04. Oktober 2017 Lesezeit: ~6 Minuten

Eine Frage, viele Antworten – Teil 13

Für unsere Artikelserie „Eine Frage, viele Antworten“ haben wir dieses Mal acht Fotograf*innen gefragt, wie wichtig technische Neuerungen für ihren Job sind und wie oft sie ihr Equipment wechseln. Jeden Monat wird wieder eine neue Kamera oder ein neues Objektiv beworben, kaum eine Zeitschrift kommt ohne Produkttests aus. Da ist die Frage nach dem Stellenwert neuer Technik naheliegend.

Eine Braut auf einer Brücke

Alex Ginis, Hochzeitsfotograf

Nach den Anfangsjahren immer unwichtiger. Die Technik hat längst die Möglichkeiten der meisten Fotograf*innen überholt, vorsichtig formuliert. Hohe Empfindlichkeiten des Sensors, große Kontrastumfänge, Riesenauflösung – ganz ehrlich, all das war schon vor vier Jahren mehr als optimal. Leider bringen mir die Eigenschaften nichts, wenn das Bild, das mit der modernsten Kamera entstanden ist, nichtssagend wirkt.

Ich bin immer noch sehr zufrieden mit meiner Canon-Ausrüstung, sie ist zuverlässig und die Connectivity bzw. Ansteuerung von externen Blitzen ist auch ein Thema, bei dem Canon nach wie vor punkten kann. Jedoch sehe ich momentan das Sony- und Fuji-Lager ganz vorn und würde auch gleich wechseln, wenn ich wirkliche Vorteile sähe. Da wäre ich absolut schmerzfrei, für mich ist die Kamera wie ein Hammer für einen Handwerker: Robustheit und Stabilität steht an erster Stelle, ganz egal von welcher Marke.

 

Eine Frau hält die Hand vor ihr Gesicht

Hanna Witte, Reportage- und Peoplefotografin

Ich bin wohl das Gegenteil von einem Technikfreak. Ich arbeite seit Jahren mit demselben Kamerasystem und meinen geliebten Festbrennweiten. Für mich steht bei der Portraitfotografie nicht die Technik im Vordergrund, sondern es sind die Menschen, die gezeigt werden.

Für mich ist das Thema Lichtführung sehr wichtig. Ich arbeite hauptsächlich mit vorhandenem Licht oder setze Blitzlicht sehr natürlich ein. Mittlerweile sind ja auch Handykameras so gut, dass bei gutem Licht tolle Bilder entstehen. Viel wichtiger als das perfekte technische Bild sind für mich jedoch Licht, Farben, Bildausschnitte, Stimmungen und Situationen.

 

Eine Frau an einer Maschine

Michael Omori Kirchner, Business-Fotograf und Trainer

Natürlich sollte man als Profi-Fotograf*in aktuelles und leistungsfähiges Equipment verwenden. Meine Kund*innen interessiert aber die genaue Technik überhaupt nicht und es stört sie auch nicht, wenn ich mit einer vier Jahre alten Kamera arbeite. Mir selbst ist vor allem wichtig, dass ich mein Equipment in- und auswendig kenne. Also kaufe ich mir nur dann etwas Neues, wenn es wirklich sein muss.

 

Eine Frau im Regen auf der Straße

Vincent Brod, Portraitfotograf

Für mich persönlich spielen technische Neuerungen, was die Anschaffung angeht, eine eher geringe Rolle. Ich finde es immer wieder interessant, mir die Testberichte zu neuen Produkten von Kameraherstellern durchzulesen oder Videos dazu anzuschauen.

Meistens sind mir die Neuerungen jedoch nicht ausschlaggebend genug, um mich zu einem Kauf zu motivieren. Ich bin sehr zufrieden mit meinem überschaubaren Equipment und werde es wahrscheinlich erst wieder wechseln, wenn ich das Gefühl habe, dass ich an meine Grenzen stoße und eine neue Ausrüstung diese erweitern könnte.

