An einem Morgen realisierte ich es. Mir wurde bewusst, was für ein Glück ich eigentlich habe, in einer Beziehung mit einer wundervollen Frau zu sein, die mich nicht aufgibt und immer für mich da ist.
Diese Erkenntnis hatte ich, kurz nachdem ich eine etwas schwere Zeit durchgemacht hatte – eine schwere Zeit für uns beide, würde ich behaupten. Aber sie war trotzdem für mich da, hat mich in den Arm genommen und mir gesagt, dass alles wieder besser werden wird.
Es ist nicht immer einfach, wenn beide Partner*innen in einer Beziehung mit psychischen Problemen zu kämpfen haben. Ich denke, das ist nie einfach, für niemanden. Aber wir schaffen es irgendwie, uns damit zurechtzufinden und für meine Partnerin ist vieles sogar leichter zu verstehen, da sie selbst davon betroffen ist, auch wenn das Handeln in manchen Situationen nicht ganz so einfach ist.
Ich war total überwältigt von diesem Gefühl, zu wissen, dass da ein Mensch ist, der mich versteht und für mich da ist. Und wenn mich ein Gefühl überwältigt, dann versuche ich, es fotografisch festzuhalten. Also erzählte ich ihr kurz von meiner Idee bzw. meiner Vorstellung der Fotos, denn eine wirkliche Idee hatte ich nicht entwickelt. Sie war einverstanden und wir fingen an, uns zu fotografieren.
Durch ihre Affinität zur Fotografie hat sie sehr viele Vorschläge für Posen und Einstellungen mit eingebracht und wieder einmal wurde mir bewusst, wie viel Glück ich habe. Als ich ihr die fertigen Fotos zeigte, war sie begeistert. Und ich auch. Denn es zeigt etwas, das irgendwie schon immer da war, aber keine von uns konnte es so sehen, wie wir es jetzt durch die Fotos sehen.
Ich wollte nicht nur die Liebe zwischen zwei Menschen zum Ausdruck bringen, sondern hauptsächlich, was es heißt, verliebt zu sein. Jemanden zu lieben und eine Beziehung einzugehen, bedeutet so viel mehr. Man muss lernen, dem*der Partner*in Vertrauen zu schenken und sich zu kümmern. In einer Beziehung, in der beide unter anderem unter Depressionen leiden, spielen Sorge und Angst eine große Rolle. Aber auch Geborgenheit und die Gewissheit, verstanden zu werden.
Man ist nie allein mit seinen Gefühlen oder Gedanken. Aber man sollte nicht leichtsinnig mit diesem Gefühl umgehen, denn so wunderbar es ist, geliebt zu werden, muss man sich Folgendes bewusst machen: Liebe heilt nicht. Sie heilt keinerlei Krankheiten, weder die physischen noch die psychischen. Aber das muss sie ja auch nicht. Sie macht den Schmerz erträglicher, nimmt uns vielleicht die Angst oder Sorgen für einen Moment und bringt Hoffnung.
Es war mir sehr wichtig, diese Serie umzusetzen, weil die Fotografie mir hilft, mich selbst zu verstehen und die Gedanken, die ich vielleicht nicht in Worte fassen kann, trotzdem irgendwie zum Ausdruck zu bringen. Aber auch, weil ich zeigen möchte, dass man mit den eigenen Problemen nicht allein ist.
Ich denke und hoffe, dass sich einige Menschen in diesen Fotos wiedererkennen und ohne diesen Text hier gelesen zu haben, verstehen, was ich damit ausdrücken wollte. Aus diesem Grund denke ich, dass man sich nicht verstecken sollte – egal was man durchgemacht hat und gerade durchmacht.