Die Geschichten, die ich von den Färöern mitbrachte, handeln von Frauen. Frauen, die stark und beständig sind, aber zugleich auch verletzlich und schwach. Frauen wie du und ich. Vielleicht sehen wir es nicht immer gleich, wenn wir uns im Spiegel betrachten und dabei nur unsere Schwächen sehen. Oder auch nur unsere Stärken.
Doch in Wirklichkeit sind wir all das: Die Königin, die stolz und gerecht über sich selbst herrscht. Die Jägerin, die sich nicht davor fürchtet das zu nehmen, was ihr zusteht. Die Sirene, die nicht immer nur das gute und brave Mädchen ist. Die Zauberin, die um die Geheimnisse der Welt weiß. Und die Liebende, die warm und weich einem anderen Menschen ihre Hingabe schenkt.
Als ich damals vor über drei Jahren auf die Färöer reiste, war ich gerade frisch promoviert und voller Erwartungen auf die wilde Schönheit dieses Landes. Ich freute mich auf neue Gesichter und bereits bekannte Menschen, freute mich, endlich dem Laboralltag zu entkommen und ein kleines Abenteuer erleben zu dürfen. Am Ende kam vielleicht manches anders als gedacht, aber je länger die Zeit auf den Färöern zurückliegt, umso besser verstehe ich, was ich dabei über mich selbst lernen konnte.
Meine wohl größte Schwierigkeit bei Meetups bzw. dem Fotografieren in größeren Gruppen ist, dass diese Situationen in mir das Gefühl auslösen, meine Kreativität solle sich plötzlich in einen allgemeinen (Tages-)Ablauf einfügen. Dazu kommt, dass mich die Anwesenheit so vieler Fotograf*innen verlegen und angespannt macht.
Je mehr ich denke, dass genau hier und jetzt die Gelegenheit für fantastische Fotos ist, desto weniger passiert in meinem Kopf – alles in allem fühlt es sich an wie ein fotografisches Blackout. An einem so besonderen Ort und mit diesen spannenden Menschen keine Fotos zu machen, war aber auch keine Option, deshalb habe ich es einfach versucht.
Eine gute Woche verbrachten wir in der winzigen Hütte am See, unter dem im Sommer nie dunklen und meist wolkenverhangenen Nordhimmel. Als ich nach meiner Heimreise dann die Bilder sichtete, war ich erstaunt über das, was ich eingefangen hatte.
Ich war überrascht, dass trotz all meiner Unsicherheiten und Zweifel Fotografien entstanden sind, die mir gefielen und, was mir noch wichtiger ist, die mir auch eine Geschichte erzählten. Stück für Stück legte ich diese Geschichten frei und es entstand die fünfteilige Serie „Faroese Tales“.
Was habe ich also gelernt? Ich habe ein Stück Selbstvertrauen gewonnen, habe gelernt, dass ich mich trotz innerer Zweifel auf mich selbst und meinen Blick verlassen kann. Manchmal genügt es vielleicht, sich nur ein paar Schritte von der Gruppe zu entfernen, um den Schleier zu lichten und die eigene Ausdrucksweise wiederzufinden.
Ich wünsche mir, dass ich eines Tages zurückkehren werde, um noch mehr Geschichten dieser wunderschönen Inseln zu finden. Doch bis dahin hoffe ich, endlich meine nun nicht mehr so neue Heimat Norwegen menschenfotografisch zu entdecken.