01. August 2015

Verleih mir Flügel

Island ist für viele ein Sehnsuchtsland. Für mich ist die Insel im Nordmeer ein Stück Heimat, denn ich habe dort zwei Jahre gelebt und gearbeitet. In meinem Projekt „Verleih mir Flügel“ erfasse ich die besondere Atmosphäre Islands mit farblich reduzierten Bildern und persönlichen Motiven fernab der touristischen Sehenswürdigkeiten.

Island anders sehen, keine Panorama-Fotos der Landschaft mit Wow-Effekt zeigen – mein ganz persönliches Gefühl der Insel versuchen in Bildern widerzugeben: Das ist das Ziel dieses Projekts.

Island als Reiseland und Motiv-Paradies für Fotografen boomt. Für mich ist Island mehr, es ist ein Stück Heimat. Vor sieben Jahren bin ich dorthin gezogen und habe zwei Jahre in Reykjavík gelebt. Das Leben auf der Insel im Nordmeer und die Mentalität und Lebenseinstellung der Isländerinnen und Isländer haben mich verändert – mir vieles offenbart: erfüllte Träume, Kreativität, Geborgenheit, Gelassenheit, Sehnsüchte, Zeitlosigkeit.

Es ist eine intensive Zeit mit Höhen und Tiefen, mit beeindruckenden Begegnungen mit Menschen gewesen – und dauert bis heute an. Die Arbeit mit dem Titel „Verleih mir Flügel“, entnommen einem Gedicht der isländischen Lyrikerin Hulda, ist eine kleine persönliche Zwischenbilanz.

Vogelschwarm am Meereshimmel

Kinder spielen in einer Landschaft

Foto einer Strasse

Bild von Fell eines Pferdes

Bild eines Strassenverlaufs

Bild einer Landschaft

Bild einer Landschaft

Ein Schaf steht in einer Landschaft

Entstanden ist die Fotoserie im Sommer 2014 im Rahmen eines Jahresseminars bei Linn Schröder an der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin. Sechs Wochen war ich allein unterwegs. Mit dem eigenen Auto bin ich via Fähre von Dänemark auf die Insel gekommen, wie damals, als ich nach Island gezogen bin. Mitgenommen habe ich meine Minolta XG-1 und zahlreiche Farbfilme. Ich wollte bewusst kein digitales Backup.

Die reduzierte Farbigkeit habe ich durch Überbelichtung erreicht, keines der Bilder ist digital nachbearbeitet. So geben die Bilder einerseits die mystische Stimmung und Merkwürdigkeit wider, die auf Island herrscht. Andererseits implizieren sie für mich ein Gefühl der Geborgenheit und Kindheit, erinnern an alte Familienfotoalben – wie ich sie zur Inspiration auf dem Flohmarkt gefunden hatte. Die Mischung von Tagen ganz allein und Besuchen bei Freunden auf der Insel versetzten mich in die richtige Stimmung für diese etwas andere Art von Road-Story.

Wer mehr über mich und meine Serie erfahren möchte, lese eine Rezension von Peter Lindhorst auf dem Fotoblog von Hatje Cantz. Das Buch zur Fotoserie „Verleih mir Flügel“ ist erhältlich in einer ersten Spezialauflage von 35 Exemplaren, nummeriert und signiert, gedruckt auf Munken-Lynx-Designpapier, fadengeheftet und in Schweizer Broschur-Bindung. Es ist für 28 € in der Buchhandlung Haus der Fotografie in den Deichtorhallen oder direkt per E-Mail bei mir erhältlich.

17 Kommentare

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  1. Als Nichtisländer erkenne ich ohne die Wow-Panoramen Island nicht wieder. Da ich dort noch nie war, bleibt mir nur übrig der Fotografin zu glauben, daß sich Island überbelichtet anfühlt, wenn man dort länger wohnt. Muß wohl am Polarsommer liegen. Das bringt mich dazu zu glauben, dass sich der Winter dort unterbelichtet anfühlen muss.

