Ich zog in den Wald, weil ich den Wunsch hatte, mit Überlegung zu leben, dem eigentlichen, wirklichen Leben näherzutreten, zu sehen, ob ich nicht leben konnte, was es zu lehren hatte, damit ich nicht, wenn es zum Sterben ging, einsehen müsste, dass ich nicht gelebt hatte. Ich wollte nicht das leben, was nicht Leben war; das Leben ist so kostbar. Auch wollte ich keine Entsagung üben, außer es wurde unumgänglich notwendig. Ich wollte tief leben, alles Mark des Lebens aussaugen, so hart und spartanisch leben, dass alles was nicht Leben war, in die Flucht geschlagen wurde. („Walden“, Henry David Thoreau)
Cimarrón, der Titel des hier vorgestellten Projekts, ist der spanische Ausdruck für einen von seiner Plantage geflohenen Sklaven. Cimarrón ist eine Metapher auf die Flucht. In die Wälder fliehen, um in Freiheit zu leben.
Aber auch Flucht als Verweigerung der guten Manieren der „Zivilisation“, als eine Praxis der De-Domestizierung, als bewusste Verwilderung, die Verweigerung einer entfremdeten Existenz.
Flucht als Ressource und nicht als Kapitulation, Flucht, die uns nicht nur gestattet ist, wenn Ereignisse außer Kontrolle geraten sind, sondern auch um neue bisher undenkbare Wege zu finden, die uns neue Perspektiven eröffnen, zu Oasen werden. (Corrado Zeni über Henri Laborit, „Éloge de la fuite“ (Lob der Flucht))
Flucht nicht als Rückzug aus dem Leben, sondern als Rückzug in das Leben. Die Flucht vor wird zur Flucht zu, zwischen Rebellion und Resignation wird sie zur einzigen Alternative, die eine authentische Existenz ermöglicht. Die gesamte Serie ist hier zu finden.