Roadtrip – Deutsche Alleenstraße
Letztes Jahr feierte eine gute Freundin in der Nähe von Kiel ihre Hochzeit und da ich noch keinen Sommerurlaub geplant hatte, beschloss ich, dass dies die perfekte Möglichkeit war, meinen Urlaub nicht mehr in fernen Ländern zu verbringen, sondern Deutschland ein bisschen näher zu erkunden.
Meine Eltern hatten sich kurz vorher einen Camper zugelegt und so war die Idee des Roadtrips durch Deutschland schnell geboren. Schon länger hatte ich einige Ziele wie die sächsische Schweiz oder Rügen auf meiner Liste und überlegte, wie ich das alles verbinden könnte.
Kurz vorher bin ich auf der Deutschen Alpenstraße durch das Berchdesgadener Land gefahren und erinnerte mich, dass es noch viele weitere dieser berühmten Straßen gab. Zu meiner ausgesuchten Route passte die Deutsche Alleenstraße am besten. Eine gute Freundin, die ebenfalls zur Hochzeit eingeladen war, schloss sich mir kurzerhand an und so machten wir uns von Franken aus auf, um im Erzgebirge auf besagte Ferienstraße zu stoßen.
Die Alleenstraße zu verfolgen war leichter gesagt als getan. Es gab leider keine Karte für Google Maps, der man einfach wie einem Navi folgen konnte. Ich fand lediglich eine gpx-Datei, die ich herunterladen konnte, um eine Route bei mir zu haben. Auch die Ausschilderung ließ leider sehr zu wünschen übrig, weshalb wir so zwischendurch den Schildern der „Silberstraße“ oder einfach unserem Gefühl folgen mussten.
Die Deutsche Alleenstraße ist eine der zahlreichen Ferienstraßen, die durch Deutschland führen und mit einer Länge von 2.900 km auch Deutschlands längste Ferienstraße. Sie entstand in den 90er Jahren, nachdem zahlreiche Alleen zum Bedauern vieler Menschen Straßenverbreiterungen zum Opfer fielen. Betreut wird sie seitdem von einem Verein, der es sich zum Ziel gemacht hat, die alten Alleen zu erhalten und zum Teil auch neu anzupflanzen. Das sahen wir besonders deutlich zu Beginn unserer Route.
Wir stießen, von Süden her kommend in der Nähe von Plauen auf die Alleenstraße. Viel konnten wir da noch nicht entdecken und so erfreuten wir uns zunächst an den schönen Nadelwäldern des Erzgebirges, bis wir schließlich in der sächsischen Schweiz, unserem ersten Halt, angekommen waren.
Was wir bis dahin leider völlig vergessen hatten, war, dass in vielen Bundesländern bereits Sommerferien waren und so teilten wir uns den Aufstieg zur Bastei mit zahlreichen anderen Urlaubsgästen. Aber einmal ab vom Hauptweg suchte ich eine kleine Wanderung heraus, die durch den sogenannten Schwedengraben führte und dort waren wir wieder fast allein.
Weiter ging es Richtung Norden und an vielen Städten vorbei, immer auf der Landstraße entlang. Und dann endlich kamen sie: Die wunderschönen Alleen, die frischen und neuen, aber auch die mächtigen und alten Bäume links und rechts am Straßenrand.
Besonders schön war der Anblick im letzten Licht des Tages, wenn sich die Bäume plötzlich in große Schatten verwandelten. Quer durch die mecklenburgische Seenplatte, wo wir eines Abends noch die partielle Mondfinsternis vom Camper aus beobachten durften, fuhren wir auf die Insel Rügen, die den Anfang bzw. für uns das Ende der Fahrt auf der deutschen Alleenstraße darstellte. Dort war unser Ziel, auch die außergewöhnlichen Kreidefelsen zu bestaunen.
Leider – so wurde uns von einem alteingesessenen Insulaner mitgeteilt – sind diese Schönheiten in akuter Gefahr. Aufgrund der Klimaerwärmung und der daraus resultierend steigenden Meereshöhe brechen die Kreidefelsen nach und nach ins Meer (denn Kreide löst sich super in Wasser, was wir vielleicht noch alle aus der Schule wissen). Das kann man bereits seit einigen Jahren gut beobachten.
Er meinte auch, dass die Nationalparkverwaltung sowie die UNESCO – ein Teil des alten Buchenwalds oberhalb der Kreidefelsen gehört zum UNESCO-Welterbe – leider nicht helfen, um etwas dagegen zu unternehmen. Stattdessen wurde nur ein riesiges Betonmuseum mit hohem Eintritt in den Wald gestellt, um sich die Einnahmen durch die Tourist*innen zu sichern.
Auch diese alten Buchen, die oberhalb der Felsen wachsen, sind dadurch in Gefahr, da ihnen sprichwörtlich der Boden unter den „Füßen“ weggerissen wird und die immer häufiger werdenden Stürme tun ihr Übriges. Die Nationalparkverwaltung hat die Position, der Natur ihren Lauf zu lassen und vertritt die Meinung, dass die Kreidefelsen schon immer der Erosion ausgesetzt waren und man deshalb nichts dagegen tun möchte.
Hinzu kommt noch, dass im 19. und 20. Jahrhundert größere Findlinge vor der Küste aus dem Meer genommen wurden, um die umliegenden Häfen zu bauen. Damit können diese natürlichen Wellenbrecher die Kreidefelsen nicht mehr schützen. Ziemlich betroffen von diesen Nachrichten machten wir uns auf den Weg, weiter die Insel zu erkunden und fuhren immer an der Küste entlang Richtung Hochzeit.
Auf unserem Weg hielten wir immer wieder an schönen Orten, wie zum Beispiel dem Ostseebad Sellin mit seiner wunderschönen Seebrücke aus der Zeit der vorigen Jahrhundertwende oder dem Gespensterwald in Nienhagen und kleinen Orten mit Leuchttürmen und Ostseestränden. Wir ließen uns treiben und viel zu schnell war unser kleiner Roadtrip durch Deutschland wieder vorbei.