    • Danke, der war gut! :-)

      Davon ab: Dem Trend des überperfekten Bildes auf der einen Seite scheinen manche einen Trend des absolut unperfekten entgegensetzen zu müssen. Böse interpretiert könnte man vermuten, wer es nicht wirklich gut hinbekommt, macht das genaue Gegenteil und kann es damit auch als Fotokunst verkaufen. Mit gehen überbelichtete Flaschfarbenwackelfotos in ihrer Häufigkeit mittlerweile genauso auf den Wecker wie die Masse der Hyperrealismusfotos.

      Hier kann ich immerhin die Erklärung nachvollziehen, dass die Fotografin die Anmutung vergilbter Fotos aus der Kindheit nachempfinden wollte.

      • Diese Erklärung (vergilbte Fotos aus der Kindheit) ist so flach und abgegriffen, dass sie wohl kaum jemand überzeugt. Daneben sind die vorgestellten Bilder genauso klischeehaft (nur halt ein bisschen überbelichet), wie unzählige Island Bilder auf Flickr und co.
        Zum Vergleich empfehle ich einmal die Arbeit von Ragnar Axelsson (Rax), dann erkennt man himmelweite Qualitätsunterschiede. Und wenn es um analog geht, sollte man sich schon ein bisschen eigene Gedanken machen, wie kürzlich die vorgestellte Arbeit über Väter von Gesche Jäger, diese Arbeit konnte konzeptuell – im Gegensatz zu der obigen – überzeugen.

  2. hmm
    ich glaube ich bleibe doch lieber bei den klassischen Island Fotos die man so kennt.
    Mit den Aufnahmen oder dem Stil wie diese Aufnahmen erstellt wurden kann ich leider wenig anfangen, es spricht mich leider nicht an. Die Motive mögen zwar gefallen und es lässt sich sicherlich einiges damit machen, aber die Umsetzung mag mir gar nicht gefallen.

    • Der Kommentar ist blöde, da die Art zu fotografieren etwas (laut Fotografin) mit der Stimmung, und nicht mit analog oder digital zu tun hatte. Überbelichten kann ich auch digital, oder?!

      • Natürlich ist der Kommentar blöde. Eben genauso wie dieses ewige analoge
        Gehabe. „Hab ich ganz bewusst ausgewählt……Da arbeite ich ganz
        bewusst……Hat mehr Substanz als digital,,,,“ Und was dann dabei rum
        kommt sieht man ja. Nicht Bilder die analog aufgenommen wurden sonder die nach „analog“ aussehen. So mit Holzhammer, daß es auch der letzte mitbekommt. Vor ein paar Tagen gab es einen Artikel zu einem Fotobuch über Väter. Auch analog aufgenommen. Nur sahen die Fotos wie Bilder aus und nicht wie irgendwas, das zwanghaft durch Instagram durchgezogen wurde. Dadurch wird meines Erachtens nach keine Stimmung sonder Einfallslosigkeit transportiert. Warum man dafür ein Seminar für Fotografie belegen muss ist mir ein Rätsel. Und ja,das kann man auch digital. Die Technik ist halt unerheblich. Das Ergebnis zählt.

      • „Die Technik ist halt unerheblich. Das Ergebnis zählt.“

        mann könnte den Spieß auch umdrehen:

        „Der Weg ist das Ziel“

        In der zwanghaften Fixiernug auf Ergebnisse mit konsumistischen Prädikaten: Schneller, Mehr und Billiger, erstikt der Geist der Kreation. Ich bin froh, dass nicht alle die romantischen Vorstellungen vom Schaffungsprozess los geworden sind. Dass noch Menschen gibt, die einfach auf Geräusch vom Filmtransport in der Kamera stehen, den Geruch des frisch angerührten Kollodiums mögen und die Geburt einer Cyanotypie lieber über einer Entwicklungsschale bewundern, als vor einem PC-Monitor.

