14. Januar 2021

Der letzte Tanz

Mein Projekt „Der letzte Tanz“ entstand aus dem Bedürfnis heraus, die wunderschöne Liebesgeschichte meiner Eltern für die Nachwelt festzuhalten. In den Tagen der Pandemie verspürte ich den Drang, ihre Gefühle und die Lücke, die durch das beengte Leben durch den Lockdown, die sie und ich erlebten, festzuhalten.

So versuchte ich Tag für Tag, ihre Momente und auch ihre Einsamkeit zu dokumentieren. Ich habe dabei bereits ein kleines Ergebnis erzielt: Durch die Fotografie habe ich sie besser kennengelernt. Mein Projekt zielt darauf ab, dieses goldene Lebensalter herauszuarbeiten, und ich beabsichtige, damit nicht nur in ihrem familiären Umfeld weiterzumachen, sondern auch die Schwierigkeiten zu zeigen sowie die ersten schüchternen Momente der Sozialisation, das Leben wieder aufzunehmen.

Weil diese Menschen oft keine Stimme haben, gehören sie zu einer anderen Generation, die große Schwierigkeiten haben wird, wieder von vorn zu beginnen. Meine Eltern sind in ihrer Gemeinde bekannt, weil sie einen Verein leiten, der bereits mehr als 100 ältere Menschen durch soziale Tanz- und Dating-Aktivitäten zusammenbrachte.

Tanzendes Paar vor einem Fenster

Paar an einem Tisch

Mann sitzt auf einem Stuhl mit Luftballons

Mann sieht durch eine Scheibe

Frau mit Nähzeug

Zwei Personen machen Nudelteig

Person sitzt auf einer Treppe mit Maske

Person mit Teig

Zwei Personen sehen durch zwei Fenster in ein Zimmer

Wie werden sie ihren Sommer verbringen? Normalerweise sind sie Stammgäste eines städtischen Strandes mit vielen Freund*innen, die ihnen dorthin folgen. Wie werden sie ihre Zeit verbringen? Mein Vater ist 85 Jahre alt und meine Mutter 83, sie kennen sich seit mindestens 70 Jahren und sind seit 1957 verheiratet.

Werden sie diese Veränderungen überleben? Ich bin sehr interessiert an der Stärke jenseits der Gefühle, die sie als Vorbild ausstrahlen. Natürlich sieht man ihnen die Zeichen der Zeit an, aber auch eine frische Jugend und einen starken Lebenswillen.

14 Kommentare

Die Kommentare dieses Artikels sind geschlossen. ~ Die Redaktion

  1. Sehr schöne intime Einblicke.
    Toll, wenn man jemanden gefunden hat, mit dem man sein ganzes Leben teilen darf.
    Und alle Höhen und Tiefen gemeinsam erleben und bewältigen kann.

    Ist schon ein Geschenk, wenn man seine Eltern so in Erinnerung behalten kann.
    Da spürt man direkt den liebevollen Umgang in der Familie. Danke für den Einblick …

    Schöne Grüße
    Elke

  2. … das ist mal eine wunderschöne Photo-Story: wahrhaft und berührend. Und, was wichtig ist, es wird immer etwas bleiben, abseits von „tollen Glitzer-Photos“ auf Instagram und Facebook. Es ist eine Art der Photographie, die in diesen Zeiten viel zu wenig Beachtung findet. Leider. 5-Sternchen!

  3. Sehr sehr toll. Eine wirklich gelungene Reportage. In wenigen Bildern eine Lebensgeschichte zweier Menschen zu erzählen. Fotografisch sehr toll umgesetzt. Danke dafür und für die Einblicke.

    Gruß

    Markus

  4. ja – sehr berührend und auch intim: Fotografie, die erzählt!

    über allen gipfeln
    und unter allen tiefen
    findet sich ein schweigen.
    findet sich ein lachen.
    findet sich ein einssein.
    für immer.

    Grüße, Wilhelm

    • Hallo Wilhelm,
      echt klasse, wie Du solche Gefühle in Worte fassen kannst.
      An dieser Stelle auch noch mal ein dickes Lob für Dein 52 Wochen Projekt auf Deiner Homepage.
      Hat mir sehr gut gefallen …

      Schöne Grüße
      Elke

  5. Ein wirklich interessantes Projekt.
    Allerdigs fehlt mir der positive Aspekt, der Hoffnung verspricht.
    Entgegen allen Berichten über einsame alte Menschen habe ich mehrheitlich genau das Gegenteil erlebt. Die alten Menschen können oft viel besser mit dem Alleinsein umgehen als wir jüngere. Vielleicht liegt es daran, dass viele von ihnen eine andere, durch Verzicht geprägte Lebensbiografie mitbringen und nicht zu der Spaß- und Reisegeneration gehören für die Verzicht ein Fremdwort ist.
    VG, Henry

    • Zit. „…für die Verzicht ein Fremdwort ist“.
      Ja, das scheint mir ein wesentlicher Aspekt. Sei es zum Thema Corona oder auch Klimadebatte.

      Die Fotos finde ich sehr schön, Die Beziehung des Paares ist spürbar und der unaufgeregte Stil der Bilder gefällt mir sehr gut. Besonders auch das Licht beim 2. und 8. Bild.

  6. Sehr beindruckende und behutsame Photoserie. Es ist bestimmt eine schöne Sache mit diesen Photos sich an diese Zeit zu erinnern.
    Es gibt bestimmt ganz wenige Menschen ( auch Eltern ) die sich in solchen Momenten nicht gerne fotografieren lassen.

  7. Diese hervorragenden Bilder, die ein Sohn von seinen alten Eltern gemacht hat, erzählen nicht nur von einer wunderbaren Paarbeziehung. Gleichzeitig wird auch eine tiefe Beziehung des Sohnes zu seinen Eltern erkennbar. Beneidenswert.