Die Kapuze eng ins Gesicht gezogen, Sonnenbrille auf und zwei Schichten Kleidung. Dank des salzhaltigen Wüstenbodens fangen meine Chucks an, sich aufzulösen. Ich befinde mich über 3500 Metern Höhe in der bolivianischen Salzwüste. Mein Eindruck: Surreal. Erst später erfahre ich, dass ein Abschnitt der Wüste sogar nach dem spanischen Maler Salvator Dalí, in Anlehnung an seine surrealistischen Gemälde, benannt wurde.
Die Gegend um Uyuni ist staubig und karg, außer weißem Sandboden nur Weite – unglaubliche Weite. Am Horizont sind einzelne Vulkane sichtbar. „Dafür bist Du nach Südamerika gekommen“, erklärt mir mein inneres Ich in meditativer Stimmung. Insgesamt bin ich drei Monate unterwegs und die Tage in der bolivianischen Wüste prägen besonders. Boliviens Salzwüste beherbergt eines der größten Mineralienvorkommen der Welt: Lithium.
Landwirtschaft ist jedoch fast unmöglich, Trinkwasser ein seltenes Gut und mit Temperaturen von bis zu -20 °C scheint das Leben nicht gerade einfach. Umso erstaunlicher wirkt das alltägliche Leben der Einheimischen, sobald die touristischen Pfade rund um den Salar de Uyuni verlassen werden: Spielende Schulkinder, rumalbernde Teenager und zufälligerweise auch ein Fußballspiel zweier benachbarter Dörfer. Ich setze mich neben die anderen Jugendlichen und schaue zu.
Die Jungs kicken gut, ich bekomme Lust, mitzuspielen. „Geht sowieso nicht – ist ein offizielles Spiel“, denke ich mir, während ich eine Zigarette anzünde. Rauchen ist mir auf der Höhe anstrengend genug und ich bin froh, mich nicht übermäßig bewegen zu müssen. Alles ist auf ein Minimum reduziert, nicht nur der Fußballplatz (ohne für mich erkennbare Linien oder Netze im Tor), sondern auch das Drumherum. Der Himmel: nur eine blaue Fläche, eine Farbe ohne Muster. Der Vordergrund: Wüstenboden, keine störenden Elemente. Alles wirkt so geometrisch perfekt.
Beim Blick durch den Sucher meiner Kamera fällt mir beinahe die Zigarette aus dem Mund. Selbst einfache Strommasten oder Torpfosten bilden faszinierende vertikale Linien auf den farbigen Rechtecken der Wüstenlandschaft. „No, no soy un fotógrafo deportivo“, schreie ich zurück, während ich hinter dem Torwart stehe und darauf warte, dass mir jemand die Kamera aus der Hand schießt.
Ich ziehe weiter, um mehr vom Leben der Bolivianos und den beeindruckenden Landschaften zu sehen. Stundenlang streife ich durch die Gegend, um mit dieser surrealen geometrischen Welt klar zu kommen. Belohnt werde ich mit alten Bahngleisen, einsamen Steinhütten und der Weite der bolivianischen Wüste.