Sonnenuntergang vor Moscheesilhouette
10. Dezember 2014 Lesezeit: ~5 Minuten

Istanbul und der türkische Westen – eine Reise

14 Millionen Menschen, eine Million Katzen. Eine Stadt, zwei Kontinente. Istanbul ist unglaublich groß, schnell, laut und voll, kann aber gleichermaßen gemütlich, wandelbar, magisch und wunderschön sein.

Es kommt ganz darauf an, wo und mit wem man die Stadt kennenlernt und seinen türkischen Schwarztee trinkt. Zwei Bootsfahrten über einige Stunden reichten mir kaum, um die Dimensionen dieser Stadt zu erfassen. Istanbul ist eine Stadt, die größer ist, als das Auge reicht und weiter, als die Gesänge der Muezzine, die von den Minaretten schallen.

Blick über den Bosporus auf  die Silhouetten der Moscheen Istanbuls

In keiner anderen Stadt habe ich bisher so deutlich gezeigt bekommen, wo ich bin und wie das Leben dort läuft. Während der Gebetszeiten wird die Stadt eingehüllt in die Gesänge, die gleichzeitig aus hunderten Moscheen erklingen. Das ist beeindruckend und ebenso überwältigend. Es hat etwas Unumstößliches, etwas Mächtiges. Der erste Ruf ertönt morgens um 4 Uhr.

Betende in einer Moschee

Istanbul ist eine Stadt, die einen nicht mit offenen Armen empfängt – ihre Bürger hingegen schon. Gastfreundschaft wird in der Türkei groß geschrieben, alle sind über alle Maßen freundlich.

Kommunikative Schwierigkeiten kann man allerdings schon bekommen, wenn man des Türkischen nicht mächtig ist. Mit Händen und Füßen gelang es mir, ein Eis oder Wasser zu bestellen, alles andere erledigte unsere Freundin, die wir dort besuchten. Ihr gilt großer Dank dafür.

Zwei Hände berühren sich.

Seekrank sollte man in Istanbul nicht sein, denn Fährlinien über den Bosporus bilden einen wichtigen Teil des öffentlichen Verkehrs der Stadt. Mit ihnen gelangt man schnell an das jeweils andere Ufer, ans Schwarze Meer oder auch zu den wunderschönen Prinzeninseln.

Auf letzteren sind lediglich Kutschen und Fahrräder als Fortbewegungsmittel zugelassen, Autos gibt es dort nicht. Zugegebenermaßen sind die Inseln mittlerweile recht touristisch.

Ein Boot auf dem Meer.

Doch hat man erst einmal ein Rad ausgeliehen und entfernt sich vom Fährhafen, wo es nach gerösteten Esskastanien und Fisch riecht, erreicht man schnell ruhigere Gefilde.

Ein, zwei Mal schwitzt man sich Anhöhen hinauf und schon ist man fernab vom Trubel der Menschen. Auf den hohen Straßen rund um die Insel hat man einen wunderbaren Blick auf das Meer. Gelegentlich springt sogar ein Delfin aus dem Wasser und das macht jede Anstrengung wieder gut.

Blick von einer Insel aufs Meer

Autos hat man in Istanbul in der Tat sehr schnell satt. Der Verkehr ist ein Riesenchaos. Wer denkt, er sei ein hartgesottener, deutscher Autofahrer, wird in Istanbul müde belächelt. Wir wurden im Auto von wilden Hunden verfolgt. In den Bus steigt man ein und aus, wie es gerade passt. Die Hupe hat auf der Straße Warnfunktion; alle hupen immer.

Fünfspurige Straßen werden auch gern mal siebenspurig genutzt. Gurte in Taxen gelten als überflüssige Deko und das Mindestalter der zweirädrig motorisierten Jugend liegt bei schätzungsweise 11¾ Jahren.

Eine Menschenmenge vor Moscheen

Wem das alles zu viel wird und wer sich wie wir direkt nach der Ankunft mit all seinem Gepäck tapfer durch den eben beschriebenen Wahnsinn gekämpft hat, dem verspricht ein besonderes Café Entspannung. Auf der asiatischen Seite der Stadt in Höhe des Prinzessinenturms kann man direkt am Wasser in aller Ruhe bei einem Heißgetränk den Sonnenuntergang genießen.

Es ist ein stiller, geradezu romantischer Ort, an dem die Stadt zur Ruhe zu kommen scheint. Dort gelang es mir, exakt das Foto machen, das ich mir zuvor vorgestellt hatte: Schönste Abenddämmerung, ein tieforangefarbener Himmel, Moschee-Silhouetten und fliegende Möwen. Zugegebenermaßen vielleicht etwas kitschig, aber traumhaft.

Sonnenuntergang vor Moscheesilhouette

Auf Reisen findet sich in meiner Fototasche übrigens nicht sehr viel. Die meisten Bilder fotografiere ich mit meinem einfachsten Objektiv und treuen Reise-Allrounder, einem Sigma 18 – 200 mm f/3.5 an meiner Nikon D7000.

Portraits und lichtschwache Situationen nehme ich mit meinem „Immerdrauf“ auf, einem Nikon 35 mm f/1.8, das sehr leicht ist. Blitze bleiben zuhause. Neben der D7000 kommt immer auch meine Fuji Instax Mini mit, über deren Polaroids im Visitenkartenformat ich mich jedes Mal freue wie ein kleines Kind.

Reges Treiben in einem Markt.

Den Rhythmus Istanbuls muss man erleben. Die Basare und Einkaufsstraßen sind ein Erlebnis für alle Sinne. Alles ist bunt und viel. Und doch scheint abends auch der letzte Imbiss leer gekauft zu sein. Sattwerden ist in Istanbul nur ein netter Nebeneffekt des Essens. Das kulinarische Angebot überforderte mich, aber ich war begeistert.

Nach vier Tagen in Istanbul hatten wir das große Glück, auch noch einige Zeit bei der Verwandtschaft unserer Freundin in der Nähe von Çanakkale verbringen zu können.

Kaputtes Tier in Schüsseln

Es war gerade Bayram, die Zeit des Opferfestes und wir erlebten, wie in allen Dörfern gefeiert wurde. Allein, jemandem ein freundliches Hallo entegegenzubringen und ein fröhliches Fest zu wünschen, bringt einem Unmengen an kleinen, leckeren Dingen als Gastgeschenke ein.

Dabei spielt es keine Rolle, ob man sich kennt oder nicht. Wer Glückwünsche zum Fest ausspricht, ist ein Freund und wird beschenkt und das nicht zu knapp. Bedingungslose Freundlichkeit und Freude über unbekannten Besuch – wenn ich etwas von dort mit zurück nach Hause nehmen wollte, dann das.

Frau auf einer Fähre.

Und immer, wenn ich mir die Bilder dieser Reise anschaue, stelle ich fest, dass es nichts Besseres gibt, als sich von ortskundigen Menschen ihre Heimat zeigen zu lassen. Teşekkürler für diese großartige Erfahrung!

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