Aktion: Raus aus dem Kreatief! Teil 1
Das kennst Du sicher: Du fühlst Dich kreativ blockiert, möchtest eigentlich ein tolles neues Projekt machen, aber die Idee oder Motivation fehlt. Vielleicht fühlst Du Dich auch in den von Dir selbst aufgestellten Regeln Deines Stils gefangen. Oder hast die Ahnung einer großartigen neuen Idee in Dir, sie will aber nicht so recht Form annehmen.
Du kannst diesen Zustand „Blockade“, „Kreatief“ oder irgendwie anders nennen. Er kommt auch gern in unterschiedlichen Größen, Formen und Farben, aber Fakt ist: Irgendetwas ist verhakt, manchmal kommt man kreativ nicht so vom Fleck, wie man möchte. Es gibt Menschen, denen es dann hilft, mal eine Weile die Kamera zur Seite zu legen. Anderen hilft es nur, weiterzumachen.
Wenn auch Du zu den Machern gehörst (oder noch nicht sicher bist), dann ist diese Aktion die richtige für Dich. Worum geht’s? Mit einfachen Projekten die eigene fotografische Kreativität kitzeln, indem man etwas Neues macht.
Ein Jahr lang gibt es für jeden Monat einen Vorschlag, wie Du eine neue Perspektive auf Deine Fotos bekommen, neue Methoden ausprobieren oder über Deine bisherigen Arbeiten reflektieren kannst. Sie sind einfach aufgebaut, sodass jeder daraus mitnehmen kann, was ihm oder ihr gefällt.
Die Regeln: Die Projekte veröffentlichen wir jeweils am Ende eines Monats für den folgenden. Du darfst nur innerhalb des jeweiligen Monats am Projekt arbeiten. Nicht davor, nicht danach. Du kannst natürlich schon einmal Deinen Kopf mit dem neuen Projekt füttern und Dein Unterbewusstsein daran arbeiten lassen, bevor es los geht.
Du kannst Dir für das Projekt einen einzigen Tag Zeit nehmen oder den ganzen Monat. Lege am Ende des letzten Monats fest, wie viel Zeit Du wann in das nächste Projekt investierst. Wenn Dir das Projekt zu einfach vorkommt: Erfinde mehrere Varianten davon und führe es im Monat mehrfach durch, so unterschiedlich wie möglich.
Mach nicht das, was Du immer machst. Brich Deine eigenen Regeln, verlasse Deinen Stil und am besten auch Dein Genre. Erstelle etwas, von dem die, die Dich kennen, überrascht wären, dass es von Dir ist. Fang neu an und mach es schwieriger, wenn Du während eines Projektes merkst, dass es Dir leicht fällt, es umzusetzen.
Mach die Projekte nicht, um die Ergebnisse zu veröffentlichen. Mach die Projekte unter der Bedingung, dass Du die Ergebnisse nicht zeigst. Der Prozess allein zählt. Und Deine Gedanken dabei. Und Deine Gedanken danach. Wenn Du möchtest, schreib sie auf, wenn Du mit einem Projekt fertig bist. Lege sie zusammen mit Deinen Ergebnissen weg und schaue beides erst nach Wochen wieder an.
Projekt #01 für August 2015
Wähle Bilder aus Deinem Archiv, am besten Ausschuss. Lege Dich auf ein Format bzw. Seitenverhältnis fest. Schneide Teile oder interessante Details der ausgewählten Bilder in diesem Format aus, digital oder analog auf möglichst günstigen, großen Abzügen. Setze die Teile zu einer Serie von Diptychons zusammen.
Finde Bildpaare, die neue Bezüge zwischen den Details Einzelbildern schaffen, spannende Parallelen oder Kontraste aufweisen. Zögere nicht, Dir weitere passende Schnipsel aus Deinem Bildarchiv zu holen, Ausschnitte neu zuzuschneiden oder Teile geeignet zu bearbeiten, wenn Du etwas siehst oder ahnst, es aber noch nicht ganz passt.
Achja: Wir können natürlich nicht kontrollieren, ob Du Dich an die Regeln hältst. Sieh sie als Herausforderungen, an denen Du wachsen kannst und befolge sie. Oder brich sie, wenn Du möchtest. Wenn Du es nicht lassen kannst, zeig uns Deine Bilder. Oder schreib uns in den Kommentaren, was das Projekt mit Dir gemacht hat.
Diese Projektserie ist schwerstens inspiriert von „Creative Block“* und erscheint mit freundlicher Genehmigung der „neidischen Kuratorin“ Danielle Krysa.
* Das ist ein Affiliate-Link zu Amazon. Wenn Du darüber etwas kaufst, erhält kwerfeldein eine kleine Provision, Du zahlst aber keinen Cent mehr.
