Fotogene Orte – Adraga
Zwar gibt es auch in Deutschland viele fotogene Orte, wer aber auf der Jagd nach dramatischen Küstenfotos ist, muss sich weiter nach Westen orientieren – zum Beispiel an den westlichsten Ort auf dem europäischen Festland: Praia da Adraga in Portugal.
Die Küste um Cabo da Roca in Portugal gehört für mich zu den spektakulärsten in Europa. Steile Klippen, schroffe Felsen und eine starke Brandung machen sie ideal für Küstenfotos voller Energie und Dramatik. Und auch abseits des Meeres hat der Nationalpark Sintra-Cascais mit seiner hügeligen Landschaft einiges zu bieten.
Die Paläste und Burgen um den Ort Sintra sind immer einen Besuch wert. Die Quinta de Regaleira erinnert in ihrer Bauweise an Rivendell aus Herr der Ringe, der Palacio de Pena sieht mit seinen bunten Türmen aus wie ein Playmobil-Schloss und das Castelo dos Mouros erlaubt einen fantastischen Weitblick auf die umliegende Landschaft.
Praia da Adraga
Aber am fotogensten ist hier, wie bereits angesprochen, die Küste. Unter allen Stränden, die ich bislang besucht und fotografiert habe, hat mich der Praia da Adraga am meisten in seinen Bann gezogen. Von Lissabon erreicht man ihn mit dem Mietwagen in etwa einer halben Stunde und das am besten zum Sonnenuntergang.
Wenn die Sonne unter den Horizont taucht und der Himmel zu glühen beginnt, sind das für mich immer magische Momente. Es wird dunkler, der Strand leert sich und ich kann ganz entspannt die Wellen beobachten – und gelegentlich ein Foto davon machen.
Der Praia da Adraga ist ein Strand in ständiger Veränderung. Als ich 2011 im Winter das erste Mal in Sintra war, präsentierte er sich jeden Abend etwas anders. Zunächst waren bis auf die großen Felsen in der Mitte des Strandes kaum weitere zu sehen. Ein breiter Sandstrand lag vor mir. Ein paar Tage und Stürme später hatte das Meer den Sand abgegraben und zahlreiche weitere Felsen ragten aus dem Boden. Die Brandung hatte den Strand über einen Meter tiefergelegt.
Auch auf meiner zweiten Reise nach Portugal gab es neue Kompositionen zu entdecken. Schon die Gezeiten allein ermöglichen oder verwehren jeden Tag andere Blickwinkel. Der fotografisch interessanteste Teil des Strandes liegt rechts unterhalb der Klippen. Bei Flut erreicht das Meer diese und lässt zum Fotografieren keinen Platz.
Deshalb ist die beste Zeit, den Praia da Adraga zu besuchen dann, wenn sich das Wasser wieder zurückzieht. Bei einsetzender Ebbe gibt das Meer nach und nach immer mehr Felsen preis. Der Strand ist frei von Fußspuren und man muss sich keine Sorgen machen, von der einsetzenden Flut überrascht zu werden.
Trotzdem sollte man immer achtsam sein: Das Meer ist unberechenbar. Zwar gibt es in Portugal deutlich gefährlichere Küstenabschnitte, aber auch am Adraga können größere Wellen plötzlich auf den Strand schlagen. Diese können, auch wenn sich das Meer schon weit zurückgezogen hat, noch die Felsen am oberen Ende des Strandes erreichen. Das sollte man bedenken, wenn man, wie ich, dort seinen Kamerarucksack deponiert hat. Glücklicherweise war der Rucksack geschlossen und wurde so nur äußerlich nass. Seitdem bin ich aber vorsichtiger.
Planung
Ich war nun schon im Winter und im Herbst an der portugiesischen Riviera. Während beider Aufenthalte präsentierte sich die Küste von ihrer dramatischen Seite: Es war windig, Wellen peitschten an die Strände und das Wetter bescherte mir den einen oder anderen magischen Moment.
Empfehlen würde ich, wegen der noch etwas angenehmeren Temperaturen, den Herbst. Die Strände sind dann nicht mehr so voll wie im Sommer, das Meer ist rau genug für spektakuläre Küstenfotos und die Restaurants haben noch geöffnet. Im Winter wirkt die Gegend um Sintra dagegen sehr verlassen, was auch seinen Reiz haben kann. Wer die Ruhe beim Fotografieren sucht, sollte sich von den etwas kühleren Temperaturen, die immer noch über 10 °C liegen, nicht abschrecken lassen.
Im Frühling habe ich die portugiesische Küste noch nicht besucht, bin aber überzeugt davon, dass auch dann tolle Fotos gelingen können. Einzig im Sommer könnte es dort für meinen Geschmack etwas zu voll werden.
Mit fast dem ganzen Jahr zur Auswahl, bleibt eigentlich nur eines zu planen: die Gezeiten. Ich nutze dazu die App Nautide. Für weniger als 10 € kann ich die Gezeitentabellen für die ganze Welt für ein Jahr erwerben und so meine Reisen an die Küste gezielt planen. Eine kostenlose Alternative ist die Seite Tides4Fishing. Wie schon erwähnt, sollte man beim Praia da Adraga darauf achten, dass sich das Wasser um Sonnenuntergang schon wieder auf dem Rückzug befindet. Dazu prüft man die Tiden für den Ort Cascais. Ein Beispiel, wie das idealerweise aussehen könnte, seht Ihr für den 5. Oktober 2020.
Natürlich gibt es neben dem Praia da Adraga noch weitere tolle Strände in Portugal. Ein paar Eindrücke habe ich in diesem Video für Euch zusammengeschnitten.