 

Eine Schüssel mit Essen

Susann Probst von Krautkopf und Paul liebt Paula, Food- und Hochzeitsfotografin

Jede Technik ist irgendwann veraltet, runtergerockt oder zu langsam geworden. Generell waren die technischen Neuerungen unseres Kameramodells aber nicht so gravierend, dass wir es zwingend tauschen mussten. Die hochwertigen Festbrennweiten behalten auch zehn oder sogar 20 Jahre lang ihre Qualität, wenn man sorgsam damit umgeht.

Allerdings muss man die Technik manchmal einfach an die aktuellen Gegebenheiten anpassen. So sind wir weitestgehend von unserer Canon MK III bzw. IV auf die Fuji X-T2 umgestiegen. Früher haben wir hauptsächlich Hochzeitsreportagen fotografiert und waren mit Taschen, vollbepackt mit allen Festbrennweiten von 24 bis 135 mm unterwegs. Da wir mittlerweile allerdings vorwiegend für unseren Foodblog fotografieren und dafür viel auf Reisen sind, wollten wir unsere Technik verkleinern und sind daher auf etwas Kompakteres umgestiegen.

 

Eine Frau zwischen gelben Blüten

Lisa Meyer, Portrait- und Hochzeitsfotografin

Technische Neuerungen sind mir nicht wichtig, solange ich mit meinem derzeitigen Equipment zufrieden bin. Als die Canon 5D MK IV herauskam, habe ich dies genutzt, um mir die nun günstigere Canon 5D MK III zu kaufen – einfach, weil ich schon lange eine zweite Kamera als Backup haben wollte. Die technischen Neuerungen waren für den Preis nicht gerechtfertigt, jedenfalls nicht für mich.

Und ich bin mir sicher, dass ich mit der MK IV keine besseren Fotos gemacht hätte. Und dies war der für mich ausschlaggebende Punkt – denn ich mache mit einer technisch besseren Kamera nicht automatisch bessere Bilder. Der richtige Blick ist mir beim Fotografieren wichtiger als zwei Megapixel mehr.

 

Eine Frau bekommt Blumen ins Haar

Anne Hufnagl, Hochzeitsfotografin

Für meine Hochzeitsfotos sind mir vor allem lichtstarke Festbrennweiten wichtig, außerdem natürlich Lichtformer und Blitze für abends. Das alles ist relativ zeitlos und sofern nichts kaputt geht, verwende ich Objektive und Blitze über mehrere Jahre. Neue Objektive kaufe ich vor allem dann, wenn es bestimmte Brennweiten mit einer noch höheren Lichtempfindlichkeit oder einer wesentlich verbesserten Abbildungsleistung gibt.

Bei Kamerabodies schaue ich schon, welche Veränderungen neue Modelle bringen, wechsle aber auch kaum öfter als alle drei bis vier Jahre. Wofür ich recht empfänglich bin, sind technische Spielereien am Rande, zum Beispiel experimentelle Objektive wie das Petzval 85 mm. Diese kommen dann aber eben auch nur ab und zu und nur als zusätzliche Spielerei zum Einsatz. Ein schneller Computer ist für mich für die Nachbearbeitung unabdingbar, hier wird dann schon auch alle zwei bis drei Jahre mal Laptop und Desktopcomputer gegen ein neueres Modell ausgetauscht.

 

Ein Mann vor den nächtlichen Lichtern einer Stadt

Martin Neuhof, Portrait- und Hochzeitsfotograf

Ich bin erst letztlich von Canon zu Sony gewechselt. Mein Canon-Body hatte schon über 150.000 Auslösungen hinter sich und ich wollte einfach mal was Neues probieren. Da Sony mit fast allen Objektiven gut zusammenarbeitet, habe ich diesen Schritt gewagt und bin mehr als begeistert. Es ist ein Stückweit einfacher geworden, zu fotografieren, etwas „seelenloser“, aber darüber denke ich bei einer neun Stunden dauernden Hochzeit bei 30 °C nicht mehr nach, sondern freue mich über den erweiterten Spielraum.

 

Jede Woche werden wir nun eine neue Frage und die verschiedenen Antworten dazu veröffentlichen. Alle bisherigen Artikel der Reihe findet Ihr hier. Habt Ihr auch eine Frage? Dann stellt sie in den Kommentaren und vielleicht wird sie schon bald in einem Artikel beantwortet.

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