Sanft, nah und leicht, diese Attribute bekommen nur wenige Aufnahmen in diesem Magazin. Wie aus dem Traum gegriffen verzaubern Portraits der Künstlerin Li Hui, ohne auch nur ein einziges Gesicht in seiner Gesamtheit zu zeigen. Sie erzählen von großen Gefühlen wie Einsamkeit, erwecken aber keine Melancholie.
Es ist nicht leicht, zu begründen, warum die Bilder einer Li Hui so wirken, wie sie wirken. Allein an der analoge Arbeitsweise, ausschnitthaften Portraits, getaucht in Unschärfe oder den alltäglich anmutenden Momentaufnahmen kann es nicht liegen.
Ein scheint, als ob die Fotografin etwas sagen will, das jenseits kognitiver Umschreibungen liegt – und es schwingt etwas mit, das – Achtung, antiquiertes Wort – Liebe genannt wird. Und das, obwohl in den wenigsten Aufnahmen zwei Personen zu sehen sind.
Auf meine Nachfrage erklärt Li Hui:
Subtile Dinge berühren mich. Wenn ich Musik höre, wird mein Geist sehr aktiv, Szenen erscheinen vor meinem inneren Auge, die zur Musik passen. So entstehen meinen Aufnahmen.
Als ich sie frage, ob sie mir etwas mehr über ihre Herkunft und Persönlichkeit sagen will, als ich im Internet herausfinden konnte, lehnt Li Hui ab. Sie glaubt, dass ihre Bilder wichtiger sind als sie selbst. Solch eine Demut überrascht nicht, doch ist sie viel zu selten unter Menschen, die mit der Fotografie etwas ausdrücken wollen.
Und so belasse ich auch diese Bildstrecke bei wenigen Worten und scrolle noch einmal von oben nach unten alle Aufnahmen durch. Ich werde sie nicht vergessen.