen, was Du tust und warum Du es tust. Selbst kannst Du dies nur schwer erfüllen und nur schwerlich ertragen. Dies ist eine tiefe Einsicht. Das Publikum braucht Dich und Du brauchst das Publikum.“

Ich habe Christian im bisherigen Lagerraum des Gostner Hoftheaters in Nürnberg portraitiert. Dort gestaltet er gerade den Raum für die erste Aufführung des Stückes „Guguss“ im September.

Frau mit Ärmeln an einer Wäscheleine gehängtFrau liegt über einem Tisch

Person kauert in einer Zimmerecke

Barbara Bess, Tänzerin, Choreografin und Yogalehrerin

„Seit dem Einschnitt im März 2020 und der Bedrohung der Existenz als Soloselbständige wurde die Relevanz alternativer Kunst- und Kulturräume sichtbar und ist für mich Antriebsfeder, meine Kapazitäten zu überdenken und neu zu gestalten.“ Barbara Bess nutzt die Zeit und entwickelt mit Hilfe einer Kulturförderung des Bundes eine künstlerische Forschungsplattform im ländlichen Raum. Eine alte Dorfschule in der Nähe von Fürth wird derzeit zum Artist-in-Residence-Ort mit somatischer Ausrichtung umgebaut. Zwei Handwerker auf der Walz helfen ihr dabei tatkräftig. Ich habe Barbara in ihrem zu Hause, der alten Dorfschule portraitiert.

Mann mit Kabeln um den HalsMann mit einem Helm voller Kabel

Mann in einem Tonstudio

Mann mit Kopfhörern aus OrangenMann vor einem Klavier

Lars Fischer, Sound Designer und Musiker

Lars habe ich in seinem Tonstudio in Nürnberg fotografiert. Er berichtete mir: „Musikalisch-kreativ musste ich feststellen, dass mich die Pandemie zum größten Teil ziemlich gelähmt hat. Den Winter habe ich mir mit interessanten Basteleien in meiner Elektrowerkstatt vertrieben und mir das Klavierspielen beigebracht.“ Nach nun über einem Jahr der Angst um die Existenz zeichnet sich langsam eine Entspannung ab.

 

Was soll man denn sonst machen.

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