        vg
        vt

  3. Also zuerst: mir gefallen die Bilder in ihrer Stimmung.
    Zur Diskussion:
    Ich halte den sich immer mehr verbreitenden Habitus, dass analog der wahrhaftigere Schaffensprozess sei, für albern. Das geht so weit, dass ich hier schon einmal lesen durfte, wie bewusst man doch mit einer Polaroid arbeiten könne: mit einer Sofortbi
    ldknipse: da lache ich heute noch über die Aussage.
    Wer Spaß dran hat, soll gern analog fotografieren, wer es ernst meint, sollte dort ruhig kräftige scharfe Bilder produzieren können.
    Letztlich ist analog heute ein Wekzeug und per se sollte man dieses nicht edler bewerten als eine Bildbearbeitung.
    Im Ergebnis aber zählt das Bild.

  4. Knackig scharde Bilder kann ich – wenn ich will und kann – auch analog produzieren. Die Möglichkeiten, die ich früher analog hatte ( und ich spreche hier von 30 Jahren Erfahrung in der analogen Fotografie), sind längst durch das eingeschränkte Angebot an Film, Entwickler und Papiere nicht mehr gegeben. Ich verstehe den Hype um diese Resterampe, die eigentlich nur noch massive Einschränkungen bietet, nicht.

    Digital können bei Bedarf und Können der digitalen Fotografie exakt die gleichen Qualitäten geliefert werden.

    Entscheidend ist doch, dass das Bild das transportiert, was ich will.

    Die Diskussion des „wie“ gehört in ein Tutorial und nicht in die Bildbeschreibung. Dann können auch Alternativen der Herstellung aufgezeigt werden. Oder diskutieren wir bei van Gogh über die Briete des Pinsels?

    • Finde ich sehr zutreffend!

      Zu den Bildern: Die Stimmung der Bilder spricht mich an. Die Motive mal mehr, mal weniger. Insgesamt gefällt mir, dass ein subjektiver Ansatz verfolgt wurde, was die Darstellung von Island betrifft.

      Ich wünschte, diese ganze Einteilung in „Analog“ und „Digital“ – wäre längst passé… Genausogut könnte man Kategorien wie „Nikon“, „Canon“, „Leica“- Bilder etc. aufmachen. Was ich sinnvoller fände wären Kategorien wie „gephotoshopped“ und „minimal-bearbeitet“ oder ähnliches. Sicher könnte man noch irgendwo im Text erwähnen, wie die Bilder entstanden sind, aber das ganze immer als Kategorie zu führen , in der man irgendwas „darf“, was digital verboten ist oder umgekehrt, wie schon angemerkt wurde ;-) halte ich persönlich für nicht so gut. Meine 2 cents ;)

  5. Egal ob analog oder digital, mich ermüdet dieses Thema inzwischen ungemein und immer wieder wird heftig darüber diskutiert, spricht mich die Stimmung der Bilder an. Für mich sind es ganz persönliche Einblicke in Gedanken, Träume, Erlebtes. Auch wenn ich mit Bild Nummer 4 etwas hapere, so fügt es sich in die gesamte Fotoserie wunderbar ein. Meiner Meinung nach hat Tina Bauer genau das umgesetzt, was sie ausdrücken wollte.

  6. @VicTor
    Schrieb hier jemand etwas von schneller,mehr und billiger? Schon komisch was Sie hier reinlesen. Niemand hat etwas gegen analoge Fotografie gesagt. Sieht man den Bildern letzten Endes meistens sowieso nicht an wie sie aufgenommen wurden. Und wieso die Wahl des Werkzeuges evtl. die Kreativität einschränken soll ist mir echt ein Rätsel. Diesen ideologischen Schmuh hat man in der Musik schon vor zwanzig Jahren durchgemacht. Kräht heute kein Hahn mehr nach.