Denke ich an die Eifel, sehe ich die wunderschöne Landschaft vor mir. Den Laacher See, die vielen Wanderwege durch Wälder und Felder und den Wasserfall über dem Eltzbach, über dem die Burg Pyrmont thront. Eine Landschaft, die nicht umsonst seit 2004 zu einem großen Teil zum Nationalpark auserkoren wurde. Wie es hier vor 100 Jahren aussah und wie besonders die Menschen hier lebten, zeigt nun ein neuer Bildband.
Vor 100 Jahren eröffnete der Fotograf Heinrich Pieroth in der Eifelstadt Mayen sein Atelier und erschuf daraufhin einen Bilderschatz, der lange unbeachtet blieb. Um dies nun zu ändern, hat die Redakteurin Katja Hoffmann seinen Nachlass im Rheinischen Bildarchiv gesichtet und die wichtigsten Motivgruppen für einen Bildband, der im Verlag Emons erschien, zusammengestellt.
In diesem Buch gibt es nicht nur ein fotografisches Lebenswerk zu entdecken, sondern auch ein visuelles Gedächtnis der Eifel – entstanden in einer Zeit, als nicht nur die bis heute noch ländlich geprägte Region die Schwelle zur Moderne überschritt, sondern auch die Fotografie selbst diesen Sprung schaffte.

© Rheinisches Bildarchiv Köln: Heinrich Pieroth, Drei Männer vor dem Haus in guten Anzügen, Glasnegativ, 6,5 x 9 cm

© Rheinisches Bildarchiv Köln: Heinrich Pieroth, „Eifelschäfer vom Totenmaar“ auf dem Mayener Schafmarkt, 1930er Jahre, Glasnegativ, 10 x 15 cm

© Rheinisches Bildarchiv Köln: Heinrich Pieroth, Elz-Wasserfall und Mühle, Burg Pyrmont, Glasnegativ, 13 x 18 cm

© Rheinisches Bildarchiv Köln: Heinrich Pieroth, Zwei Frauen am Laacher See, 1920er Jahre, Glasnegativ, 13 x 18 cm

© Rheinisches Bildarchiv Köln: Heinrich Pieroth, Keilspaltung eines gewonnenen Basaltblocks, Glasnegativ, 9 x 12 cm
Bei der Buchproduktion wurde ein besonderes Augenmerk auf eine fotohistorisch angemessene Wiedergabe der Fotografien gelegt. Vorbild für die Kontraste und Tonung der Schwarzweißaufnahmen waren die Originalabzüge aus Pieroths Nachlass im Rheinischen Bildarchiv.
Das Bildverzeichnis liefert sorgfältig zusammengestellt Informationen über Materialität und Format der Negative und Positive. Begleitende Texte beleuchten den Werdegang des Fotografen, die Entwicklung der Region zwischen Tradition und Moderne sowie die Portraitfotografie im Wandel der Zeiten. Online einsehbar ist der Bestand Heinrich Pieroth im Rheinischen Bildarchiv unter kulturelles-erbe-koeln.de
Informationen zum Buch
„In der Eifel“ von Heinrich Pieroth
Sprache: Deutsch
Einband: Gebunden
Seiten: 304
Verlag: Emons
Preis: 39,95 €
Erhältlich direkt über den Verlag, Amazon oder die Buchhandlung Eures Vertrauens.
Titelbild: © Rheinisches Bildarchiv Köln: Heinrich Pieroth, Kinder und Frau mit Ziegen auf der Kirchescher Höhe bei Langenfeld um 1930, Glasnegativ, 9 x 12 cm
Bilder wie man sie heute höchstens noch in einem Freilandmuseum oder in fernen Ländern zu sehen bekommt. Hat mich an an Josef Seidel aus Böhmisch Krumau erinnert, der das Leben in Böhmen dokumentiert hat und dessen Fotoatelier mit kompletter Einrichtung wie durch ein Wunder die Kriegsjahre und die kommunistische Dekade überdauert hat. Wer in Südböhmen Urlaub macht, dem ist das heute als Museum zugängliche Atelier mit Wohnhaus zu empfehlen.
Einen allerletzten Hauch dieser Lebensweisen durfte ich als geborener 64er durchaus erhaschen. Auf den Dörfern in Siegerland &Wittgenstein sah das zu meiner frühesten Zeit, an die ich mich erinnern kann, durchaus vergleichbar aus. Klar, es gab schon Autos und andere modernere Dinge, aber jene unvergleichliche Ursprünglichkeit, die war noch spürbar. Die Alten, die ich noch erlebt habe als Kind, entspringen ja dem, was wir heute als „vor hundert Jahren“ bezeichnen. Man möge sic vor Augen halten, dass sich Landwirtschaft und Handwerk über einige hundert Jahre nur unwesentlich veränderte. Was wir in puncto „Entwicklung“ seit 100 Jahren durchmachen, ist ja kaum fassbar. Wahrscheinlich ist uns allen daher jene Gefestigtheit und Ruhe flöten gegangen, die die Leute auf den Fotos durchaus ausstrahlen. Danke für den Buchtipp!!
Herzlich, Dirk
Man kann genau solche Bilder auch heute machen, und auch digital, mit jeder Kamera.
Dazu muss man sich von fotografischen Klischees freimachen und die Augen offen halten. Im Emsland und in Ostfriesland, im Harz und in der Heide, in Schleswig und in Holstein, in McPom und in Brandenburg, in Holland und in Polen … egalwo.
Man muss dazu sehr langsam und sehr geduldig unterwegs sein. Zu Fuß selbstredend, nicht mit dem SUV und am besten ohne E-Bike.
Auffallend ist der geringe Kontrast der Bilder, wo Bilder heute gern aufgepimpt werden mit FIlmkorn und Vignette, und entweder mit extrahohem Kontrast oder mit Detailextraktionssoftware. Und trotz des formal geringen Kontrasts stechen die Protagonisten klar hervor. Keine Notwendigkeit, irgendetwas an den Bildern zu manipulieren.
Einfach („keep it simple“) und klasse. Einfach Klasse!
In ein paar abgelegenen Gegenden Mitteleuropas vielleicht noch. Bei uns in Franken ist inzwischen fast alles mit Windrädern voll gekleistert.
Wunderschöne Fotos!
Das Leben kann in seiner Einfachheit sehr kräftig und elegant sein. Geile Fotos!
Blogartikel dazu: Zehn Verweise › Rappelsnut