Ich zog in den Wald, weil ich den Wunsch hatte, mit Überlegung zu leben, dem eigentlichen, wirklichen Leben näherzutreten, zu sehen, ob ich nicht leben konnte, was es zu lehren hatte, damit ich nicht, wenn es zum Sterben ging, einsehen müsste, dass ich nicht gelebt hatte. Ich wollte nicht das leben, was nicht Leben war; das Leben ist so kostbar. Auch wollte ich keine Entsagung üben, außer es wurde unumgänglich notwendig. Ich wollte tief leben, alles Mark des Lebens aussaugen, so hart und spartanisch leben, dass alles was nicht Leben war, in die Flucht geschlagen wurde. („Walden“, Henry David Thoreau)
Cimarrón, der Titel des hier vorgestellten Projekts, ist der spanische Ausdruck für einen von seiner Plantage geflohenen Sklaven. Cimarrón ist eine Metapher auf die Flucht. In die Wälder fliehen, um in Freiheit zu leben.
Aber auch Flucht als Verweigerung der guten Manieren der „Zivilisation“, als eine Praxis der De-Domestizierung, als bewusste Verwilderung, die Verweigerung einer entfremdeten Existenz.
Flucht als Ressource und nicht als Kapitulation, Flucht, die uns nicht nur gestattet ist, wenn Ereignisse außer Kontrolle geraten sind, sondern auch um neue bisher undenkbare Wege zu finden, die uns neue Perspektiven eröffnen, zu Oasen werden. (Corrado Zeni über Henri Laborit, „Éloge de la fuite“ (Lob der Flucht))
Flucht nicht als Rückzug aus dem Leben, sondern als Rückzug in das Leben. Die Flucht vor wird zur Flucht zu, zwischen Rebellion und Resignation wird sie zur einzigen Alternative, die eine authentische Existenz ermöglicht. Die gesamte Serie ist hier zu finden.
Es sind Bilder die mich tief berühren, die tief in mich eindringen.
Wunderbar!
Beeindruckende Serie im Stil von Jakob Aue Sobol und Anders Petersen. Gefällt mir sehr. Eine Kleinigkeit stört mich allerdings: Das Farbbild passt einfach nicht rein. Hier sollte man einfach konsequent SW bleiben.
Die Bilder passen meiner Meinung nach nicht zu Henry David Thoreau, der mit der Schönheit (!) der Natur im Gegensatz zur hässlichen Zivilisation leben wollte.
Blogartikel dazu: Cimarron published on kwerfeldein – MATTHIAS KOCH
Vielen Dank, Herr Koch,
zunächst formal:
Das sind mal wieder wunderbare Schatten und tolles Korn.
Ich sehe das einfach gerne.
inhaltlich:
zunächst dachte ich: oje verkopft, aber mir gefällt der gedankliche Ausbruch ins Wilde, ins Rohe. aus der Zivilisation, die so glatt und sauber daherkommt und ihre Fratze gern versteckt. gerade die Natur nicht romantisiert, sondern hart, ohne Kompromiss.
Chuck Palahniuk fällt mir ein.
ach ja: ich bin auch über das eine Farbige der Serie gestolpert, aber finde, das ist ein schöner Störfaktor.
Ganz was Tolles!
Gemessen an den zig-tausenden Kriegsflüchtlingen dieser Welt ist das eine unerträgliche intellektuelle Kokettiererei welche ihresgleichen sucht.
antonio
@ antonio:
Netiquette: Bleib freundlich, konstruktiv und beim Thema des Artikels.
Auch wenn „Flucht“ in der Überschrift steht, hat der Beitrag doch gar nichts mit Kriegsflüchtlingen zu tun.
In der Menschheitsgeschichte haben immer Menschen gelitten, trotzdem gab es immer kulturelles Schaffen.
Hier von „unerträgliche intellektuelle Kokettererei“ zu sprechen ist… ach ich sag es lieber nicht: wegen der Netiquette
toller Beitrag
sehenswert.
feine denk_ und mach-impulse.
kwerfeldein nimmt sichtlich fahrt auf in richtung avantgarde.
servus,
werner aus der hochsteiermark
Blogartikel dazu: Cimarron published on kwerfeldein |
Vielen Dank Matthias für diesen Beitrag. Ich kann die Motivation und die Gedanken hinter den Bildern sehr gut nachvollziehen.. Sorry dass ich hier erst spät als Nachzügler kommentiere
Das Portfolio auf deiner website: Sehr lohnend uns sehenswert.
Ja, fühle mich ebenfalls an Anders Petersen aber auch (portfolio) an Ellen von Unwerth erinnert.
Blogartikel dazu: Cimarron published on Kwerfeldein – M.
Blogartikel dazu: Cimarrón oder die rettende Flucht – Matthias Koch Fotograf
Blogartikel dazu: Eschaton and Last Summer - The Video | MATTHIAS KOCH