Klar, ohne Idee ohne Botschaft ohne konkretes Ziel arbeiten und den Zufall das Ergebnis überlassen ist bei euch Krativität. Peinlich. Habt eine Idee , ein Ziel und vermittelt die Aussage auf den Punkt und neuartig (kreare heißt was neues schaffen- auf ein Ziel bezogen), dann wird ein Schuh raus.
werdet mal erwachsen! Kommt aus der kindlichen Wohlfühlzone und arbeitet an Botschaften und Konzepten – kreativ
Lieber Richard, bei der Serie geht es um kreative Techniken und ja, Zufall kann ein Mittel sein, um mal aus eingetrampelten Pfaden herauszukommen. Das heißt nicht, dass alles nur Zufall ist. Botschaften und Konzepte kann man als Durchführender gern mit einbeziehen, das haben wir nirgendwo verboten, ist aber hier ganz konkret einfach nicht der Schwerpunkt.
Das klingt für mich so: Erwachsen sein bedeutet nicht spielen zu dürfen? Alles muss arbeit sein? Ziel und ergebnisorientiert? Wohlfühlen darf man sich auch dabei nicht? Klingt für mich voll verkröpft und nach einem Konzept das jede Kreativität im Keim ersticken will und sie in Bahnen lenkt in denen produziert wird. Bloß keine Überraschungen! Ich hoffe ich werde nie erwachsen :-)
Andersherum ist das ganze aber auch ein ziemliches im Trüben fischen. Und ob dabei etwas herauskommt das einem aus dem Kreatif hilft halte ich für fraglich. Und ob das dann was mit spielen und wohlfühlen Zutun hat…….
@Carsten: +1
Aber das ist genau so gewünscht: ziellos und ohne konkretes (d.h. gewinnorientiertes) Ergebnis etwas tun ist Zeitverschwendung und hält dich nur davon ab, Leistung zu bringen und dem wirtschaftlichen Wachstum dieser Gesellschaft zu dienen.
Schrecklich!
Peinlich sind solche Kommentare wie von dir. Bleib du mal lieber etwas mehr Kind und arbeite an deinem Umgang mit anderen Menschen. Wenn du schon alles weißt und kannst, dann kannst du ja einfach die Anregung, die dieser Beitrag geben möchte ignorieren und stolz deine erwachsenen Kreationen präsentieren.
Oh ja, das ist meist die erste Reaktion auf unkonkrete Aufgabenstellungen.
„Hä, ist das alles, was ihr euch überlegt habt?
Und ich dachte, ihr macht euch mehr Arbeit dabei uns eine Aufgabe zu stellen…“
So oder so ähnlich können noch einige Kommentare kommen.
Aber ganz ehrlich liebe Kritiker, wer seinen kreativen Prozess wieder anstoßen möchte oder ihn wieder in Gang bringen möchte, muss aktiv werden. Und die Vorgaben sind m. E. sehr konkret gehalten.
Ich finde den Ansatz sehr interessant wobei es manchmal dauert, bis man sich auf neue Sachen einlassen kann.
Also liebe Kritiker, ihr könnt – müsst aber auch nicht – mitmachen, ihr könnt euch andere Aufgaben suchen oder euch auf etwas Neues einlassen. Und – ganz ehrlich – manchmal macht die Einschränkung kreativ aber manchmal macht auch die Freiheit kreativ. Aber egal vielleicht sollte man manches erst mal ausprobieren, bevor man es schlecht redet.
In diesem Sinne erst mal danke für die Aufgabe.
Viele Grüße Jürgen
Zit. : „Finde Bildpaare, die neue Bezüge zwischen den Details Einzelbildern schaffen, spannende Parallelen oder Kontraste aufweisen. Zögere nicht, Dir weitere passende Schnipsel aus Deinem Bildarchiv zu holen, Ausschnitte neu zuzuschneiden oder Teile geeignet zu bearbeiten, wenn Du etwas siehst oder ahnst, es aber noch nicht ganz passt“.
@Richard
Was soll daran jetzt „konzeptlos“, „dem Zufall überlassen“ sein? Das ist eine ziemlich konkrete Handlungsanweisung und dies ist durchaus geeignet, neue Zugänge zu finden und etwas zu entwickeln. Jedenfalls weit weg von diesen „verkopften“ und bemühten Pseudo-intellektuellen „Konzepten“ die man immer häufiger antrifft.
antonio
Oh, das hört sich interessant an und könnte es auch werden. Ich bin Portraitfotografin und arbeite im Studio und nur selten Outdoor, darum bin ich auf meinen „Schnipsel“ sehr gespannt. Das Titelbild finde ich auch sehr ansprechend, es ist wohl eine Filzarbeit. Sowas habe ich auch gemacht, als ich dachte, ich könne nicht mehr fotografieren. Das denke ich nun nicht mehr. Ich werde die Herausforderung annehmen und danke Euch sehr für diese tolle Idee!
Hallo Beate, interessant, dass Du im Titelbild Filz siehst. :) Eigentlich ist es ein Detail eines gelifteten, getönten Polaroids, hochauflösend eingescannt und digital nachbearbeitet. Am Ende hat es sich in Strukturen aufgelöst und ist etwas Neues geworden.
Spannender und durchaus kreativer Ansatz – wenn man imstande ist, den vermeintlich sicheren Hafen des „Erwachsen-Seins“ zu verlassen und auf exakt vorgegebene Ideen und Ziele zu verzichten. Richard, was Du hier übertrieben breitbeinig rausposaunst, hat mit meiner Vorstellung von erwachsener Reife nicht viel zu tun.